Missing Link: Von Corona-Patenten, mRNA-Open-Sourcing und öffentlichen Gütern

Seite 3: mRNA made in China

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Die Beschränkung schützt beispielsweise westliche mRNA-Pandemiegewinner wie Pfizer/Biontech und Moderna, die astronomische Gewinne durch das Impfgeschäft verbuchen konnten. Biontech schätzt seinen Umsatz für 2022 auf 13 bis 17 Milliarden Euro ein.

Dem Ziel, so schnell wie möglich so viel wie möglich Impfstoff in einer Pandemie zu produzieren, ist die Einschränkung von Bereichen und möglichen Ländern aber kaum zuträglich, fürchtet Dovifat. "Es müsste gerade in einer Pandemie doch darum gehen, so viel wie möglich so schnell wie möglich zu produzieren."

Chinesische Hersteller haben zuletzt Bemühungen um einen eigenen mRNA-Impfstoff forciert, und könnten vielleicht ein alternativer Provider für mRNA Impfstoffe werden. Gleich mehrere Unternehmen liefern sich aktuell mit laufenden klinischen Tests ein Rennen, um die erste Zulassung zu ergattern.

Fast zeitgleich meldeten CSPC Pharmaceutical Group in Shijiazhuang, der Impfstoffhersteller CanSino in Tianjin, und StemiRNA in Shanghai, dass sie die Zulassung für klinische Studien haben.

CanSino hat einen der ersten Vektorimpfstoffe (Adenovirus Impfstoff) an den Start gebracht und startete Anfang April die klinische Studie für seinen mRNA-Impfstoff. Der CEO des Unternehmens Yu Xuefeng unterstrich gegenüber der South China Morning Post, mRNA Impfstoffe seien für Chinas Kampf gegen den Coronavirus unverzichtbar. Die Firma StemiRNA meldet, man habe nach ersten klinischen Phasen in Laos auch in China Patientenstudien gestartet und plane bereits den Bau von Produktionsstätten in Pudong.

Noch weiter ist das Unternehmen Abogen. Dessen Gründer, Ying Bo, arbeitete mehrere Jahre für Moderna, bevor er 2019 in China mit Abogen gründete.Yings ursprüngliche Idee war die Nutzbarmachung mRNA für die Krebstherapie. Wie die westlichen Kollegen bastelt er jetzt an einem mRNA Covid-Impfstoff, ARRCoVax.

Ausreichend Geld konnten alle mRNA-Aspiranten auftreiben – Abogen warb zwischen April und Dezember 2021 800 Millionen Dollar ein. Trotzdem brauchten sie Zeit für die Entwicklung des Ökosystems ihrer mRNA-Plattform, sagte Analyst Brian Yang von der Pekinger Firma Pharma Intelligence gegenüber dem Fachblatt The WIRE China.

McKinsey prophezeite in einem Bericht zu Chinas Biotech-Sektor von einer "Morgenröte chinesischer Biopharma-Innovationen" und verwies etwa auf die rasant gestiegene Marktkapitalisierung von 3 Milliarden Dollar in 2016 auf 380 Milliarden; und der Regulierer habe sich auch auf einen Boom eingestellt. Die Zulassungsbehörde für Medikamenten (Center for Drug Evalution) sei von 150 Prüfern 2015 auf 700 2018 aufgebaut worden.

Chinas Biopharma Boom

(Bild: McKinsey)