Missing Link: Was ein flexibler Strommarkt für Geldbeutel und Klimaschutz bringt

Seite 4: Klimaziele könnten sogar übertroffen werden

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Mit den um fast 84 Kilogramm pro Kopf reduzierten CO₂-Ausstößen dürfte der Energiesektor das 55-Prozent-Minderungsziel bis 2030 sogar übertreffen, lautet ein weiteres Resultat. Die Drosselung bei der Einspeisung erneuerbarer Energien würde um 15,5 TWh (61 Prozent) geringer ausfallen, was deren Wirtschaftlichkeit und die Verfügbarkeit von Grünstrom für die Verbraucher verbessere.

Die Studie legt schließlich nahe, dass dem Energiesystem ohne DSF im Jahr 2030 mindestens 60 GW an Erzeugungskapazität fehlen, um die Versorgungssicherheit während Nachfragespitzen zu gewährleisten. Lastverschiebung und -beschränkung wiederum ermöglichten es, dieses Manko auszugleichen. 2,7 Milliarden Euro würden dabei durch die Etablierung von 60 GW DSF im Vergleich zur Installation von 60 GW Spitzenerzeugungskapazität jährlich eingespart. Die Aktivierung von DSF-Technologien auf den Ausgleichsmärkten könnte in der EU insgesamt weitere 262 bis 690 Millionen Euro einsparen. Das entspricht einem Reduzierungspotenzial bei den Ausgleichsenergiekosten von 43 bis 66 Prozent.

"Die Verbraucher brauchen einen 'sicheren Raum', damit DSF auf breiter Basis angenommen wird", forderte Monique Goyens, Generaldirektorin des EU-Verbraucherschutzdachverbands Beuc, laut dem Portal "Euractiv" bei der Präsentation der Untersuchung. "Das System sollte freiwillig sein und diejenigen, die sich nicht dafür entscheiden, nicht bestrafen."

Damit sich Lösungen für nachfrageseitige Flexibilität durchsetzen können, müssten diese automatisiert einsetzbar sowie leicht bedienbar sein und ein gutes Design aufweisen, gab Tadhg O’Briain aus dem Generaldirektorat Energie der Kommission zu bedenken. "Wir brauchen jemanden, der das entwickelt", unterstrich er und verglich den bevorstehenden Aufstieg von DSF mit dem iPhone, mit dem Apple von 2007 an das Mobiltelefon neu erfand.

Zuvor hatte die Denkfabrik Agora Energiewende in einer Studie zum "klimaneutralen Stromsystem" die Herausforderungen für Deutschland mit einem massiven Zubau der Erneuerbaren ausgemalt: Einschlägige Anlagen und E-Fahrzeuge müssten demnach künftig "systemdienlich betrieben werden, um die Systemintegration von Wind und Solarstrom zu stärken.

Wenn 25 Prozent der Elektro-Pkw im Jahr 2035 dieses Flexibilitätsmodell nutzten und davon durchschnittlich 40 Prozent der Fahrzeuge für den Strommarkt bereitstellten, beträgt die nutzbare Leistung laut dieser Analyse 28 GW. Obwohl diese nur für kurze Zeiträume von wenigen Stunden verfügbar sei, verringere V2G so den Bedarf an kleinen Batteriespeichern in Eigenheimen sowie den Bedarf an Großbatteriespeichern. Als nötig erachten die Sachverständigen eine zügige Reform der Netzentgelte mit dynamischen Stromtarifen, einen intelligenteren Verteilnetzbetrieb und einen "konsequenten Smart-Meter-Rollout".

(tiw)