Multiroom-Lautsprecher: Tipps zum Kauf und Einsatz von Sonos & Co.

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Auch andere Väter haben hübsche Töchter: Manch einer steigt in ein System ein, weil eine einzige Komponente einfach perfekt für den gewünschten Einsatzzweck passt, oder weil ohnehin schon ein paar vernetzte Komponenten eines bestimmten Herstellers im Haus stehen. Auch das hier vorgestellte Silvercrest-System, das über den Discounter Lidl vertrieben wird, kann sich durchaus hören lassen.

Definitive Technology Produktfoto

Definitive Technology ist seit Jahren auf dem US-Markt aktiv, mit dem vernetztem Wireless Music System (WMS) soll die Marke nun auch hierzulande Fuß fassen. Das Design wirkt edel, die Verarbeitung ist aber auf den zweiten Blick an einigen Stellen nicht ganz so perfekt. Der Stoffüberzug der Soundbar W Studio ist schmutzempfindlich, die ausgelieferte IR-Fernbedienung wirkt billig. Das Bedienfeld der W Studio micro ist ein wenig wackelig und die HiFi-Komponenten sind extrem empfänglich für Fingerabdrücke.

Screenshot Definitive Technology

Im Mehrraumbetrieb arbeitet PlayFi zuverlässig. Über die App lassen sich die WMSSpieler zu einem Verbund zusammenschieben. Die App selbst ist wenig liebevoll gestaltet und beschränkt sich auf die reine Listendarstellung der Musikstücke. App-Varianten für iOS und Android, die die größeren Tablet-Displays ausnutzen, fehlen und es hapert noch an der deutschen Lokalisierung.

Klanglich können am ehesten die SoundBars überzeugen. Besonders die von der Bauform deutlich schlankere W Studio micro kommt mit einem gut abgestimmten Subwoofer und liefert einen tiefen Raumeindruck. Die Aktivlautsprecher spielen zwar preislich in der Oberliga, können sich klanglich aber nicht behaupten. Obwohl der kleine W7 als Stereosystem mit zwei seitlich abstrahlenden Hochtönern ausgelegt ist, wäre er klanglich auch als Mono-System durchgegangen. Sein großer Bruder, der 800 Euro teure W9, hat der Konkurrenz in seiner Preisklasse klanglich wenig entgegenzusetzen. Auch hier scheint die Anordnung der verbauten Lautsprecher eher dem Design als der guten Akustik geschuldet zu sein.

Definitive Technology Komponenten-Übersicht
Gerät W Amp W Adapt W Studio W Studio Micro W7 W9
Firmware 1.9.1.087 1.9.1.087 1.9.1.087 1.9.1.087 1.9.1.087 1.9.1.087
Ausgänge analog / digital Cinch / – Cinch / optisch, koaxial – / HDMI 1.4a – / – – / – – / –
Eingänge analog / digital 3,5 mm Klinke, Cinch / optisch, koaxial 3,5 mm Klinke, Cinch / optisch 3,5 mm Klinke / (3x) HDMI 1.4a, optisch 3,5 mm Klinke / (2x) optisch 3,5 mm Klinke / optisch 3,5 mm Klinke / optisch
Kopfhöreranschluss
USB-Host √ (nur Service) √ (nur Service) √ (nur Service) √ (nur Service)
Equalizer / Bassanhebung / Stereoerweiterung – / – / – – / – / – – / √ / √ – / √ / √ – / – / – – / – / –
Stationstasten
Besonderheiten Integrierte Endstufe DTS / Dolby Digital IR-Repeater
Ethernet √ (2x) – (optional) – (optional)
WLAN 2,4 GHz, 5 GHz 2,4 GHz, 5 Ghz 2,4 GHz, 5 Ghz 2,4 GHz, 5 Ghz 2,4 GHz, 5 Ghz 2,4 GHz, 5 Ghz
Bootzeit aus Power Off 46 s 39 s 57 s 50 s 53 s 64 s
Aufbau Streaming-Client Streaming Client 3x Hochtöner, 6x Mittel-/Tieftöner 3x Hochtöner, 4x Mittel-/ Tieftöner, 1x Subwoofer 2 x 1-Zoll-Hochtöner, 1 x 4-Zoll-Mitten/Tieftöner. 2x Hochtöner, 2x Tieftöner, 2x Full Range
Stromverbrauch Standby / Betrieb 6,1 Watt / 9,2 Watt 4,0 Watt / 4,2 Watt 4,6 Watt / 12,5 Watt 4,5 Watt / 10,0 Watt 7,5 Watt / 9,0 Watt 17,6 Watt / 19,8 Watt
Preis
450 € 460 € 970 € 1.000 € 460 € 800 €

Musikstreaming vom Lebensmittel-Discounter? Da wird manch einer eher skeptisch sein. Die Skepsis verfliegt ein wenig, sobald man weiß, dass im System der Lidl-Hausmarke Silvercrest Frontier Silicons Venice-Plattform steckt. Der britische Chip-Hersteller ist wiederum eng verbandelt mit Imagination Technologies, die mit ihrer Caskeid-Technik durch perfektes Synchronspiel via UPnP AV positiv auffielen.

Die Silvercrest-Lautsprecher kommen in recht schlichter Form daher. Das Einstiegsmodell 18W steckt in einem schwarzen Holzgehäuse mit einer etwas billig wirkenden Außenhaut aus Kunststoff. Die zwei großen Brüder 30W und 35W erinnern eher an Kofferradios aus den 80ern, ein vollsynthetisches Gewebe schützt die Lautsprecher des 30W. Der Name ist bei allen drei Geräten Programm und steht für die maximale Ausgangsleistung in Watt. Auch der kleine Streaming-Client SMRA 5.0 macht wenig Staat und wirkt in seinem billigen Plastikgehäuse etwas verloren, aber das Kistchen dürfte bei den meisten Käufern ohnehin hinter der HiFi-Anlage verschwinden.

Dass die Teile doch einiges auf dem Kasten haben, zeigt sich nach dem Start der für Android und iOS erhältlichen Undok-App von Frontier Silicon. Hier lassen sich alle Komponenten problemlos über den Einrichtungsassistenten ins WLAN hieven. Unter iOS ist hierzu ein manueller Wechsel in das von den Komponenten für die Konfiguration aufgezogene Netzwerk nötig, unter Android funktioniert alles automatisch. Die Undok-App wirkt zwar ein wenig spröde, taugt aber durchaus zum Steuern des Systems. Die Komponenten spielen im Mehrraummodus versatzfrei. Leider ist das System eines der störanfälligsten im Testlabor. Funken andere Geräte im 2,4-GHz-Band, lässt es sich schnell aus der Ruhe bringen und reagiert mit sporadischen Tonaussetzern. Auch die Steuerung selbst bringt den Musikfluss oft durcheinander: Das Verstellen der Lautstärke einer Komponente führt manchmal zum Zusammenbruch der parallelen Wiedergabe.

Eine richtige Verwaltung einer Musikbibliothek im lokalen Netz gibt es nicht, stattdessen muss man sich bei jedem Start einen passenden UPnP-AV-Server suchen, um sich durch dessen Navigationsstruktur zu hangeln oder auf die per USB an eine der Stationen angeschlossene Musikbibliothek zugreifen. Da die App nur einfache Titellisten anzeigt, macht das Navigieren durch umfangreiche Kollektionen wenig Spaß. Derzeit gibt es keine Möglichkeit, auf dem steuernden Mobilgerät abgelegte Musik wiederzugeben. Klanglich überrascht vor allem der kleine W18. Er bringt zwar nicht die Wucht und Präzision eines Play:1 mit, zieht aber an vergleichbaren Geräten wie dem LG H3 klar vorbei. Der nächstgrößere W30 fällt deutlich ab: Aus seinen Breitbandlautsprechern quillt nur mittenbetonter Knobelbecher-Sound – bei maximaler Lautstärke scheppert das Plastik-Chassis vor sich hin. Der W35 mit 2 x 2 Wegen stimmt einen dann wieder versöhnlich. Er klingt deutlich ausgewogener und liefert dank des integrierten Subwoofers einen ordentlichen Bass.

Silvercrest Komponenten-Übersicht
Gerät SMRA 5.0A1 W18 (SMRS 18 A1) W30 (SMRS 30 A1) W35 (SMRS 35 A1)
Firmware V2.9.10 V2.9.10 V2.9.10 V2.9.10
Ausgänge analog / digital Cinch / optisch – / – – / – – / –
Eingänge analog / digital – / – 3,5 mm Klinke / – 3,5 mm Klinke / – 3,5 mm Klinke / –
USB–Host
Equalizer / Bassanhebung / Stereoerweiterung – / – / – √ (4 Voreinstellungen) / – / – √ (4 Voreinstellungen) / – / – √ (4 Voreinstellungen) / – / –
Stationstasten (Radio)
Besonderheiten Mode-Taste Mode-Taste Mode-Taste, Kanalwahl L/R Mode-Taste
Ethernet
WLAN 2,4 GHz, 5 GHz 2,4 GHz, 5 GHz 2,4 GHz, 5 GHz 2,4 GHz, 5 GHz
Bootzeit aus Power Off 14s 14s 14s 14s
Aufbau Streaming-Client Mono Stereo Stereo
Stromverbrauch Standby / Betrieb 2,2 Watt / 2,4 Watt 3,1 Watt / 3,5 Watt 3,6 Watt / 4,5 Watt 3,7 Watt / 4,6 Watt
Preis 60 € 80 € 100 € 130 €

Yamaha Produktfoto

Yamaha mischte mit dem MusicCast-System schon früh im Streaming-Markt mit, verschwand aber wieder von der Bildfläche. Nun ist MusicCast wieder da – nicht als geschlossenes System, sondern als Funktion in einer ganzen Reihe vernetzter HiFi-Komponenten.

Das erklärte Ziel ist, dass alle netzwerkfähigen Yamaha-Produkte künftig MusicCast beherrschen – rein äußerlich folgen sie dabei den Designrichtlinien ihrer jeweiligen Produktgruppe – ein geschlossenes "MusicCast-Design" gibt es also nicht. Die Komponenten im StarterSet "Trio" könnten kaum unterschiedlicher sein: Die Soundbar YSP-1600 kommt als kantiger Balken, der Kompaktlautsprecher WX-030 hat abgerundete Formen. Die Verarbeitung ist hochwertig. Die an der Wand wie ein Bild montierbare Restio ISX 80 wirkt ein wenig wie aus einer anderen Epoche: Tatsächlich ist sie den MusicCast-Komponenten der ersten Generation am ähnlichsten. Statt deren Grafik-Display ist in der Mitte allerdings eine etwas grobschlächtige LED-Segmentanzeige untergebracht. Soundbar und Restio kommen zudem mit einer recht unscheinbaren IR-Folienfernbedienung.

Screenshot Yamaha Musiccast

Die für iOS und Android erhältliche MusicCast-App ist gelungen, besonders wenn man noch die eher technische Anmutung älterer Yamaha-Apps vor Augen hat. Geräte lassen sich einzelnen Räumen zuordnen, für jede Abspielstation kann man für eine bessere Übersichtlichkeit sogar ein selbst geschossenes Foto hinterlegen. Die Zahl verknüpfbarer Musikdienste ist mager: Nur Napster ist integriert, Spotify wird ausschließlich über Spotify Connect bespielt.

Screenshot Yamaha

Der Klang des WX-030 ist okay, mit dem günstigeren Sonos Play:1 kann er trotz größeren Volumens aber nicht mithalten. Die Soundbar liefert einen guten SurroundSound, der allerdings stark vom jeweiligen Raum abhängig ist. Yamaha nutzt die hauseigene Sound-Projektionstechnik für den Rundumklang. Über die Fernbedienung lässt sich das Soundfeld nur minimal korrigieren. Etwas enttäuscht waren wir von der Restio ISX 80: Schon bei mittlerer Lautstärke wirkte ihr Sound recht verhangen. Drehte man mal richtig auf, verausgabte sich die Mini-Anlage und schepperte mehr als zu klingen.

Eine Schmankerl hat nur das MusicCast zu bieten: Mit den Multiroom-Pianos disklavier Enspire liefert Yamahas Musiksparte vernetzte Tasteninstrumente, die im Verbund mit dem MusicCast-Lautprechern arbeiten. So bietet Yamaha speziell aufbereitete Inhalte, bei denen der Konzertflügel live spielt, während begleitende Instrumente oder die Vocals aus den Netzerklautsprechern zugespielt werden. Auf Wunsch kann man auch mehere Flügel parallel klimpern lassen – wenn man es sich leisten kann.

Yamaha Komponenten-Übersicht
Gerät Restio ISX 80 YSP - 1600 WX - 030
Firmware 1.16 (0516) 2.26 (0512) 1.02 (0318)
Ausgänge analog / digital – / – Subwoofer (Cinch) / via HDMI – / –
Eingänge analog / digital 3,5 mm Klinke / – 3,5 mm Klinke / optisch – / –
Kopfhöreranschluss
USB-Host – <+>nur Service<+>
Equalizer / Bassanhebung / Stereoerweiterung Höhen, Mitten, Bässe / – / – – / – / – – / – / –
Stationstasten 6 (auf Fernbedienung) 3 (auf Fernbedienung)
Besonderheiten Soundprojektion einstellbar, Uhr Soundprojektion einstellbar, IR-Booster Wandhalter
Ethernet
WLAN 2,4 GHz 2,4 GHz 2,4 GHz
Bootzeit aus Power Off 18 s 18 s 18 s
Aufbau Stereo, 2x Hochtöner, 2x Tieftöner 8x "Beam"-Lautsprecher, 2x Subwoofer 1x Hochtöner, 1x Tieftöner
Stromverbrauch Standby / Betrieb 2,1 Watt / 3,8 Watt 2,1 Watt / 8,5 Watt 2,0 Watt / 3,5 Watt
Preis
400 € 550 € 270 €

(sha)