Pieks in die Bandscheiben: Wie eine Injektion gegen Rückenschmerzen helfen soll

US-Forscher entwickeln eine Langzeitbehandlung für Schmerzen im unteren Rückenbereich. Sie ist minimal-invasiv und soll mindestens drei Jahre vorhalten.

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Rückenschmerzen.

Rückenschmerzen (Symbolbild).

(Bild: Shutterstock / Sasin Paraksa)

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Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. Oft handelt es sich dabei um eine degenerative Bandscheibenerkrankung, von der allein in den USA bis zu 40 Prozent aller Menschen im Alter von über 40 Jahren betroffen sein sollen. Neben äußerlichen Behandlungsansätzen wie der Physiotherapie, Spritzen mit Steroiden oder (teils schweren) Schmerzmitteln werden bei Rückenschmerzen sehr viele Operationen vorgenommen. Die sind zwar teuer, aber erstaunlich ineffektiv. "Oft geht es Patienten hinterher sogar schlechter", schrieb der Spiegel kürzlich in einer Titelgeschichte zum Thema.

Eine Gruppe von Forschern um den Radiologen Douglas Beall von der Einrichtung Clinical Radiology of Oklahoma im gleichnamigen US-Bundesstaat arbeitet nun seit mehreren Jahren an einem neuen Ansatz. Das minimalinvasive Verfahren nutzt Zellmaterial von gesunden Spendern, um das neuerliche Wachstum des Knorpelmaterials bei den Patienten anzuregen. Dazu wird die Mischung aus Knochenmarkzellen und zerkleinertem Bandscheibengewebe in die betroffenen Bandscheibenbereiche injiziert.

Die klinische Studie, die über drei Jahre dauerte, ergab, dass immerhin 60 Prozent der Probanden eine um 50 Prozent verbesserte Schmerzsituation schilderten (nach dem sogenannten Oswestry Disability Index, ODI). 70 Prozent gaben eine Verbesserung des ODI-Werts um 20 Punkte an. Das entspricht Schmerzen des Schweregrads "schwer" bis "mittel", die nun nur noch "mild" oder besser waren. Auch die Rückenfunktion verbesserte sich bei Alltagstätigkeiten, beschreibt Beall, dessen Studie auf dem jährlichen Treffen der Society of Interventional Radiology vorgestellt wurde (Abstract aktuell noch nicht einsehbar).

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Die randomisierte Untersuchung war allerdings nur klein – an mehreren Standorten wurden insgesamt 50 Personen untersucht. 46 von ihnen erhielten die Behandlung, weitere vier nur eine Salzlösung als Placebo. Die Probanden wurden so ausgewählt, dass sie der Gruppe entsprachen, die üblicherweise bei degenerativen Bandscheibenerkrankungen um Hilfe sucht – gemischt nach Faktoren wie Alter, Körpergewicht und Herkunft. Dennoch ist das Ergebnis interessant, weil es zeigt, dass die einmalige minimalinvasive Methode lange vorhalten könnte.

Die derzeitige Behandlung von chronischen Kreuzschmerzen aufgrund von degenerativen Bandscheibenerkrankungen sei oft unwirksam oder die Wirkung nur von kurzer Dauer, sagt Beall. "Wir brauchen bessere Behandlungen für diese Erkrankung, da die konservativen Methoden nicht die langfristigen Ergebnisse bringen, die die Patienten verdienen." Die verabreichte Injektion unter dem Namen "VIA Disc", hergestellt und gesponsert von VIVEX Biologics, könne für diese Betroffenen eine Lösung sein.

(bsc)