Projekt TE-1: Triumphs erstes Elektromotorrad entsteht

Seite 2: E-Motor vom Rekordhalter

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Die Abteilung e-Drive der Firma Integral Powertrain Ltd. in Milton Keynes, nordwestlich von London, baut leistungsstarke Elektromotoren. Im Dezember 2018 stellte das straßenzugelassene Elektro-Hypercar Aspark Owl einen neuen Weltrekord auf, als es von 0 auf 100 km/h in 1,69 Sekunden beschleunigte. Die vier verbauten Elektromotoren mit insgesamt 1480 kW (2012 PS) stammten von Integral Powertrain. Für das Projekt TE-1 entwickelten die Engländer einen E-Motor mit hoher Leistungsdichte und einem Siliziumkarbid-Inverter (wandelt Gleichspannung in Wechselspannung um), die beide in ein gemeinsames Gehäuse integriert wurden. Siliziumkarbid-Schaltertechnologie reduziert Verluste und führt zu erhöhter Effizienz im Antriebsstrang, höherer Leistungsabgabe und einer größeren Reichweite.

Andrew Cross, Chief Technical Officer bei Integral Powertrain Ltd., sagt dazu: "Einer der einflussreichsten Faktoren für das Fahrverhalten und die Leistung eines Motorrads ist das Gewicht. Deshalb haben wir uns bei Integral Powertrain darauf konzentriert, das Design von Motor und Inverter zu verändern und zum Beispiel schwere Hochspannungskabel einzusparen. Das Ergebnis ist ein Produkt, das deutlich kompakter und leichter ist als alles, was derzeit auf dem Markt erhältlich ist. Der Motor erzeugt 130 kW oder fast 180 PS, wiegt aber nur zehn Kilogramm."

Die Universität von Warwick ist nur 30 Kilometer vom Triumph Headquarter in Hinckley entfernt und das dort beheimatete Institut Warwick Manufacturing Group (WMG) brachte seine Expertise in das Projekt TE-1 mit ein. Mit der Entwicklung von Modellen und Simulationen von Elektroantrieben kennt man sich dort bestens aus. Anhand der Computer-Berechnungen konnten sie die Spezifizierung der Komponenten unter Berücksichtigung der Kriterien wie Reichweite und Höchstgeschwindigkeit festlegen. So war es Triumph möglich, schon im Frühstadium die benötigte Software zu programmieren, ehe die Hardware gebaut wurde.

Das erste Elektromotorrad von Triumph, die TE-1 II (8 Bilder)

Williams Advanced Engineering entwickelt schon seit langem Batterietechnologien in Leichtbauweise und integriert sie in diverse Fahrzeugkonzepte. So rüstet Williams sämtliche Formel E-Teams mit Batterien aus.

Das Institut hat während der Phase-2-Tests mit einem Prototyp des Antriebsstrangs durchgeführt, um ihre Berechnungen zu überprüfen und zu optimieren. "Zusätzlich haben wir ein reales Erprobungssystem mit allen Steuergeräten aufgebaut und verkabelt. Damit konnten wir ein Testprogramm zur Validierung der Entwicklung implementieren, um sicherzustellen, dass die Funktion jeder Sektion innerhalb des zulässigen Bereichs liegt", so Truong Quang Dinh, Assistenzprofessor für Energiemanagement und Steuerungssysteme am WMG.

Triumph verspricht eine völlig neue Fahrzeugsteuerungssoftware, die alle elektrischen Systeme einbezieht und unter anderem eine intuitive Gasannahme, optimierte Rekuperation und effiziente Schlupfregelung bietet. Darüber hinaus wurden Sicherheitsstrategien in die Software integriert und ein neues Instrumentendisplay entwickelt. Das Prototypen-Chassis mit Hauptrahmen und Heckrahmen ist bereits fertig und wurde auf das Batterie- und E-Motorpaket abgestimmt, das dieses Jahr in Phase 3 als realer TE-1-Prototyp getestet wird. In der Phase 4 wird dann das Serienfahrzeug gebaut.

Triumph bestätigt, dass die veröffentlichten Skizzen dem zukünftigen Design des TE-1-Prototyps entsprechen. Die Marke hatte im Vorfeld umfangreiche Befragungen durchgeführt, wie sich die Kunden ein Elektromotorrad von Triumph vorstellen. Wenig überraschend kam dabei ein E-Bike herauskam, dass der aktuellen Speed Triple sehr ähnlich sieht. Es ist ein dynamisch wirkendes Naked Bike mit kompakten Abmessungen und dem typischen Rahmenlayout, der Einarmschwinge und den schmalen Scheinwerfern der Speed Triple 1200 RS. Auch wenn die endgültige TE-1 wohl nicht exakt der Computerzeichnung entsprechen wird, dürfte der Entwurf ihr schon sehr nahe kommen. Passenderweise leistet der Elektromotor exakt soviel wie der Verbrennungsmotor der Speed Triple.

Wann die TE-1 auf den Markt kommen wird, lässt Triumph noch offen, aber Fachleute vermuten, dass es frühestens in zwei Jahren soweit sein könnte. Wenn die Triumph TE-1 alle Versprechungen der beteiligten Unternehmen erfüllt, dürfte sie zur technologischen Speerspitze bei den Elektromotorrädern zählen. Auf Basis der Batterie und des Motors soll eine ganze Modell-Palette von E-Bikes entstehen.

(fpi)