Vorstellung: Renault Talisman Facelift 2020
Nach vier Jahren überarbeitet Renault den Talisman sanft. Moderner als bisher werden vor allem Infotainment und Assistenten.
(Bild: Renault)
In der Mittelklasse tobt eine Abwehrschlacht auf mehreren Ebenen. Zum einen drängen sich auch hier SUVs in den Vordergrund, der klassische Vertreterkombi hat in den Schein-Geländewagen einen harten Gegner bekommen. Global betrachtet spielt der Kombi nur in Westeuropa eine wichtige Rolle. Auf dem deutschen Markt werden Hybrid- und E-Autos massiv gefördert, doch Kombis mit E-Antrieb gibt es nicht, Plug-in-Hybride in dieser Form rücken erst jetzt langsam nach. Wer nichts Entsprechendes im Angebot hat, könnte in schweres Fahrwasser geraten.
Das alles trifft auch auf den Renault Talisman zu, der hierzulande selten zu sehen ist. Das ist etwas ungerecht, denn im Test erwies er sich als ziemlich ordentlich gemachtes Auto mit nur wenigen Schwächen. Nach vier Jahren hat Renault den Talisman nun sanft nachgeschliffen, auf größere Eingriffe aber verzichtet. Sollte es dabei bleiben, könnte sich diese Entscheidung rächen.
Alternativlos
Das Motorenprogramm wird unverändert übernommen, es bleibt bei zwei Benzinern mit 117 und 165 kW, die beide nur mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zu haben sind. Die einzige Option auf ein Schaltgetriebe ist der 1,8-Liter-Diesel mit 110 kW, den es nur im Kombi gibt. Die beiden Zweiliter-Dieselmotoren, die 118 und 147 kW leisten, sind mit einem Sechsgang-DKG ausgestattet. Da Renault praktisch alle Motoren in den vergangenen anderthalb Jahren verändert hat, gibt es hier auch keinen dringenden Handlungsbedarf, sieht man einmal von Umstellung der Abgasnorm auf die Euro 6d ab. Was dem Talisman aktuell fehlt, ist ein Plug-in-Hybrid. Der könnte unter Umständen noch nachgereicht werden, im Mégane ist das bereits geschehen.
Abgesehen von ein bisschen Chichi in Form von zwei neuen Grautönen und einem anderen Rot – was dem Kombi recht gut steht – und anderen Felgen blieb das Äußere nahezu unverändert. Neu ist die Option auf Matrix-Licht, was nach der Vorstellung des überarbeiteten Espace erwartet worden war. Die Kamera, so verspricht es Renault, erkennt andere Verkehrsteilnehmer bereits aus einer Entfernung von 550 Metern, Verkehrszeichen aus einer Distanz von 360 Metern.
Höher aufgelöst
Aus dem Clio wurden das 10,2-Zoll-Display als Kombiinstrument und das Infotainmentsystem „Easy Link“ übernommen. Beides ist gegenüber den bisher verbauten Einheiten ein deutlicher Fortschritt, der sich schon in der Auflösung des Displays zeigt. So kann das Kombiinstrument nun sehr viel weitgehender verändert werden als bislang. Die Unterhaltungselektronik empfängt Updates „over-the-air“, die Oberfläche wirkt eleganter als bisher. Das Soundsystem von Bose wurde durch noch „leistungsfähigere“ Lautsprecher und fünf „Wiedergabeprogramme“ aufgewertet.
Renault Talisman 2020 (17 Bilder)
Erweitert wurde auch das Angebot an Assistenten und Warnern. „Das Fahrerassistenzsystem kann das Fahrzeug komplett übernehmen“, verspricht die Pressemitteilung. Auf Straßen mit Markierung könne ein entsprechend ausgestatteter Talisman beschleunigen, bremsen und selbstständig lenken. Damit wäre Renault weiter als der deutsche Gesetzgeber, der einen stets angriffsbereiten Fahrer vorschreibt. Neu im Talisman ist ein Querverkehrswarner, der vor Anderen warnt, die beim Rückwärtsausparken von der Seite kommen. Die Überwachung des toten Winkels übernimmt nun ein Radar statt Ultraschallsensoren.
Günstig
Der überarbeitete Talisman soll ab Juni 2020 bei den deutschen Händlern stehen. Noch verrät Renault nicht, was er kosten wird. Das aktuelle Basismodell kostet offiziell 32.800 Euro, im Netz finden sich Angebote unter 25.000 Euro. Da bereits das Basismodell sehr ordentlich ausgestattet ist, kann hier von einem Lockpreis nicht die Rede sein. Da die Anreize dieser Modellpflege vergleichsweise gering sind, wird der Talisman hierzulande wohl aber ein Tipp für Kenner bleiben. Die dürfen sich darauf freuen, weiterhin ein gutes Auto zu einem fairen Kurs zu bekommen.
(mfz)