2x3 Räder: Yamahas neue Studien auf der Japan Mobility Show

Yamaha zeigt auf der Japan Mobility Show zwei Dreirad-Konzeptfahrzeuge: ein Auto, ein Motorrad, beide voller schräger Ideen. Plus: E-Bikes mit Servolenkung.

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(Bild: Yamaha)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Jede japanische Fahrzeugfirma hat eine leicht eigene Nische dessen, was sie als Konzepte auf Messen zeigt. Yamaha zeigt am liebsten Design-Studien in Konzepten, die nie gebaut werden, aber Anreize für die Fahrzeugentwicklung geben. Das letzte Mal zeigte Yamaha den Motoroid, ein elektrisches Motorrad, das sich über eine drehbare Akku-Schwingen-Lagerung selber stabilisiert. Sie zeigen das Konzept dieses Jahr noch einmal. Jetzt neu: zwei sehr unterschiedliche Dreirad-Konzepte und zwei E-Bikes.

Wieder dabei: Yamahas Motoroid, von dem unklar ist, wozu er eigentlich da ist. Klarer: Yamahas elektrisches Trial-Motorrad. Das solltet ihr lieber mal bauen, Yamaha, denn das ist das Seriennaheste, was ihr zeigt.

(Bild: Yamaha)

Dreirädrige Autos gab es früher mehr, als es gesetzliche Vorteile für sie gab. Der Boom des Reliant Robin in Großbritannien ist so ein Fall, oder heute in Europa die Fahrzeugklasse L5e mit drei Rädern, die Jugendliche ab 16 Jahren mit der Führerscheinklasse AM fahren dürfen. Dazu kommen Freizeitfahrzeuge wie ein Polaris Slingshot, zu dem sich auch Yamahas Konzept zählen lässt: breite Achse vorn und tiefer Schwerpunkt für gute Kurvenlage, ein angetriebenes Rad hinten, das gern driftet.

Yamaha Tricera (4 Bilder)

Yamahas Tricera gehört eher in den Powersports-Bereich als zu den Nutz- oder Alltagsfahrzeugen.
(Bild: Yamaha​)

Yamaha liegt dabei sehr nahe an einem Polaris Slingshot. Die zur Seite offenen Sitze, die Yamaha so betont, sehen am Konzept "Tricera" zum Beispiel nicht großartig anders aus als am Slingshot. Der Unterschied liegt in der Lenkung: Yamaha sieht für das Konzept zusätzlich zur Vorderachslenkung eine Lenkung des Hinterrads vor, mit dem das Konzept besonders wendig werden soll. Weiterer Unterschied: Der Tricera soll batterieelektrisch sein.

Wesentlich detaillierter kommt Yamahas TMW Concept daher – aus dem einfachen Grund, dass dieses Konzept fahrfertig und geländefest aufgebaut wurde, und das nicht als Modellfahrzeug, sondern auf Basis eines Serien-Motorrads, wahrscheinlich einer Yamaha TW 200. Mitarbeiter der Motorrad-Testabteilung entwickelten das Showfahrzeug in eigener Motivation. Hinten passiert nichts Neues: Ein Einzylinder-Benziner treibt per Kette das Hinterrad an. Vorn dagegen stehen zwei Räder statt eins, in einer Trapezkonstruktion wie bei der Yamaha Niken oder den Tricity-Rollern.

Yamaha TMW Concept (4 Bilder)

Ausgangspunkt des Projektes war einer von Yamahas kleinen Geländegängern der TW-Reihe, vielleicht eine TW 200.
(Bild: Yamaha​)

Die vorderen Räder erhielten jeweils einen Radnabenmotor. Dadurch hat das Konzept Allradantrieb und sollte daher im Wald eine ähnlich gute Figur machen wie ein kleines ATV (All Terrain Vehicle). Den vorderen Gepäckträger montierten die Ingenieure am Trapez, sodass er auch bei Schräglagenfahrt waagerecht bleibt – clevere Lösung. Dass eine Dreirad-Allrad-TMW in Serie kommt, ist unwahrscheinlich, weil die zwei Energieträger den Preis in Regionen treiben würden, in denen ein ATV billiger und besser wäre. Selbst die günstigste Lösung ohne Akkus (also mit einem größeren Generator, der die Radnabenmotoren direkt versorgt) wäre wahrscheinlich kaum interessant. Die aus dem Konzept gewonnenen Erkenntnisse über vordere Radnabenmotoren dagegen sind sehr interessant.

Yamaha hat zusätzlich zwei E-Bike-Konzepte gezeigt und erinnert damit an die lange Tradition im Haus. Das Konzept Yamaha Y-01W AWD treibt per Mittelmotor über die Kurbel das Hinterrad an und per Radnabenmotor das Vorderrad. Ob so ein Konzept für ein Reise-E-Bike sinnvoll ist, fragen sich die Fahrradfreunde in den Foren zu Recht. "Sinnvoll" ist aber selten die richtige Frage. Wichtig wäre: Kaufen genug Leute so etwas? Angesichts der Beliebtheit von Pkw-Allrad in Relation zur Nutzungsdauer: Könnte schon sein, dass es einen Markt dafür gibt.

Allradantrieb im Reiserad: schwer, teuer, aber vielleicht verkaufbar

(Bild: Yamaha)

Das zweite Fahrradkonzept Yamaha Y-00Z E-MTB platziert einen Mittelmotor offen im Rahmendreieck mit zusätzlichem Ritzel parallel zur Kurbel. Interessanter ist die Vorderradführung mit Upside-Down-Telegabel und einer elektrischen Servolenkung, die Yamaha 2022 in der Motorrad-Motocross-WM getestet hat. Ob sie am leichteren Fahrrad einen Vorteil bringt? Auch hier wieder: im Verkauf vielleicht.

Der Mittelmotor wie ein Nachgedanke im Rahmendreieck, hilft über ein Ritzel mit. Vorne lenkt ein Servo mit.

(Bild: Yamaha)

(cgl)