ARD fürchtet Gebühren-"Sinkflug"

Der öffentlich-rechtliche Sender befürchtet 15% Einnahmeminus bis 2020 und wehrt sich gegen Forderungen nach massiven Werbeeinschränkungen bei ARD und ZDF. Derzeit seien Telemedienkonzepte der ARD-Sender in Arbeit, hieß es zum neuen Rundfunkstaatsvertrag.

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  • dpa

Die ARD rechnet in den kommenden zehn Jahren mit einem Einnahmenrückgang von bis zu 15 Prozent. Daher wolle sich der öffentich-rechtliche Senderverbund bereits in den kommenden Jahren strukturell auf diesen "Sinkflug" einstellen, sagte der ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Peter Boudgoust nach dem Frühjahrstreffen der Intendanten in München. "Die Wirtschaftskrise geht natürlich auch nicht spurlos an den öffentlich-rechtlichen Sendern vorüber", betonte er. Gebührenbefreiungen aus sozialen Gründen sowie die absehbar schrumpfende Bevölkerung in Deutschland seien Ursachen für den Einnahmenrückgang. Mit mehr Kooperationen müssten sich die zehn Einzelsender der ARD schon darauf einstellen.

"Die Situation könnte außer Kontrolle geraten, wenn jetzt auch noch die Werbung wegfiele", sagte Boudgoust und widersprach damit erneut wiederholten Forderungen aus Teilen der Politik und seitens der Privatsender nach massiven Werbeeinschränkungen bei ARD und ZDF. "Es gibt hier keine Einnahmenschieflage zugunsten der Öffentlichen- Rechtlichen", so Boudgoust weiter.

ARD-Programmdirektor Volker Herres kündigte eine intensive und breit angelegte Berichterstattung zum Besuch des neuen US-Präsidenten Barack Obama in Europa und zum Gipfel in London an. Herres zog eine positive Bilanz der Zuschauerzahlen im Monat März, in dem das Erste und die Dritten Programme der ARD mit Marktanteilen von mehr als 13 Prozent den Spitzenplatz der Sender einnahmen. Erfolgreich seien insbesondere die Wintersportübertragungen sowie Serien und Reihen gewesen. Als Aushängeschild nannte Herres den "Tatort" am Sonntagabend, der zurzeit "einen echten Höhenflug" mit zuletzt oft mehr als acht Millionen Zuschauern erlebe.

Noch nicht geklärt sei, ob Comedian Oliver Pocher nach dem anstehenden Ende seiner gemeinsamen Show mit Harald Schmidt auch künftig – wie Schmidt – der ARD mit einem eigenen Angebot erhalten bleibe. "Wir sind in guten Gesprächen", sagte Herres in München. Eine weitere Personalie gab die ARD dagegen bekannt: Neuer hauptamtlicher Sportkoordinator der Sendergruppe wird von November an Axel Balkausky, der bisherige Sport-Programmchef des NDR. Er ist schon jetzt nebenamtlicher Sportkoordinator der ARD.

Mit Blick auf den nach den entsprechenden Ratifizierungen ab Juni geltenden 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, der den öffentlich-rechtlichen Sendern eine dreistufige Prüfung ihrer Inhalte für eine digitale Verwendung verordnet hat, sind derzeit Telemedienkonzepte der ARD-Sender in Arbeit. Wie ARD-Generalsekretärin Verena Wiedemann berichtete, sollten diese bis Mai fertig sein und im Juni den Gremien zur Prüfung übermittelt werden. Von Juni an würden die bestehenden, neuen und veränderten Angebote sowie das Internetangebot daraufhin geprüft, ob sie dem öffentlich-rechtlichen Auftrag entsprechen und in qualitativer Hinsicht zum publizistischen Wettbewerb beitragen. Drittes Prüfkriterium ist der Aufwand für das Entstehen des Angebots.

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(dpa) / (jk)