Abgasbetrug: Ex-Audi-Chef Stadler legt Geständnis ab

Nachdem der Ex-Audi-Chef Rupert Stadler eine Mitverantwortung am Abgasbetrug im Konzern eingeräumt hat, wird er wohl mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.

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Rupert Stadler Audi

Rupert Stadler auf einer Audi-Veranstaltung

(Bild: Audi)

Lesezeit: 3 Min.
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Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler hat am Dienstag vor dem Landgericht 1 in München als erster ehemaliger VW-Vorstand eine Mitverantwortung am Abgasbetrug in seinem Konzern eingeräumt. Das Verfahren endet für den 60-jährigen Manager damit wahrscheinlich mit einer Bewährungsstrafe.

Nachdem 2015 der Abgasbetrug in seinem Dachkonzern Volkswagen aufgeflogen war, baute Audi mindestens bis 2018 Autos mit einer entsprechenden Manipulation ihrer Abgase einfach weiter. In Ingolstadt wähnte man sich sicher, trotz teilweise gleicher technischer Mittel und Bauteile, wie sie in Autos der Marke VW und anderer Marken des Konzerns eingebaut waren – und obwohl diese zum Teil sogar von Audi entwickelt worden waren. So kam die etwa Software für die Motorsteuerung bestimmter Modelle von Audi.

Für so wenig Unrechtsbewusstsein – der Vorwurf lautet: "Betrug durch Unterlassen" – kam Stadler in Haft, wo er jahrelang behauptete, von nichts gewusst zu haben. Das Gericht sah dabei Verdunkelungsgefahr. Erst als ihm das Gericht Ende März klargemacht hat, dass ihm Gefängnis drohe, hat sich Stadler für den Schritt entschieden. Die Wirtschaftsstrafkammer ist der Ansicht, dass er spätestens im Juli 2016 erkannt haben muss, dass Abgaswerte manipuliert gewesen sein könnten. Statt daraufhin aktiv zu werden, habe er die Autos bis 2018 unverändert produzieren und verkaufen lassen. Am heutigen Dienstag hat er vor dem Landgericht München 1 seinen Anteil am Betrug zugegeben. Er räumte dabei ein, dass es "ein Mehr an Sorgfalt" gebraucht hätte.

Bereits Anfang des Monats war klar geworden, dass sich Stadler auf einen Verständigungsvorschlag des Gerichts einlassen wollte, wie sein Verteidiger Thilo Pfordte bekannt gab, Der Deal unter Billigung der Staatsanwaltschaft sah vor: Zahlung von 1,1 Millionen Euro und eine Bewährungsstrafe, wenn Stadler komplett gesteht. Am 3. Mai stellte Richter Weickert die Einigung fest, worauf Stadler noch um eine Vorbereitungszeit bat.

Das Gericht wird Stadler wohl zu einer Freiheitsstrafe zwischen eineinhalb und zwei Jahren verurteilen. Die Bewährungszeit betrage dann drei Jahre, kündigte Weickert an. Die Geldstrafe sei an gemeinnützige Einrichtungen zu zahlen.

Der seit September 2020 laufende Prozess könnte durch das Geständnis voraussichtlich im Juni angeschlossen werden. Zuvor hatte bereits der ehemalige Leiter der Audi-Motorenentwicklung, Wolfgang Hatz, und zwei seiner leitenden Ingenieure zugegeben, die betrügerische Software für die Motorsteuerung entwickelt zu haben.

Sie war es, welche die Autos die Stickoxid-Grenzwerte zwar auf dem Prüfstand einhalten ließ, nicht aber auf der Straße. Das Programm enthielt dazu unter anderem die Möglichkeit, den Prüfstandslauf erkennen zu können. Mit dieser Maßnahme wollte sich Audi unter anderem den Einbau größerer Harnstoff-Tanks für die Abgasnachbehandlung sparen, nachdem erkannt worden war, dass zur Einhaltung der Grenzwerte größere Mengen des chemischen Reaktionsmittels nötig sind.

Chronologie des Abgas-Skandals (78 Bilder)

Mitte September 2015:  Die US-Umweltschutzbehörde EPA beschuldigt den Volkswagen-Konzern, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Prüfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. Zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen ist auch das California Air Resources Board (CARB) gekommen. Beide Behörden schicken Beschwerden an VW. (Im Bild: Zentrale der EPA in Washington D.C.)
(Bild: EPA
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(fpi)