Analyst: Seagate angeblich an Intels NAND-Flash-Beteiligung interessiert

Die New Yorker Börse spekuliert darüber, dass der Festplattenhersteller Seagate Intels Anteil am 2005 gemeinsam mit Micron gegründeten NAND-Flash-Jointventure IM Flash kaufen wolle.

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Ein Analyst der Firma Lazard Capital Markets spekuliert laut US-Medien darüber, dass der Festplattenhersteller Seagate Intels Anteil am 2005 gemeinsam mit Micron gegründeten NAND-Flash-Joint-Venture IM Flash Technologies kaufen wolle. Damit hätte Seagate unmittelbaren Zugriff auf Flash-Speicherbauelemente zur Fertigung von Solid State Disks (SSDs), die Seagate bisher nicht im Angebot hat.

Für diese Spekulation gibt es durchaus handfeste Hinweise aus den Unternehmen Intel und Seagate: Bisher sind bezahlbare NAND-Flash-SSDs zwar nur für Nischenprodukte interessant, doch haben zahlreiche große Firmen deutlich schnellere und billigere Produkte angekündigt und es wird ein starkes Wachstum der SSD-Stückzahlen erwartet. In ihrem letzten Jahresbericht (SEC-Formular 10-K) erwähnt die Firma Seagate den SSD-Erfolg mehrfach ausdrücklich als Geschäftsrisiko. Seagate muss sich also eine Strategie einfallen lassen, um vom potenziellen SSD-Erfolg profitieren zu können – der "sanfte Einstieg" über Hybrid-Platten scheint ja gescheitert.

Seagate hat bereits einen SSD-Hersteller verklagt, der angeblich Patente von Seagate und der von Seagate 2006 übernommenen Firma Maxtor verletzt. Seagate ist mit deutlichem Abstand Marktführer bei Festplatten und hat im vergangenen Geschäftsjahr und auch im ersten Quartal 2008 gut verdient. Finanziell könnte Seagate den Kauf des 49-Prozent-Anteils von Intel an IM Flash also wohl stemmen.

Intel und Micron hatten zunächst jeweils 1,2 Milliarden US-Dollar in IM Flash investiert, vorrangig produziert das Unternehmen in dem bereits vor vielen Jahren von Micron in Lehi (US-Bundesstaat Utah) gebauten Werk für 300-Millimeter-Wafer. Zurzeit bauen die Kooperationspartner ein weiteres Werk in Singapur auf. Sowohl Intel als auch Micron verkaufen die NAND-Flash-Chips jeweils unter eigenen Namen (unter anderem an Apple, einen der weltweit größten Abnehmer dieser Bauelemente) und bauen daraus eigene Produkte, eben auch SSDs. Intel hatte noch für 2008 besonders schnelle MLC-Flash-SSDs angekündigt, die aber angeblich nicht unter der Marke Intel verkauft werden sollen. Auch für Billig-Notebooks fertigt Intel Flash-Disks mit USB- und PATA-Schnittstellen.

Obwohl Intel und Micron mit ihrem noch nicht einmal drei Jahre alten Joint Venture bereits den vierten Rang unter den weltweiten NAND-Flash-Herstellern erobert haben, ist Intel nicht zufrieden mit dem Geschäftserfolg, weil die NAND-Flash-Preise (auch in Folge des DRAM-Preisverfalls) sehr schnell gefallen sind. Intel und Micron versuchen, die Konkurrenz unter anderem mit einem hohen Innovationstempo, also einer raschen Folge von Strukturverkleinerungen und besonders schnellen Produkten, zu überbieten. Für Intel ist NAND-Flash aber nur ein Nebenprodukt, ebenso wie NOR-Flash, bei dem der Chip-Marktführer ebenfalls Teile seiner Sparte in ein Joint Venture (mit STMicroelectronics) ausgelagert hat. (ciw)