Andreas Eschbach: "Ich will mit meinen Lesern staunen"

Seite 3: Science Fiction und die Zukunft

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Mac & i: Ich amüsiere mich immer wieder darüber, wie falsch Technik-Vorhersagen in Science-Fiction-Geschichten zum Teil liegen. Zum Beispiel gibt es in Ridley Scotts genialem Film "Blade Runner", der 2019 spielt, einerseits schnarchlangsame Computer und Drucker, andererseits aber Raumschiffe, die Autos ersetzen, Sprachassistenten, die jedes Wort verstehen, und Roboter, die von Menschen nicht zu unterscheiden sind.

Eschbach: Mal abgesehen davon, dass Filmregisseure sowieso legendär beratungsresistent sind, tun sich Science-Fiction-Autoren in der Tat genauso schwer mit dem Vorhersehen der Zukunft wie alle anderen auch. Das ist allerdings auch nicht wirklich ihr Job. Science-Fiction handelt eigentlich immer von der jeweiligen Gegenwart, eine imaginierte Zukünftigkeit dient lediglich der Verfremdung. Oder dem Eskapismus natürlich.

Mac & i: In "Herr aller Dinge" beschäftigst Du Dich mit der Frage, was Nano-Roboter Verheerendes anrichten können. Rechnest Du tatsächlich mit Nano-Robotern in absehbarer Zeit?

Eschbach: Eher nicht. Aber ich wollte mal durchspielen, was eine solche Technik bedeuten würde, und vor allem wollte ich begreifbar machen, wie sie eigentlich funktioniert. Das hat mich an allen Nano-Romanen, die ich bis dahin gelesen hatte, immer gestört: Dass da "Nano" eigentlich für "Magie" stand, nicht für Technik. Mit "Nano" war halt alles möglich, Punkt. Aber ich verstehe nun mal gern, wie etwas möglich ist.

Mac & i: Deine Romane sind penibel recherchiert, sodass der Leser nebenbei eine Menge lernt. Wie wichtig ist die Recherche Deiner Meinung nach?

Eschbach: Das kommt auf die Grundidee an. Ich habe auch Romane geschrieben, die ohne viel Recherche ausgekommen sind. Aber manche meiner Romane entstehen tatsächlich sozusagen aus meiner Recherche, besser gesagt, daraus, dass ich etwas lese und denke, "sieh mal einer an, ist das nicht irre interessant?" Und dann lese ich noch etwas darüber und noch etwas und irgendwann habe ich eine Geschichte vor Augen, die es mir erlaubt, diese Faszination mit anderen zu teilen. Zumindest ist das die Vorstellung: Meine Leser dazu zu bringen, mit mir zu staunen über irgendeinen faszinierenden Sachverhalt.