Andreas Eschbach: "Ich will mit meinen Lesern staunen"

Im Interview mit Mac & i erzählt der Bestsellerautor, wie er beim Schreiben vorgeht, warum er kein Smartphone hat und welche Technik ihm Sorge bereitet.

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Andreas Eschbach: "Ich will mit meinen Lesern staunen"
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Inhaltsverzeichnis

Der Bestsellerautor Andreas Eschbach hat kein Smartphone. Warum das so ist, welche Technik ihm Sorgen macht, was er mit Perry Rhodan zu tun hat, welche seine Vorbilder sind, über seinen Werdegang und mehr erzählt er im Interview mit Mac & i.

Mac & i: Andreas, was viele nicht wissen: Deine allererste Science-Fiction-Kurzgeschichte "Dolls" hast Du in c’t veröffentlicht, vor beinahe 30 Jahren, in Ausgabe 6/91. Ich gehörte als Redakteur damals dem Story-Team an, das die Manuskripte sichtete. Du warst noch völlig unbekannt und keiner von uns ahnte, wie erfolgreich Du werden würdest. Welche Erinnerung hast Du an diese Story, an die c’t von damals, an diese Zeit?

Andreas Eschbach: Tatsächlich war das nicht die allererste; die allererste Story erschien auf der Leserkontaktseite von Perry Rhodan, als ich 15 Jahre alt war oder so, und so las sie sich auch. Aber "Dolls" war meine erste Veröffentlichung, für die ich Geld bekommen habe. Nicht viel, aber immerhin. Deswegen denke ich ein bisschen so daran zurück wie Dagobert Duck an seinen ersten selbst verdienten Taler.

So ging damals die Karriere von Andreas Eschbach los: mit einer Kurzgeschichte in c't 6/1991.

Woran ich mich noch gut erinnere, ist, wie ich nach Erscheinen der Story gespannt war, wer aus meinem Umfeld mich als Erster darauf ansprechen würde. Denn das waren alles Computerfreaks, für die die c’t obligatorische Lektüre war. Nur – bis zur Story hat niemand geblättert. Meine Veröffentlichung blieb unbemerkt.

Mac & i: Du bist dem Science-Fiction-Genre viele Jahre treu geblieben, auch Dein erfolgreichstes Buch "Das Jesus-Video" enthält Sci-Fi-Elemente. Erst in den späteren Jahren kamen ganz andere Romane dazu, etwa "Eine Billion Dollar", "Der Nobelpreis", "Todesengel" oder "Teufelsgold". Ist in Deinem einstigen Lieblingsgenre alles gesagt?

Eschbach: Ich mache mir beim Schreiben eigentlich gar keine Gedanken über Genres. Genres überlasse ich dem Buchhandel, der kennt sich damit besser aus. Ich habe einfach eine Idee, und die setze ich so um, wie ich denke, dass sie umgesetzt werden muss. Zum Leidwesen meiner Verlage übrigens, die schon öfter geseufzt haben, "wohin sollen wir das Buch denn stellen?" Okay, in letzter Zeit nicht mehr, aber anfangs war das bisweilen ein Problem.

Mac & i: Du hast in der Vergangenheit schon öfter als Gastautor für die Reihe Perry Rhodan geschrieben, zuletzt erschien Dein ausführlicher Roman "Das größte Abenteuer" zum Jubiläum des 3000. Heftes. Was hat Dich dazu bewogen, die Groschenroman-Figur nochmal hervorzuholen und auf Deine Weise zu bearbeiten?

Eschbach: Na ja, was heißt "hervorholen", Perry Rhodan war ja nie weg. Den gibt es schon fast so lange wie mich, wobei er es geschafft hat, in der Zeit rund fünfzigmal älter zu werden als ich es bin … Jedenfalls, die Perry-Rhodan-Serie ist die längste fortlaufende Erzählung, die je geschrieben wurde seit Erfindung der Schrift, ein monumentales Projekt also in jeder Hinsicht. Und ich hatte ja schon eine Reihe von Gastromanen dafür geschrieben – tatsächlich habe ich das Konzept des Gastromans erfunden, um mich in die Serie einschleichen zu dürfen, denn bis dahin war es undenkbar gewesen, einen Außenstehenden an das "Heiligtum" heranzulassen. Magie der Worte …

Aber mein "dicker" Perry Rhodan entstand auf Initiative des Verlegers von Fischer Tor, Hannes Riffel. Der kam auf mich zu mit dem Wunsch, ich möge einen umfangreichen Perry-Rhodan-Roman schreiben, den er als Hardcover veröffentlichen könne. Ich habe erst gezögert, aber immerhin darüber nachgedacht, und dabei fiel mir auf, dass der 50. Jahrestag der ersten "echten" Mondlandung und das Erscheinen von Band 3000 der Serie ins selbe Jahr fallen würden, nur ein paar Monate auseinander, und da hatte ich die Idee, eine Vorgeschichte zu erfinden, die nebenbei die Geschichte der Raumfahrt noch einmal Revue passieren lassen sollte. Und es war klar, dass ich diesen Roman sofort schreiben musste, damit er auch rechtzeitig zum Jubiläum erscheint.

Selbstportrait im Hotel: Während Lesereisen schreibt Andreas Eschbach an seinem jeweiligen Roman weiter.