Angeklagte im Mannesmann-Prozess attackieren Staatsanwälte

Der ehemalige Mannesmann-Chef Klaus Esser sieht in den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft eine Verleumdung und Beleidigung.

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Die Angeklagten im Mannesmann-Prozess haben heute am zweiten Prozesstag ihre Unschuld beteuert. Vor dem Düsseldorfer Landgericht bezeichnete der Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann die Prämien für die früheren Mannesmann-Manager als "zulässig, angemessen und rechtlich sogar geboten". Es sei eine "außerordentliche Prämie für einen außerordentlichen Erfolg" gewesen, sagte Ackermann. Er habe sich nach bestem Wissen und Gewissen verhalten und an die Regeln des Wirtschaftsrechts gehalten, so Ackermann, der seinerzeit im Aufsichtsrat von Mannesmann saß.

Neben dem wegen Untreue angeklagten Ackermann haben auch der frühere IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel, der ehemalige Mannesmann-Chef Klaus Esser und Aufsichtsratschef Joachim Funk die Vorwürfe der Ankläger zurückgewiesen. Esser bezeichnete die Übernahme von Mannesmann durch Vodafone als Niederlage. In seiner mehrstündigen Aussage griff er die Staatsanwaltschaft scharf an. Ihre Vorwürfe seien eine Verleumdung und Beleidigung. Er habe seine eigenen Interessen in den Gesprächen mit Vodafone-Chef Chris Gent nie zur Sprache gebracht.

Auch für Zwickel ist die Anklage unverständlich. Er habe es sich nach einem 50-jährigen Arbeitsleben nicht vorstellen können, dass er einmal wegen Veruntreuung angeklagt werde. "Ich habe in meinem Leben viele Kompromisse geschlossen, aber ich war nie käuflich", beteuerte Zwickel. Alle Entscheidungen des Aufsichtsrates, an denen er beteiligt war, seien nach aktienrechtlich korrekt gewesen.

Bei dem Strafprozess geht es um Abfindungen in Höhe von 57 Millionen Euro. Die Beträge waren bei der Übernahme des Düsseldorfer Traditionskonzerns Mannesmann durch den britischen Mobilfunkriesen Vodafone vor vier Jahren geflossen. Außer Klaus Esser müssen sich der Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann, der damalige Mannesmann-Aufsichtsratschef, Joachim Funk, der frühere IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, der ehemalige Betriebsratsvorsitzende Jürgen Ladberg und ein ehemaliger Mitarbeiter der Stabsabteilung wegen des Verdachts der schweren Untreue oder der Beihilfe zu Untreue verantworten.

Von Politikern kommt heftige Kritik für die Angeklagten. "Den Angeklagten fehlt offenbar jeder Bezug zu den Menschen in unserem Land", erklärte SPD-Generalsekretär Olaf Scholz. Sie versuchten, das Verfahren als "kleinkariert, spießig und unangemessen" zu diskreditieren. Es gehe bei dem Prozess auch um Moral, und das hätten die Angeklagten nicht begriffen. CDA-Chef Hermann-Josef Arentz weist auf die "erschütternde Raffgier" einzelner Manager hin.

Siehe dazu auch: (anw)