Bosch baut 1200 Arbeitsplätze im Bereich automatisiertes Fahren ab

Der Markt für Produkte fürs autonome Fahren entwickelt sich für Bosch langsamer als gedacht. Daher fallen nun Arbeitsplätze weg.

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Bosch-Zweigstelle in Renningen.

(Bild: Bosch)

Lesezeit: 3 Min.

Das Technik-Unternehmen Bosch registriert zwar eine wachsende Nachfrage nach intelligenten Fahrassistenzsystemen und Produkten für das automatisierte Fahren, aber sie wächst langsamer als erwartet. "Die Einführung neuer E/E-Architekturen und automatisierter Fahrfunktionen auf SAE L4 verzögert sich bei fast allen Automobilherstellern", teilte eine Sprecherin von Bosch heise online mit. "Wir bewegen uns daher weg vom Ansatz der parallelen Entwicklung, beispielsweise von SAE L2/3-Fahrfunktionen einerseits und L4-Lösungen andererseits."

Denn Bosch gehe nicht mehr davon aus, "dass aufgrund einer schnellen Marktentwicklung ein Technologiesprung notwendig sein wird". Vielmehr meint das Unternehmen beispielsweise im Bereich Advanced Driver Assistance Systems (ADAS), dass sich Fahrfunktionen der Automatisierungsstufe SAE L4 sequenziell beziehungsweise evolutionär aus den heutigen SAE L2 und L3 entwickeln lassen werden. Dadurch fielen Parallelentwicklungen weg.

Konkret bedeutet das, bis Ende 2026 baut Bosch 1200 Arbeitsplätze in der Sparte Cross-Domain Computing Solutions unter anderem in der Softwareentwicklung ab, aber auch in der Verwaltung und im Betrieb. Davon sind 950 Stellen in Deutschland betroffen an den Standorten Abstatt, Hildesheim, Leonberg, Renningen und Schwieberdingen sowie den dazugehörigen Zweigstellen. Genaue Zahlen stehen erst nach Verhandlungen fest.

Bosch wolle die Stellen sozialverträglich abbauen, teilte das Unternehmen weiter mit. Es bleibe "selbstverständlich bei der Zusicherung aus der im Sommer geschlossenen Zukunftsvereinbarung, betriebsbedingte Kündigungen für die deutschen Mobility-Standorte bis Ende 2027 auszuschließen." In der Sparte Cross-Domain Computing arbeiten insgesamt 20.000 Menschen.

Eine wesentliche Voraussetzung für das automatisierte Fahren sind für Bosch auch neue elektrische/elektronische (E/E-) Architekturen, mit denen die Komplexität künftiger Fahrzeugsysteme beherrschbar bleibe. Wichtig dabei sei der Wechsel von der heutigen domänenspezifischen hin zu einer domänenübergreifenden und zentralisierten E/E-Architektur mit wenigen, aber sehr leistungsstarken Fahrzeugcomputern anstelle vieler einzelner Steuergeräte.

Bosch betonte gegenüber heise online, Technologien und Architekturen fürs automatisierte Fahren weiterzuentwickeln, bliebe ein zentrales Wachstumsfeld, das Cross-Domain Computing Solutions vorantreibe. Trotz dieser verzögerten Marktentwicklung wolle Bosch seine marktführende Position auf dem Geschäftsfeld assistiertes und automatisiertes Fahren weiter ausbauen will.

Ebenfalls im Geschäftsfeld Cross-Domain Computing Solutions hatte Bosch im Mai 2023 entschieden, keine weiteren Ressourcen in die Hardware-Entwicklung von Lidarsensoren zu investieren. Stattdessen konzentriere sich Bosch auf andere Sensortechnik, wie zum Beispiel Radar. Auch für die Lidartechnik war die langsame Entwicklung beim autonomem Fahren entscheidend, hinzu kommt die Komplexität der Technik.

(anw)