Can-Am-Elektromotorräder Pulse und Origin: Am Puls der Zeit​

Die ersten Motorräder der kanadischen Marke seit 37 Jahren sind elektrisch. Die Pulse passt als Naked Bike für Städter, die Origin als Enduro für Landbewohner.

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Can-Am Pulse und Can-Am Origin

Can-Am Pulse und Can-Am Origin.

(Bild: Can-Am)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Der kanadische Hersteller Can-Am ist bislang vor allem für seine ATVs, Side-by-Sides, Jetskis, Motorschlitten und Dreiräder bekannt, doch ab nächstem Jahr will er die Welt mit Elektromotorrädern beglücken. Dafür entwickelte der zum Konzern gehörige österreichische Hersteller Rotax den Elektroantrieb. Can-Am stellt gleich zwei Modelle vor: die Pulse als Naked Bike und die Origin als Enduro mit langen Federwegen und Geländereifen. Die E-Motorräder können ab dem 1. Oktober im Internet vorbestellt werden.

Can-Am verweist gerne darauf, dass sie vor rund einem halben Jahrhundert als Motorradmarke gegründet wurden. Damals hatten ihre Motorräder natürlich noch Verbrennungsmotoren und die Produktion endete 1987. Angekündigt waren die Elektromotorräder schon länger und sollten eigentlich bereits dieses Jahr auf den Markt kommen, doch offensichtlich war die Entwicklung nicht ganz so einfach und die Auslieferung ist nun auf 2025 verschoben.

Das Pendler- und Städter-Krad Pulse

(Bild: Can-Am)

Die Pulse ist für den urbanen Verkehr gedacht, Can-Am sieht Pendler und Stadtmenschen als Zielgruppe. Die Batterie versteckt sich hinter einer Verkleidung und oben thront eine Tankattrappe, sodass die Can-Am nicht auf Anhieb als Elektromotorrad erkenntlich ist. Mit 785 mm Sitzhöhe ermöglicht die Pulse es auch eher klein gewachsenen Staturen, beide Füße auf den Boden zu bekommen. Der Hersteller gibt ein Fahrzeuggewicht von 177 kg an, was relativ leicht wäre. Die Batterie wird als tragendes Element in das Chassis integriert. Ihre Kapazität beträgt 8,9 kWh, das ist im Vergleich zur SR/S von Zero – dem Marktführer in Sachen Elektromotorräder – eher dürftig. Deren Topmodell bietet 17,3 kW und selbst die Zero S, die sich etwa auf dem Preisniveau der Can-Am befindet, hat 14,4 kWh. Die M50L-Zellen in der Pulse stammen von LG. Can-Am schätzt die Reichweite im Stadtverkehr auf 160 km und verspricht eine Ladezeit von 20 auf 80 Prozent in 50 Minuten an einer Level-2-Ladestation. Die Pulse verfügt über eine aktive und passive Regeneration der Batterie.

Zero Elektromotorräder

Interessant ist, dass die Batterie, das Ladegerät, der Inverter und der Elektromotor der Can-Am durch ein Flüssigkeitssystem gekühlt werden. Das soll nicht nur der Batterie ein längeres Leben bescheren, sondern auch die Reichweite und die Ladezeiten verbessern. Über eine Kupplung verfügt die Can-Am Pulse nicht, dafür über einen Rückwärtsfahrmodus zum Rangieren. Das Hinterrad wird per Kette angetrieben, die aber zur Geräuschreduzierung gekapselt ist. Auffallend ist der riesige 10,25 Zoll große Touchscreen im Cockpit. Er verfügt über Apple CarPlay, liefert also über jede Menge Apps dem Fahrer Informationen, unter anderem auch die Navigation.

Der Pilot kann vier verschiedene Fahrmodi anwählen: Normal, Eco, Regen und Sport. In der Spitzenleistung liefert der Elektromotor 35 kW (48 PS), als Dauerleistung 20 kW (27 PS) und der Hersteller bietet die Option auf 11 kW, um sie für den A1-Führerschein zulässig zu machen. Maximal leistet der Motor 72 Nm Drehmoment bei 4600/min. Die Pulse soll in 3,8 Sekunden von null auf 100 km/h sprinten. Neben dem vorgeschriebenen ABS verfügt die Can-AM über eine Schlupfkontrolle. Die nicht einstellbare 41 mm dicke Upside-down-Gabel am Vorderrad stammt vom japanischen Zulieferer KYB und bietet 140 mm Federweg.

Die Geländeversion des Elektrokrads "Origin".

(Bild: Can-Am)

Hinten kommt ein in der Vorspannung einstellbares Federbein von Sachs zum Einsatz. Die Verzögerung übernimmt ein Zweikolben-Bremssattel mit einer 320 mm großen Bremsscheibe von J.Juan, hinten wird ein Einkolben-Bremssattel desselben Herstellers verbaut. Bei den Reifen der Dimension 110/70-17 und 150/60-17 greift Can-Am zu Dunlop Sportmax GPR-300. Sämtliche Lichtquellen sind LEDs und es gibt ein Handschuhfach mit USB-Stecker.

Die Can-Am Pulse ist ab 16.899 Euro in "White" oder "Carbon Black" erhältlich, für 19.199 Euro bekommt der Käufer die Pulse ’73 in "Sterling Silver" mit einer verbesserten Ausstattung. Etwas mehr muss für die Origin hingeblättert werden, die Enduro startet bei 17.499 Euro, die Origin ’73 bei 19.599 Euro. Die Origin hebt sich schon optisch deutlich von der Pulse ab, mit ihrer Verkleidung und dem etwas breiteren Lenker. Sie bietet mit 255 mm vorne und hinten deutlich mehr Federweg, die Gabel weist 43 mm Durchmesser auf. Beide Federelemente stammen von KYB und die Bodenfreiheit steigt entsprechend auf 275 mm. Leider auch die Sitzhöhe: Mit 865 mm ist die Origin schon recht hoch geraten. Der Radstand wächst auf 1503 mm (Pulse: 1412) und dürfte damit auch das Einlenkverhalten verändern.

Elektromotorräder

Zudem erhält die Origin für den Geländeeinsatz größere Drahtspeichen- statt Gussfelgen und Enduroreifen in der Dimension 90/90-21 vorne und 120/80-18 hinten. Angeblich wiegt die Origin 187 kg, was für ein Adventure-Bike recht niedrig wäre. Die Leistung des Elektromotors ist identisch mit der Pulse und laut Can-Am erreicht die Origin aus dem Stand Tempo 100 in 4,3 Sekunden. Ihre Reichweite wird mit 145 km im Stadtverkehr angegeben. Im Zubehör sind unter anderem ein kleiner Windschild, Koffer und Unterschutz erhältlich.

Can-Am gibt zwei Jahre Garantie auf das Fahrzeug und fünf Jahre bzw. 50.000 km Garantie auf die Batterie. Die Produktion startet im vierten Quartal 2024 in einem Can-Am-Werk in Mexiko. Die Pulse und Origin sollen ab Anfang 2025 auch nach Europa kommen, wann genau ist noch nicht bekannt.

(fpi)