Deutsche Umwelthilfe klagt HVO100-Abgas-Messwerte von Verkehrsministerium ein

Die Deutsche Umwelthilfe hält HVO100 für umweltschädlich und will die Herausgabe der Abgaswerte des synthetischen Kraftstoffs vom Verkehrsministerium erzwingen.

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Zapfsäulen

Die DUH möchte am liebsten gar keine Zapfsäulen mehr sehen.

(Bild: Kuznetsov Alexey/Shutterstock.com)

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Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) klagt wegen des synthetischen Kraftstoffs HVO100 gegen das Bundesverkehrsministerium. Das wolle Werte eigener Abgasmessungen zu dem synthetischen Ersatz für Dieselkraftstoff aus Erdöl nicht veröffentlichen, erklärte die DUH.

Das seit Ende Mai auch in Deutschland ausgeschenkte HVO100 ist ein teilsynthetischer Kraftstoff. Er wird aus beliebigen Kohlenwasserstoffen, etwa aus Speisefett- oder Kunststoffabfällen mit Wasserstoff zu flüssigem Kraftstoff synthetisiert. Wenn die verwendeten Kohlenwasserstoffe nicht aus fossilen Quellen stammen und der Strom zur Wasserstoffherstellung aus erneuerbaren Quellen (sogenannter grüner Wasserstoff) stammen, schließt sich der CO₂-Kreislauf um bis zu 90 Prozent. Um diesen Betrag kann die Atmosphäre idealerweise von klimaschädlichem Kohlendioxid entlastet werden, wenn Motoren mit diesem statt Kraftstoff aus fossilen Quellen laufen.

Die DUH will nun bei einzelnen Fahrzeugen bei eigenen Messungen seines Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) eine erhöhte Stickoxid-Belastung gemessen haben. Bei einem VW Touareg mit der Abgasnorm Euro 5 habe er um bis zu 20 Prozent höher gelegen. Der Verein nennt HVO100 eine "Scheinlösung", weil er damit deutlich gesundheitsschädlicher als Dieselkraftstoff aus Erdöl und so trotz seines Entlastungseffekts für das Klima ungeeignet für den Straßenverkehr sei.

Das Bundesverkehrsministerium habe auf wiederholte Anfragen zu den Abgaswerten nicht reagiert, schreibt die Umwelthilfe. Daher folgte am 14. Juni ein Antrag nach dem Umweltinformationsgesetz (UIG), mit dem die DUH Informationen bis zum 12. Juli anforderte. Nachdem auch dieser ignoriert worden sei, habe die DUH ihre Klage am 18. Juli beim Berliner Verwaltungsgericht eingereicht.

Damit hat das Ministerium nun doppelten Ärger in Verbindung mit HVO100. Der Spitzenbeamte Oliver Luksic hatte die Schirmherrschaft für eine HVO100-Kampagne des Automobilclubs "Mobil in Deutschland" inne. Recherchen des ZDF hatten kürzlich nahegelegt, dass dieser Club in einer Präsentation für die Kampagne "HVO100 goes Germany" damit geworben haben soll, gegen Bezahlung Termine mit Spitzenbeamten des Verkehrsministeriums zu vermitteln. Wissing und Luksic bestreiten derartige Vorgänge, die Schirmherrschaft ruht derweil.

(fpi)