E-Mobilität: Netzbetreiber wollen Laden stundenlang unterbrechen können

Seite 2: Hemmender Ansatz

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Betreiber und das BMWi wollten "kontraproduktive Anreize im Stromsystem" setzen und trieben ein viel zu komplexes Instrument mit Verschiebungen im ganzen Tarifgefüge voran, hielt Christoph Maurer von der Denkfabrik Consentec dagegen. Die vorgesehenen "erheblichen Einschränkungen der Lademöglichkeiten von fast bis zu zehn Prozent der Zeit können ein Hemmnis für den Ausbau der Elektromobilität sein", warnte er. Zeitvariable Tarife wären die bessere Alternative. Dänemark und Kalifornien etwa nutzten dieses Werkzeug schon, um Verbraucherverhalten über den Strompreis zu beeinflussen.

Spitzenglättung sei eine Katastrophe, hieb Marcus Fendt vom Startup The Mobility House in die gleiche Kerbe. Das wäre ihm zufolge ähnlich, wie wenn "du zwei Stunden am Tag nicht telefonieren kannst". Es bringe daher nichts, mit einem "Kompromissparagrafen" anzufangen und die E-Mobilität "mit neuen Fragezeichen" zu belegen. Fendt plädierte für flexible Stromtarife "auf Basis einer intelligenten Infrastruktur". Das Optimieren "hinter dem Zähler" funktioniere schon gut, die Netzbetreiber müssten es nur nach vorn ziehen.

Zeitabhängige Netzentgelte sollten der Regelfall werden, betonte auch Thomas Engelke vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). Sie böten viel größere Wahlmöglichkeiten, könnten regional angeboten werden und erforderten weniger Netzausbau. "Wir haben eine große Spreizung, wir brauchen nicht tägliche Abschaltungsoption", meinte er. Mit zusätzlichen Verbrauchs-, Speicher- und Steuergeräten könnten die Netze generell besser ausgelastet werden, was nicht nur zu weniger Engpässen, sondern auch zu einer Kostensenkung für die Verbraucher führen müsste.

(kbe)