ETech: Kollektiv Web-Makros generieren mit IBMs Koala

Koala ermöglicht es Webnutzern, Arbeitsschritte zu automatisieren. Koala bietet seinen Nutzern aber auch ein Wiki, mit dem sich Skripte austauschen lassen. Nutzer können damit etwa interaktive Anleitungen zur Bedienung von Webplattformen publizieren.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Janko Röttgers

Die IBM-Mitarbeiterin Tessa Lau gab auf der Emerging-Technology-Konferenz (ETech) einen Blick hinter die Kulissen der Forschungsabteilung ihres Konzerns. Lau präsentierte dazu die Skript-Plattform Koala, die derzeit bei IBM einen internen Alpha-Test durchläuft. Koala ermöglicht es Webnutzern, Arbeitsschritte durch Makros zu automatisieren. "Uns wurde klar, dass wir Tag für Tag eine ganze Menge langweilige Sachen im Netz machen", erklärte Lau die Motivation für die Entwicklung Koalas.

Die Plattform setzt zum Erstellen von Skripten auf ein Firefox-Plugin, das als eine Art Makro-Recorder fungiert. So zeichnet das Plugin nach dem Start der Aufnahme auf, welche Webseiten ein Nutzer ansurft, welchen Links er folgt und welche Daten er in welche Formulare einfügt. Nach dem Abschluss der Aufnahme lässt sich das Makro im Quelltext editieren. Koala setzt dafür auf eine eigene Skript-Sprache, die auf ganzen englischen Sätzen basiert und damit problemlos auch von Nicht-Programmierern verstanden und verändert werden kann – eine Möglichkeit, die von Lau als "nachlässiges Programmieren" bezeichnet wurde.

Beim Abspielen eines Makros folgt der Browser schließlich Schritt für Schritt den vom Nutzer aufgenommenen Anweisungen. IBM möchte mit Koala jedoch nicht nur derart nutzerspezifische Arbeitsabläufe automatisieren. Lau dazu: "Wir versuchen, das Erstellen von Skripten zu einer sozialen Unternehmung zu machen." Koala bietet seinen Nutzern dazu ein Wiki, mit dem sich einzelne Skripte austauschen lassen. Nutzer können damit etwa interaktive Anleitungen zur Bedienung verschiedener Webplattformen publizieren – etwa, um anderen bei der Nutzung einer Webplattform in einer ihnen unbekannten Muttersprache zu helfen. Lau bezeichnete diese Komponente des Projekts als eine Art "Wikipedia für Howto-Wissen".

Koala legt auf der Maschine jedes Nutzers einen Satz persönlicher Daten an, sodass Skripte mit datenschutzfreundlichen Variablen ausgetauscht werden können. Lau gab jedoch zu, dass Datenschutz dennoch potenziell ein großes Problem für eine derartige Plattform sei. So lassen sich einige persönliche Daten ihren Angaben zufolge nur schwer als solche erkennen, da sie von Nutzern in undokumentierte und unstrukturierte Text-Formularfelder eingegeben werden. Nutzer haben deshalb auch die Möglichkeit, private Skripte zu erstellen.

Potenzial zum Missbrauch gibt es bei Systemen wie Koala auch im Bereich böswilliger Skripte. Eine Lösung dafür hat man bei IBM noch nicht gefunden. Lau zeigte sich jedoch optimistisch, langfristig vom Wiki-Effekt profitieren zu können: "Ich hoffe, dass die Gemeinschaft von selbst gegen derartigen Missbrauch vorgehen wird."

Zur sechsten Emerging Technologies Conference siehe auch:

Zur fünften Emerging Technologies Conference im vergangenen Jahr siehe auch:

(Janko Röttgers) / (jk)