EU-VerbraucherschĂĽtzer: Apple Watch ist nicht klimaneutral
Der Europäische Verbraucherverband bemängelt, dass Apple bei seiner Watch CO₂-Ausgleich betreibt – und wirft dem Konzern Greenwashing vor.
Apple Watch Series 9.
(Bild: Apple)
Zu Apples wichtigsten Ankündigungen bei der letzten Keynote zählte die Angabe, dass die Apple Watch Series 9 sowie die Ultra 2 künftig klimaneutral sein sollen, wenn man sie mit Standardarmbändern kombiniert. Dabei räumte das Unternehmen auch ein, dass man einen CO₂-Ausgleich leisten werde – eine nicht unumstrittene Art der Klimakompensation. Genau das fällt Apple nun auf die Füße. Der Konzern wird vom Europäischen Verbraucherverband (Bureau Européen des Unions de Consommateurs, kurz BEUC), der die unabhängigen Verbraucherorganisationen in der EU vertritt, dafür scharf kritisiert. Sogar das böse Wort vom Greenwashing macht die Runde.
"Falsche Botschaften"
Apple will damit den Klimaeffekt der Apple Watch während ihrer Betriebsphase auszugleichen, die das Unternehmen mit 7 bis 12 kg CO₂-Äquivalent angibt. Dafür kauft sich der Konzern sogenannte Credits, die wiederum beispielsweise für Aufforstungsprojekte genutzt werden könnten. Das ist allerdings nicht unumstritten. "Behauptungen im Bereich der Klimaneutralität sind wissenschaftlich ungenau und führen die Verbraucher in die Irre", so Monique Goyens, Generaldirektorin der BEUC, gegenüber der Financial Times. "Die jüngste Entscheidung der EU, [solche] Behauptungen zu verbieten, wird den Markt zu Recht von solchen falschen Botschaften befreien." Die Apple Watch dürfe hier keine Ausnahme bilden.
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Apple reagierte mit einem Statement, in dem es hieß, sein Schritt hin zur Klimaneutralität sei "ein Beweis für eine der kühnsten Klimaschutzverpflichtungen der heutigen Industrie". Um die Ziele global zu erreichen, brauche es "sofortige Maßnahmen zur drastischen Senkung der Emissionen, gepaart mit Investitionen in den Naturschutz und die Kohlenstoffentfernung in großem Maßstab".
Aufforstung in SĂĽdamerika
Mehrere Klimaschutzgruppen hatten zuvor in Zweifel gezogen, dass die von Apple erworbenen CO₂-Ausgleichsprodukte ausreichend sind, um das klimawirksame Gas dauerhaft aus der Atmosphäre zu nehmen. Apple will damit neben der eigentlichen Nutzung auch das Aufladen und den Versand der Uhren an die Kunden abdecken. Zu den Projekten, die der Konzern finanziert, zählen neue Holzplantagen, aber auch die Wiederaufforstung in Südamerika. Apple betont, dass damit auch neue wirtschaftliche Möglichkeiten für die Bevölkerung geschaffen werden.
Doch gerade solche Projekte stehen in der Kritik, weil das gewonnene Holz nachher zum Teil wieder als "nachhaltig" verbrannt wird oder in minderwertigen Produkten landet. Zudem dauert die Aufforstung vergleichsweise lange und lässt sich somit nicht mit direkt eingespartem Treibhausgas vergleichen. Goyens hofft nun, dass Apple unter die neuen EU-Maßnahmen fällt, die bis 2026 jegliche Werbebehauptungen der Klimaneutralität unterbinden sollen, da diese "irreführende Reklame" seien. Im September waren Parlament und Rat zu einer gemeinsamen Entscheidung gelangt.
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(bsc)