Elektro-Transporter von Renault: Bewährte Namen, neue Technik
Die batterieelektrischen Kleinlaster Renault Estafette, Goelette und Trafic sollen den Transportern und Kastenwagen von VW, Peugeot und Opel Konkurrenz machen.
Renaults elektrische Transporterbaureihen Estafette, Goelette und Trafic
(Bild: Renault)
Renault stellt drei elektrische Transporter im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge vor, die ab 2026 auf den Markt kommen sollen. Ihre Namen Estafette, Goelette und Trafic entstammen der Markengeschichte und nehmen Bezug auf bewährte Qualitäten vergleichbarer historische Modelle, beim Trafic spricht Renault historisch ziemlich kühn von einer "vierten Generation".
Renault verweist dabei mit dem Software Defined Vehicle (SDV) auf eine heute zunehmend wichtige Errungenschaft, die unabhängig von der Hardware stark über Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann, Volkswagen und andere große Marken erleben es gerade. Die neuen Transporter sind gleichzeitig die ersten Elektroautos der Marke mit skalierbarer SDV-Architektur. Entwickelt hat sie der Partner Ampere, mit dem Renault bereits bei seinen Ende 2024 vorgestellten batterieelektrischen Pkw Renault 4 und Renault 5 E-Tech Electric zusammenarbeitete.
Trafic E-Tech Electric
Renault bezeichnet den Trafic als vierte Generation des ab 1980 mehr als 2,5-millionenfach verkauften Transporters, auch wenn beide technisch heute gar nichts mehr verbindet. Der elektrische Transporter bietet einen kurzen vorderen Überhang und einen langen Radstand. Möglich macht das der Elektroantrieb, der keine so starken räumlichen Einschränkungen wie der Verbrennungsantrieb kennt. Anders ausgedrückt: Die weit in den Ecken positionierten Räder ermöglichen eine weiter verbesserte Raumausnutzung.
Trotz des langen Radstands ist der Wendekreis jedoch nicht größer als der eines Renault Clio, ein unschätzbarer Vorteil bei der Zustellung in urbanem Gebiet. Das hat Renault auch mit einer Höhe von knapp 1,9 Metern berücksichtigt, mit der dem Trafic fast alle Durchfahrten, die Einfahrt in Tiefgaragen ohnehin, offenstehen. Dazu kommt eine dreiteilige Windschutzscheibe wie beim VW ID.Buzz und eine ähnlich wie beim Mitsubishi L300 nach vorn abgesenkte Türscheibenunterkante. Beides dürfte die Übersicht verbessern.
Renault elektrische Nutzfahrzeuge (6 Bilder)

Renault
)Schwarzer Gürtel
Renault spricht in Bezug auf die Erscheinung von "fließenden, strukturierten Linien", eine großzügige Umschreibung all dessen, was in der Automobilgeschichte wohl bisher schon jedes Modell für sich reklamiert hat. Wichtiger als "die Gürtellinie, die selbst bei stehendem Fahrzeug einen subtilen Eindruck von Bewegung und Energie" vermittelt, dürfe wohl die Erwähnung der asymmetrischen Flügeltüren sein. Denn der Trafic bleibt trotz allem eher Nutzfahrzeug als futuristische Skulptur. An den für das städtische Geläuf gerade in Frankreichs großstädtischen Rempelzonen eigentlich unumgänglichen Schutz der Karosserie hat Renault jedenfalls gedacht: Er erstreckt sich von den Stoßfängern vorn und hinten bis in die unteren Türbereiche.
Goelette E-Tech Electric
"Goelette" ist hierzulande nur mehr Älteren oder Renault-Nerds ein Begriff. Von 1956 bis Mitte der 60er-Jahre war dieser kompakte und vielseitige Transporter verbreitet. Die Goelette E-Tech Electric möchte daran anknüpfen und soll ab 2026 in den drei Versionen Fahrgestell, Kasten und Kipper die unterschiedlichsten Transportbedürfnisse befriedigen. "Eine breite Palette von Umbauten" auf dieser Basis soll weitere Kundenkreise erschließen.
Die Goelette E-Tech Electric basiert auf der Technik des Trafic E-Tech Electric und bietet hinter der B-Säule Raum für die besagten Konfigurationen sowie individuell auf die spezifischen Anforderungen bestimmter Nutzer zugeschnittene Sonderlösungen. Daher ist die Goelette E-Tech Electric mit oder ohne Trittbrett erhältlich, schreibt Renault.
Estafette E-Tech Electric
Die Estafette E-Tech Electric will nicht nur dem Namen nach auf den legendären Renault Transporter aus den 60er-Jahren zurückgreifen. Über eine halbe Million Estafette hat Renault zwischen 1959 und 1980 über mehrere Fahrzeuggenerationen gebaut. Auch heute ist es ein Fahrzeug, das etwas größere Volumina bietet als die Goelette und besonders der in fast allen Fällen noch etwas kompaktere Trafic. Mit 5,27 m Länge, 2,60 m Höhe und 1,92 m Breite ist dieses Modell geräumiger, soll sich aber immer noch "leicht durch die engen Straßen der Innenstädte steuern" lassen, wie Renault betont.
Eine bis zu 1,90 m große Person kann aufrecht in Cockpit und Laderaum agieren, heißt es. Eine seitliche Schiebetür soll ein sanftes Öffnen ermöglichen, auch das einteilige Rouleau am Heck passt zur fast geräuschlosen Fortbewegung des Elektroautos und benötigt keinen weiteren Raum zum Öffnen, wie die in der Klasse üblichen Heckklappen oder Flügeltüren. Beidseitig und am Heck erleichtern Trittbretter den Ein- und Ausstieg. Auch die Estafette ist mit einem Karosserieschutz von den Stoßfängern vorn und hinten bis in die unteren Türbereiche. Ausgestattet, damit die im urbanen Einsatz üblichen Kontakte nicht gleich zu hässlichen Kampfspuren führen.
Videos by heise
Markteinführung ab 2026
Technische Daten über die im Artikel genannten hinaus hat Renault bislang nicht mitgeteilt und verweist auf kommende Veröffentlichungen. Eine technische Verwandtschaft mit Renault 4 und 5 E-Tech Electric im Bereich der Antriebs- und Speichertechnik ist aber wahrscheinlich. Der Hersteller wird die batterieelektrischen leichten Nutzfahrzeuge in Frankreich im Werk Sandouville fertigen. Sie sollen ab 2026 auf den Markt kommen. Weitere Einzelheiten will der Hersteller in den kommenden Monaten bekanntgeben. Die Gesamtentwicklung lag in den Händen von Flexis, einer unabhängigen Ausgründung von Renault, der Volvo Group und CMA-CGM.
(fpi)