Elektroautos: Die knappe Auswahl an Gebrauchten soll ab 2024 deutlich wachsen

Neue E-Autos haben in den vergangenen Jahren massiv an Marktanteilen gewonnen, gebraucht sind sie allerdings noch rar. Das knappe Angebot wächst aber schnell.

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Mitsubishi i-MiEV

Wer erinnert sich noch an Mitsubishi i-MiEV (und seine baugleichen Badge-Engineering-Klone Peugeot iOn & Citroën C-Zero)? Die lieben Kleinen gehören zum aktuellen Gebrauchtwagenangebot für Elektroautos.

(Bild: Mitsubishi)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Christof Rührmair
Inhaltsverzeichnis

Wem ein neues Elektroauto zu teuer ist, der tut sich schwer, stattdessen gebraucht zu kaufen. Das Angebot an gebrauchten Stromern hat sich binnen Jahresfrist zwar verdoppelt, doch noch immer sind sie relativ selten, wie Zahlen der Fahrzeugbörse Mobile.de, des Kraftfahrt-Bundesamtes und des Marktbeobachters DAT zeigen. Dabei sind sie – im Verhältnis zum Neupreis – sogar eher günstig. Einen größeren Schub könnte es in ein bis zwei Jahren geben.

Auf der Fahrzeugbörse Mobile.de waren im Januar durchschnittlich 25.500 gebrauchte batterieelektrische Elektroautos inseriert, wie eine Auswertung des Unternehmens zeigt, bei der Fahrzeuge mit mehr als 20 Jahren oder 200.000 Kilometern nicht berücksichtigt wurden. Das war ein Anstieg um 106 Prozent gegenüber dem Januar 2022.

Dennoch sind die Stromer Exoten auf der Plattform: Auch nach der Verdopplung machten sie nur 2,4 Prozent des Angebots aus. Und bei den vom KBA gezählten tatsächlichen Besitzumschreibungen war es im Januar gar nur 1 Prozent. Bei Neuwagen war der Stromeranteil zuletzt zehnmal so hoch.

Auch beim Blick auf die angebotenen gebrauchten Elektroautos zeigt sich die Abweichung vom Neuwagenmarkt. Am häufigsten ist auf Mobile.de der Renault Zoe (Test) vor dem Tesla Model 3 (Test) und dem BMW i3, der inzwischen nicht mehr hergestellt wird. 2022 waren die am häufigsten neu zugelassenen Batterieelektrischen laut KBA Tesla Model Y (Test), Model 3 und Fiat 500e (Test).

"Bei älteren Gebrauchtwagen gibt es im Moment noch kein relevantes Angebot. Das liegt vor allem daran, dass es vor drei Jahren noch kein breites Angebot an neuen Elektroautos gab und dementsprechend auch die Neuzulassungen niedriger waren", erklärt Thomas Peckruhn, der Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Drei Jahre ist bei Gebrauchtwagen eine typische Frist, weil viele Leasingverträge so lange laufen und die Autos dann in diesem Alter auf den Markt kommen.

Doch der Markt für gebrauchte Elektroautos ist sehr viel jünger. Im Angebot bei Mobile.de lag ihr Durchschnittsalter im Januar bei 25 Monaten. Autos mit Ottomotor waren mit 77 Monaten sehr viel älter, ebenso solche mit Dieselmotor mit 66 Monaten – hier gibt es eben auch viele alte Gebrauchte.

Wer mehr Auswahl will, muss sich dementsprechend noch gedulden. "Ein größeres Angebot an gebrauchten Elektroautos wird es wahrscheinlich ab 2024 oder 2025 geben", sagt Peckruhn. Dann kommen die Leasingrückläufer aus den vergangenen Jahren mit höheren Stromeranteilen auf den Markt.

Die DAT weist allerdings auf einen weiteren bremsenden Effekt hin: Knapp die Hälfte der in den vergangenen Jahren verkauften Stromer ging an Privatpersonen. Und die halten ihre Fahrzeuge in der Regel deutlich länger: fünf bis zehn Jahre.

In der Anschaffung sind neue Stromer nicht billig. Doch zumindest die sogenannten Restwerte waren zuletzt niedriger als bei Autos mit Verbrennungsmotor. Für einen typischen drei Jahre alten Stromer ermittelte die DAT im Januar einen Restwert von 61,5 Prozent des Listenneupreises. Bei Wagen mit Dieselmotor waren es 66,8 und bei Autos mit Ottomotor 69,6 Prozent. Ein Teil des Unterschiedes geht dabei allerdings auf die staatliche Förderung für neue E-Autos zurück.

Bei der DAT bezeichnet man die Nachfrage nach gebrauchten Stromern als "verhalten". Denn für die allermeisten Autokäufer kommt ein Elektroauto entweder gar nicht oder nur als Neuwagen infrage, wie aus der Umfrage für den alljährlichen DAT-Report hervorgeht. Selbst unter den befragten Gebrauchtwagenkäufern sagten nur 14 Prozent, dass ein gebrauchter Stromer für sie infrage käme. Doppelt so viele unter ihnen sagten "Nein, nur ein E-Neuwagen".

Dennoch gehen die auf Mobile.de angebotenen Elektroautos verhältnismäßig schnell weg. Im Januar zählte man dort im Schnitt 38 Standtage. Bei Autos mit Verbrennungsmotor und Hybriden waren es jeweils mehr als 50.

Zu den Dingen, die die Käufer beim Erwerb eines gebrauchten Stromers beschäftigt, gehört auch der Zustand der Batterie. Er wird in der Umfrage der DAT mehrheitlich als mindestens so wichtig wie die Laufleistung eingestuft. Auch Peckruhn sieht ihn als bedeutend für den Preis eines Elektroautos an. Er betont allerdings, dass sich der Zustand zuverlässig prüfen lasse. Und außerdem gebe es von den Herstellern lange Garantien.

(fpi)