DAT-Report 2022: Die Abschaffung des Autos wird noch verschoben

Die Elektromobilität ist im Kommen, aber von einem Durchbruch noch ein ganzes Stück weit entfernt. Viele Autofahrer warten noch ab. Das belegt der DAT-Report.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 72 Kommentare lesen

Ausschnitt aus dem Titel der Studie

(Bild: DAT)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Abschaffung des Autos als Verkehrsträger hat lautstarke Befürworter, allerdings keine Mehrheit. Das zumindest ist eine Erkenntnis, die sich aus dem DAT-Report 2022 herauslesen lässt.

Der Aussage: "Für mich ist das eigene Auto unverzichtbar" stimmten 79 Prozent der Befragten zu, im vergangenen Jahr waren es 75. In großen Städten ist die Zustimmung mit 69 Prozent etwas geringer als in Städten mit bis zu 20.000 Einwohner, doch in beiden Gruppen hat das Auto 2021 als Wahrnehmung des Autos als "unverzichtbares Transportmittel" deutlich zugelegt, obwohl die Jahresfahrleistung rückläufig war.

Ist das eigene Auto verzichtbar?

(Bild: DAT)

Interessant sind die Verschiebungen gegenüber den Vorjahren bei den Antrieben bzw. Energieträgern. 38 Prozent der Neuwagen-Interessenten konnten sich bei der vorherigen Befragung vorstellen, vom alleinigen Verbrennungsmotor als Antriebsquelle abzurücken. In diesem Jahr sind es schon 59 Prozent. Eine Mehrheit (37 Prozent) präferiert Mild- und Vollhybride, was natürlich auch am stark gewachsenen Angebot liegt: Beispiel BMW 3er: Kaum ein Motor hat dort keinen 48-Volt-Startergenerator als Unterstützung eingebaut.

Auch der Plug-in-Hybridantrieb steht bei den Neuwagen-Interessen derzeit hoch im Kurs. Immerhin 29 Prozent können sich diesen Antrieb in ihrem nächsten Neuwagen vorstellen. Wenig verwunderlich, wird er doch aktuell noch massiv subventioniert. Wie es im kommenden Jahr damit weitergeht, steht noch nicht fest. Ziemlich sicher ist bislang nur, dass die aktuellen monetären Vorteile bei Kauf und Steuer kaum unverändert fortgesetzt werden. Die Förderkriterien wurden in diesem Jahr mit der Anhebung der Mindestreichweite auf 60 km verschärft. Allerdings gibt es derzeit noch einen für die Autohersteller recht bequemen Weg: Liegt der CO₂-Ausstoß unter 50 g/km, reicht das momentan noch aus, um die Förderrichtlinie zu erfüllen. Schon die alte Bundesregierung hatte jedoch den Plan, dieses Schlupfloch zu schließen.

Sollten die finanziellen Vorteile für Plug-in-Hybride beschnitten werden oder gar komplett entfallen, wird es spannend sein zu beobachten, wie sich das Interesse der Neuwagen-Käufer an dieser Technik weiterhin entwickelt. Vielfach sind die Hürden der elektrischen Nutzung eines PHEV im Alltag hoch. Das maximale Ladetempo ist bei vielen Modellen zäh, der Stromverbrauch zum Teil so hoch, dass sich manch einer überlegen wird, ob ihn die elektrische Fahrt nicht teuer zu stehen kommt als die Fahrt ohne vorherige Aufladung. Die stark gestiegenen Strompreise dürften solche Abwägungen noch befeuern.

22 Prozent der Befragten ziehen ein batterieelektrisches Auto in Erwägung. Auch hier dürften die Subventionen eine maßgebliche Rolle spielen. Hinzu kommt das kräftig wachsende Angebot an Elektroautos, die für das eigene Fahrprofil passend dimensioniert sind. Wasserstoff (6 Prozent) und Gas (4 Prozent für LPG und CNG zusammen) spielen bei der Anschaffung eines Neuwagens kaum mit. Kein Wunder, denn für beide gibt es gewissermaßen kein Angebot auf dem Markt.

Welche Antriebsarten waren interessant?

(Bild: DAT)

Die Entscheidung in der Autoindustrie, großflächig auf den batterieelektrischen Antrieb zu setzen, ist in vielen Chef-Etagen schon längst gefallen. Bei den Kunden aber gilt es noch zu überzeugen. 31 Prozent der Fahrzeugbesitzer können sich einen Umstieg nicht vorstellen, 22 Prozent sind sich unsicher. 46 Prozent könnten sich mit einem E-Auto anfreunden, doch nur ein kleiner Teil von ihnen hat das unmittelbar oder auch nur in den kommenden zwei Jahren vor. 33 Prozent der Umstiegswilligen will das in 3 bis 5 Jahren tun, 46 Prozent von ihnen erst in frühestens 5 Jahren. Von einem schnellen, massenhaften Wechselwunsch hin zur E-Mobilität kann also keine Rede sein.

Umstiegspläne der Pkw-Halter

(Bild: DAT)

Noch viel größer wäre der Aufklärungsbedarf, wenn man e-Fuels als Alternative zum batterieelektrischen Antrieb ernsthaft in Erwägung ziehen würde. 65 Prozent der Befragten haben davon bestenfalls geringe Kenntnisse, nur 8 Prozent haben sich damit intensiv näher auseinandergesetzt. Von den 35 Prozent, die angaben, dazu schon etwas gelesen oder sich umfangreich damit beschäftigt haben, halten immerhin 60 Prozent das für eine "vielversprechende, klimaschonende Alternative zum Elektroauto".

Wie gut waren die Befragten informiert?

(Bild: DAT)

Das Vertrauen in Assistenzsysteme ist bei Neuwagenkäufer mit 77 Prozent nochmals größer als bei Gebrauchtwagen-Interessenten. Dort stimmen 65 Prozent der Aussage zu, dass solche Helfer das Autofahren sicherer machen. Gleichzeitig geben 27 bzw. 39 Prozent an, dass Assistenten sie ablenken oder gar überfordern würden. Weitgehend einig sind sich Neu- und Gebrauchtwagen-Käufer darin, dass solche Systeme für steigende Reparaturkosten sorgen werden. Beide Gruppen gehen davon aus, dass die Assistenten Vorboten für ein autonomes Fahren sein werden. Die Erfahrung, die wir in der Redaktion mit Assistenzsystemen in diversen Testwagen machen, legt allerdings nahe, dass diese Zukunft nicht unmittelbar bevorsteht.

Was denken potenzielle Käufer über Assistenzsysteme?

(Bild: DAT)

Heftig sind die Unterschiede, wenn es darum geht, wie viel ein Auto kosten darf. Der durchschnittliche Gebrauchtwagen kostet 15.740 Euro, wobei die Spanne hier von 21.250 Euro bei einem Markenhändler bis 10.010 Euro bei einem Kauf von privaten Anbietern reicht. Ein Neuwagen war mit durchschnittlich 37.790 Euro so teuer wie nie zuvor.

Preise nach Marke und Antriebsart

(Bild: DAT)

Wer ein Fahrzeug der selbsternannten Premiumhersteller aus Deutschland erwarb, gab im Schnitt 54.260 Euro aus, für ein Modell eines Importeurs waren es 31.840 Euro. Bei den Antriebsarten lag der Plug-in-Hybrid mit 52.750 Euro vor Diesel (42.570 Euro), Elektroauto (39.570 Euro) und Benziner (28.630 Euro). Die Hersteller können also zumindest in einem Punkt beruhigt sein: Der Wechsel bei den Antriebsarten ist den Kunden einen gewissen Aufpreis wert.

(fpi)