Pkw-Markt: Elektroautos boomen, Wachstum verlangsamt sich

Im vergangenen Jahr wurden weltweit so viele Elektroautos verkauft wie noch nie zuvor, obwohl die Zahlen in einigen Ländern rückläufig sind.

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Volvo EX30

Volvo war eine der Marken, die von steigenden E-Auto-Verkaufszahlen im vergangenen Jahr profitiert haben.

(Bild: Volvo)

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Hierzulande sank der Anteil von Neuwagen mit batterieelektrischem Antrieb im vergangenen Jahr, doch global stieg ihre Zahl deutlich. Zwar hat sich das Wachstum etwas verlangsamt, doch mit 10,4 Millionen erstmals zugelassenen Elektroautos gab es abermals einen neuen Rekord. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 14,3 Prozent mehr Elektroautos (BEVs) verkauft als 2023. Das geht aus einer Analyse der Unternehmensberatung PwC hervor, die die Entwicklung auf 21 Märkten berücksichtigt, darunter Zentraleuropa, die USA und wichtige asiatische Länder.

Das Wachstum hat sich damit verlangsamt. 2023 hatte PwC noch ein Plus von 28 Prozent errechnet. Die Zahlen aus dem Vorjahr wurden inzwischen allerdings deutlich nach unten korrigiert. Hintergrund ist vor allem, dass PwC seine Erhebungsmethode für China korrigiert hat, damit von dort exportierte Fahrzeuge nicht mehr doppelt gezählt werden. Deutlich stärker als bei den reinen Elektroautos fiel 2024 das globale Wachstum bei Plug-in-Hybriden aus. Hier ging es in den untersuchten Märkten um 56 Prozent auf 6,2 Millionen nach oben.

China ist inzwischen der absolut dominante Markt für Elektroautos. Knapp zwei Drittel des gesamten Volumens, konkret 6,7 Millionen E-Autos, wurden dort erstmals zugelassen. China liegt auch beim Wachstum mit gut 20 Prozent deutlich über dem Durchschnitt, basierend auf den korrigierten Vorjahreszahlen. Dahinter folgen die USA mit 1,2 Millionen und einem Plus von 7,4 Prozent. Platz drei geht, anders als in der Vergangenheit, nicht an Deutschland, sondern an das Vereinigte Königreich (UK) mit 382.000 BEVs. Das waren gut 21 Prozent mehr als im Vorjahr.

Deutschland fällt dagegen knapp auf Platz vier, weil der hiesige Elektroautomarkt nach dem Wegfall der schrittweisen Kaufprämie in der zweiten Jahreshälfte 2023 im vergangenen Jahr um gut 27 Prozent auf 381.000 Autos einbrach. Auch in anderen europäischen Märkten wie Frankreich, Österreich, Italien, der Schweiz oder Schweden ging es mit den Verkaufszahlen von Elektroautos nach unten. Die Rückgänge fielen dort auf niedrigerer Basis aber zurückhaltender aus als in Deutschland.

Der verschärfte Flottengrenzwert wird den Markt verändern, da sind sich Experten weitgehend einig. Er führt dazu, dass die Hersteller mehr Elektroautos als bisher verkaufen müssen, um Strafen zu vermeiden. Ein Effekt zeichnet sich bereits ab. Hersteller hätten BEV-Absätze aus dem vergangenen Jahr ins laufende Jahr verschoben, heißt es in der Analyse von PwC. Als Folge erwarten die Marktbeobachter zu Beginn des neuen Jahres einen Schub bei den Elektro-Zulassungen. Auch Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), hat die Verschiebung von Zulassungen beobachtet. "Wir werden im Januar deutlich gestiegene Neuzulassungszahlen bei Elektroautos und Plug-in-Hybriden sehen", sagt er über den deutschen Markt. "Das ist aber keine Wende, sondern nur ein Strohfeuer."

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Ob das mehr als ein kurzer Boom wird, muss sich zeigen. Kunden und Hersteller beobachten derzeit die Entwicklung genau. Für die Anbieter geht es um die Auslastung von Werken und die Einhaltung des Flottengrenzwertes. Zeichnet sich ab, dass sie über dem individuellen Grenzwert liegen, werden sie ihren Möglichkeiten gegensteuern. Dazu gehören etwa besondere Leasing-Konditionen für Elektroautos. Viele Interessenten dürften abwarten, wie sich die nächste Bundesregierung zu diesem Thema positioniert. Ein Auszug: Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich für eine europäische Initiative ausgesprochen. Die CSU möchte eine Kaufprämie wiederbeleben. Das BSW plädiert für staatlich gestützte Leasing-Angebote von "besonders sparsamen Verbrennern".

(mfz)