Ford macht Gewinn – dem Verbrenner sei Dank

Elektroautos von Ford machen derzeit Verlust, die der Konzern mit Gewinnen aus dem Geschäft mit Verbrennern überkompensieren kann.

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Ford F-150

(Bild: Ford)

Lesezeit: 3 Min.

Elektroautos sind für Ford derzeit ein Verlustgeschäft. Der Konzern muss sich in diesem Jahr auf einen deutlich höheren Milliarden-Verlust seiner Elektroauto-Sparte einstellen. Die Produktionszahlen werden langsamer steigen als geplant. Auf einen Preiskampf werde man sich dennoch nicht einlassen, sagte Konzernchef Jim Farley. Fraglich ist, ob Ford das auf lange Sicht durchhalten kann. Denn der Druck nimmt zu.

Im zweiten Quartal 2023 musste die E-Auto-Sparte von Ford einen operativen Verlust von knapp 1,1 Milliarden US-Dollar bei 1,8 Milliarden Dollar Umsatz hinnehmen. Der Konzern geht nun auch von einem deutlich höheren Minus in dem Geschäft für das gesamte Jahr aus. Ford sagte einen operativen Verlust von 4,5 Milliarden Dollar voraus. Zuvor waren rote Zahlen von drei Milliarden Dollar erwartet worden. Die Kapazität für eine hochgerechnete Jahresproduktion von 600.000 Elektroautos will Ford nun erst in kommenden Jahr erreichen. Nach früheren Plänen sollte es schon 2023 soweit sein.

Wie viele Autokonzerne plant auch Ford, den Übergang zu Elektroautos mit dem Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrenner zu finanzieren. Der Verbrenner-Bereich "Ford Blue" spielte im zweiten Quartal ein Betriebsergebnis von 2,3 Milliarden Dollar mit Erlösen von 25 Milliarden Dollar ein. Noch lukrativer war das Nutzfahrzeug-Geschäft: ein Plus von 2,4 Milliarden Dollar bei 15,6 Milliarden Dollar Umsatz. Insgesamt stieg der Umsatz von Ford im zweiten Quartal im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf knapp 45 Milliarden Dollar. Der Gewinn sprang von 667 Millionen Dollar auf rund 1,92 Milliarden Dollar hoch. Der Konzern rechnet nun für das laufende Jahr mit einem um einige Kosten bereinigten operativen Ergebnis zwischen elf und zwölf Milliarden Dollar. Zuvor lag die Spanne bei neun bis elf Milliarden Dollar.

Ford dominiert auf dem US-Markt vor allem das umsatzstarke Pick-up-Segment. Der Versuch, doch mit einer batterieelektrischen Version Lightning des populären F-150 zu reüssieren, ist bislang mäßig erfolgreich. Man arbeite daran, die Produktionskapazitäten von derzeit rund 75.000 F-150 Lightning zu verdoppeln. Seine Produktion war wegen eines Batteriebrandes auf einem Werksgelände zeitweise ausgesetzt. Ein Stopp für eine Untersuchung sei die richtige Entscheidung gewesen, argumentierte Konzernchef Farley. Ford kappte den Lightning-Preis Mitte Juli um rund 10.000 Dollar und verwies auf niedrigere Kosten und mehr Effizienz. Der Konzern werde bei der Preisgestaltung nicht nur daran denken, mehr Marktanteile zu gewinnen, betonte der Konzernchef.

Für Ford könnte es in diesem Segment auf absehbare Zeit deutlich ungemütlicher werden als in den vergangenen Jahrzehnten. Tesla bereitet gerade die Serienproduktion des Cybertrucks vor. Ford habe die Erkenntnis, dass Menschen beim Kauf ihres ersten Elektrofahrzeugs nicht an der Marke ihres bisherigen Autos hingen, warnte Farley. Beim zweiten Elektroauto gebe es allerdings viel mehr Markentreue. Übersetzt bedeutet das für den Konzern: Verliert Ford viele bisherige F-150-Käufer an Tesla, sind diese mit einiger Wahrscheinlichkeit weg. Hoffnungslos ist die Lage für Ford allerdings nicht. Beim Start des elektrischen F-150 etwa sei es für die meisten Käufer der erste Ford und der erste Pickup gewesen.

(mfz)