Forschungsprojekt: Autonome Shuttles versammeln sich zu Schwärmen

Besonders für den ländlichen Raum ist eine Idee gedacht, bei der autonome Klein-Shuttles in Schwärmen versammelt werden.

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So könnte ein "Cab" aussehen. Hier passen allerdings wohl weniger als vier Passagiere hinein.

(Bild: TU Dortmund)

Lesezeit: 3 Min.

Auf deutschen Straßen könnten künftig autonom fahrende Shuttles zu Schwärmen zusammengeschlossen werden und so einen "individualisierten öffentlichen Verkehr" bilden. Daran arbeitet ein Konsortium aus 20 Unternehmen und Organisationen im Forschungsprojekt NeMo.bil. Dies rückte nun das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) mit Förderbescheiden über 17,1 Millionen Euro ins Licht. Bereits im August bekam das Projekt insgesamt 30 Millionen Euro zugesprochen.

Automatisierte kleinere Fahrzeuge – Cabs genannt – bedienen die ersten und letzten Meilen. Auf längeren Strecken bilden sie einen Konvoi, den ein größeres automatisiertes Fahrzeug (Pro) zieht, erläutert das Projekt NeMo Paderborn, das an den Forschungen beteiligt ist. Die Cabs sollen 450 kg plus Akku wiegen und vier Personen fassen können. Die Pros genannten Führungsfahrzeuge sollen zusätzlich bis zu 20 Passagiere transportieren können. Sie dienen zudem als mobile Ladesäule und sollen im Konvoi höhere Reichweiten und Geschwindigkeiten ermöglichen. Das Gesamtsystem verspreche "eine bisher unerreichbare energetische Effizienz".

Die bayerische Inyo Mobility GmbH leitet das Projekt; sie wurde im April 2022 gegründet. Beteiligt sind außerdem unter anderem die TH Augsburg, die TU Dortmund und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das DLR erläutert, zur Steuerung der Verkehrs- und Energieflüsse seien digitale Instrumente zentral. Das Gesamtsystem werde virtuell in realen Anwendungsszenarien erprobt, so könnten ideale Mobilitätsangebote geplant werden.

Betreiber könnten die Forschungsergebnisse künftig für eigene Anwendungen und Wertschöpfungsketten einsetzen. Hierzu zählt das DLR den Datenaustausch innerhalb des Systems sowie mit der umgebenden Infrastruktur, die Steuerung der Fahrzeuge, die Routenplanung unter Berücksichtigung der Energieeffizienz oder spezifische Abrechnungsmodelle. Das Forschungsprojekt verspricht sich neue Ansätze für digitale Instrumente, um Energieflüsse zu steuern, beispielsweise durch Smart Grids.

Michael Kellner vom BMWK sieht Einsatzmöglichkeiten vor allem im ländlichen Raum. Es werde ein System entwickelt und erprobt, mit dem dort künftig individuelle Mobilität bedarfsgerecht und nachhaltig gestaltet werden könne. Auf Basis des vollautomatisierten Fahrens am Industrie- und Forschungsstandort Deutschland werde der öffentliche und der Individualverkehr fusioniert.

Das BMWK fördert das Projekt auch wegen der Skalierungsfähigkeit des Konzepts, geht aus einer Mitteilung hervor. Wichtig für das BMWK ist auch, dass das Projekt technologische Forschung mit sozialökologischen Themen kombiniere. Neben dem automatischen Kuppeln der autonomen Fahrzeuge oder dem bidirektionale Laden während der Fahrt gehe es etwa um optimierte Fahrzeugstrukturen, Analysen zum Schwarmverhalten der Fahrzeuge und um eine emissions- sowie ressourcenschonende Mobilitätsform. Hinzu komme eine datenbasierte Plattform auf offenen Standards auf Basis der Dateninfrastruktur des Cloudprojekts GAIA-X.

Das Prinzip, mehrere einzelne Fahrzeuge zu einer Kolonne zu versammeln, wird ähnlich mit dem Lkw-Platooning verfolgt. Dabei werden zwei oder mehr Lkw miteinander vernetzt und aufeinander abgestimmt, sodass sie in geringem Abstand hintereinanderfahren können. In München läuft seit diesem Jahr beispielsweise ein Projekt, in dem Elektro-Stadtbusse in Kolonnen fahren. In einem anderen Projekt mit vernetzten Lastwagen hatte sich gezeigt, dass nicht so viel Treibstoff wie erwartet gespart wurde.

(anw)