Freies Unix-Derivat FreeBSD 6.0 fertiggestellt

Das freie Open-Source-Betriebssystem FreeBSD, eines der auf 4.4BSD-Lite aufbauenden UNix-Derivate, steht in der Version 6.0 zum Download bereit.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Björn König
  • Mattias Hermannstorfer

Die Entwickler des FreeBSD-Projekts haben Version 6.0 des freien Open-Source-Betriebssystems freigegeben. Im Vordergrund standen die Stabilisierung des Systems auf Mehrprozessorsystemen und die Verbesserung der Unterstützung von WLAN und ACPI für den mobilen Einsatz von FreeBSD.

Automatisierte Belastungstests brachten viele Probleme zum Vorschein, die dazu beitrugen, dass das eigentlich zu August geplante Release verzögert wurde. Für diese Tests kam die Kernel Stress Test Suite zum Einsatz, die von einem dänischen IT-Unternehmen entwickelt wird und auch zukünftig FreeBSD-Entwicklern dabei behilflich sein kann, Probleme aufzudecken und beseitigen zu können.

Mit der umfangreichen Überarbeitung des Gerüsts zum Betrieb von WLAN-Geräten steht neben anderen neuen Funktionen auch endlich WPA für eine sichere Datenübertragung zur Verfügung. Die dynamische Steuerung der Prozessortaktrate ist heute unverzichtbar für stromsparende Rechnern. Der dafür verantwortliche Teil wurde ebenfalls einer kompletten Revision unterzogen. Darüberhinaus gibt verbesserte und neue Treiber um Sonderfunktionen und -tasten von Laptops von Herstellern wie Sony und IBM verwenden zu können.

Zu den wesentlichsten Neuerungen im Kernel gehört die SMP-Fähigkeit der VFS-Schicht. Diese Schicht stellt eine Abstraktion von Dateisystemobjekten dar, worüber sämtlicher Zugriff auf Dateien und Verzeichnisse intern abgewickelt wird. Insbesondere Rechner mit mehreren Prozessoren bzw. Prozessorkernen können davon profitieren. Die Entwicklung der Unterstützung von XFS-Dateisystemen befindet sich nachwievor in einem experiementellen Stadium und ist deswegen mit FreeBSD 6.0 nicht ohne weiteres nutzbar, jedoch beherrscht das System nun von Haus aus den Lesezugriff auf ReiserFS-Dateisysteme der Version 3.

Im Grundsystem wurden wie üblich viele kosmetischen Korrekturen und Aktualisierungen der Bibliotheken, Werkzeuge und Server vorgenommen. Beispielsweise ist das Archivierungswerkzeug tar, dank neuer Funktionen und Verbesserungen der Bibliothek libarchive, nun in der Lage ZIP- und ISO-Dateien auszupacken. Das wesentlich ressourcenschonendere Werkzeug portsnap kann als Ersatz für CVSup zum Aktualisieren der Ports dienen. Eine komplette Liste aller Änderungen befindet sich in den Release Notes.

Auf den FTP-Servern stehen CD-Images unter anderem für i386- und amd64-kompatible Prozessoren zur Verfügung. Das Image mit der Bezeichnung "bootonly" dient für eine Netzinstallation. Die erste CD enthält das Grundsystem, den X Window Server X.org 6.8.2 und ein Rettungssystem, das sich direkt von CD starten lässt. Auf der zweiten CD befinden sich Pakete für KDE 3.4.2 und Gnome 2.10.2 sowie weiterführende Dokumentation im HTML-Format in verschiedenen Sprachen. Zusätzlich stehen auf den FTP-Servern stehen weit über 10 000 Binärpakete zur Verfügung, darunter OpenOffice 2.0 und Opera 8.5. Gnome 2.12 wird in Kürze ebenfalls verfügbar sein.

Im Zuge der neuen Version wurde eine weitere stabile Entwicklungsline mit der Bezeichnung 6-STABLE eröffnet, während die experimentelle Entwicklung nun in 7-CURRENT fortgeführt wird. Es wird außerdem noch mindestens ein weiteres Release aus dem 5-STABLE-Zweig geben, das bereits im November oder zu Anfang Dezember erwartet wird. Die stabile Entwicklungslinie bezieht sich in diesenm Fall nicht – wie es der Name suggeriert – darauf, dass das System im Unterschied zu experimentellen Systemen ein gewisses Maß an Laufzeitstabilität bietet. Vielmehr möchten die Entwickler hier zum Ausdruck bringen, dass zukünftige 6.x-Releases kompatibel in Hinblick auf die Binär- und Programmierschnittstelle bleiben. Hardware- und Softwarehersteller können sich somit darauf verlassen, dass die von ihnen zur Verfügung gestellten Kernelmodule bzw. Programme über einen langen Zeitraum ohne Anpassungen lauffähig bleiben. Nähere Informationen zu dem Release-Prozess gibt es auf der FreeBSD-Webseite.

Fast zeitgleich mit Version 6.0 wurde eine neue Version der Webseite fertiggestellt und der Wettbewerb für ein FreeBSD-Logo brachte ein endgültiges Ergebnis hervor.

FreeBSD ist eine der Varianten der freien Unix-Derivate, die auf 4.4BSD-Lite2 aufsetzen; siehe dazu auch:

(Björn König) / (mhe)