Für mehr Reichweite: Mercedes Benz forscht an "Solarlack“ für E-Autos
Mit einer "Solarlackierung" will Mercedes-Benz zukünftig Elektroautos in kleine PV-Anlagen zu verwandeln, um damit die Reichweite zu verlängern.
- Marcus Hansson
Sobald die Sonne scheint, wird das Elektroauto über PV-Module von selbst aufgeladen. Und zwar nicht nur über ein Solardach, sondern über die ganze Fläche. Überlegungen in diese Richtung gab es in der Vergangenheit viele. Mercedes belebt die Idee jetzt mit einem Forschungsprojekt neu. Der Autohersteller entwickelt laut eigenen Angaben eine neue Art von Solarmodul, die sich in Form einer hauchdünnen "Paste“ über sämtliche Karosserieteile nahtlos auftragen lässt. Damit könnte laut dem Autohersteller ein durchschnittlich großer E-SUV 11 Quadratmeter Photovoltaikfläche bekommen.
Die nur fünf Mikrometer starke Photovoltaik-Schicht soll unterhalb der eigentlichen Lackschicht aufgetragen werden und einen Wirkungsgrad von 20 Prozent aufweisen, was ungefähr dem entspricht, was normale Silizium-Solarzellen erreichen. Die Photovoltaik-Beschichtung soll auch noch frei von Seltenen Erden sein und nur ungiftige sowie leicht verfügbare Rohstoffe enthalten.
Zweifel an Wirtschaftlichkeit
Autos mit Solarmodulen auszustatten, ist an sich keine neue Idee, hat sich jedoch in der Praxis als wenig wirtschaftlich erwiesen. Die zum Hyundai-Konzern gehörende Marke Genesis bietet das gegen einen Aufpreis an. Der Ertrag erwies sich im Test als recht übersichtlich, der Aufpreis dagegen war hoch.
Detaillierte Angaben zu Kosten oder Wirtschaftlichkeit des Solarlacks, den Mercedes jetzt entwickelt, wurden nicht bekannt gegeben, momentan handelt es sich auch nur um ein Forschungsprojekt. Es heißt lediglich, dass der Solarlack in der Herstellung "erheblich günstiger als konventionelle Solarmodule“ sein soll. Bezugnehmend auf das Beispiel des SUV mit 11 Quadratmeter PV-Fläche, würde das Auto laut Mercedes-Benz "unter Idealbedingungen“ am Standort Stuttgart jährlich genug Strom für etwa 12.000 km Fahrleistung produzieren.
Ein E-SUV wird im Jahresmittel inklusive der Ladeverluste einen Verbrauch von rund 20 kWh/100 km aufweisen. Demnach wären für 12.000 km rund 2400 kWh nötig. Dass Mercedes die erntet, ist allerdings fraglich. Eine herkömmliche PV-Anlage mit 11 Quadratmetern Fläche würde unter günstigen Konditionen im Jahr etwa 2500 kWh produzieren, was bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 20 kWh/100 km inklusive der Ladeverluste für 12.500 km Fahrleistung ausreichen würde. So hoch dürfte der Ertrag aber bei einem Solarlack-Auto nicht sein, schon allein weil nicht alle Seiten gleichzeitig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind.
(mch)