Googles Gewinn steigt um 40 Prozent, Börse leicht verzagt

Googles Umsatz und Reingewinn waren im 4. Quartal 2014 so hoch wie noch nie. Im letzten Monat vor dem Verkauf war sogar Motorola Mobile profitabel. Googles Betriebsgewinn stagniert jedoch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 39 Kommentare lesen
Google

(Bild: dpa, Karl-Josef Hildenbrand/Symbol)

Lesezeit: 4 Min.

Einen neuen Umsatzrekord hat Google im vierten Quartal 2014 aufgestellt. Wie aus den Donnerstagabend veröffentlichten Quartalszahlen hervorgeht, hat der Datenkonzern in den drei Monaten 18,1 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Das sind 15 Prozent mehr, als im gleichen Quartal 2013. Beim Gewinn kommt es darauf an, welche Kennziffer man betrachtet. Der Reingewinn ist um 41 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar nach oben geschnellt.

Der Betriebsgewinn hingegen ist um 30 Millionen auf 4,4 Milliarden Dollar leicht gefallen. Aber es ist keine Überraschung, dass Googles Umsatzrendite rückläufig ist (von 28% auf 24%). Und der Nettogewinn der fortgeführten Unternehmensteile ist von 3,9 auf 3,8 Milliarden gesunken. Dann im allgemeinen Reingewinn (nicht jedoch in den Umsatzzahlen) sind unter anderem auch die letzten 29 Tage von Motorola Mobile als Google-Tochter enthalten. Und die wird ja nicht von Google fortgeführt.

Der Verkauf Motorola Mobilitys an Lenovo brachte buchhalterisch einen Nettoprofit von 740 Millionen Dollar. Außerdem war die Tochterfirma plötzlich profitabel: Nach jahrelangen Verlusten schrieb sie in den vier Wochen 227 Millionen Dollar Gewinn. Das macht in Summe 967 Millionen Dollar zusätzlichen Nettogewinn.

Googles Umsatz kommt zu rund 90 Prozent aus dem Werbegeschäft. Die Analysten schauen daher immer auf den Cost-per-Click (CPC), also wieviel Geld Google pro Click einnehmen konnte. Dabei zeigt sich, dass es Google auf den eigenen Seiten um acht Prozent billiger geben musste, bei der für andere Angebote vermittelten Werbung aber im Schnitt sechs Prozent mehr verlangt hat. Insgesamt ist der CPC um drei Prozent gefallen, was einige Analysten verunsichert.

Der CPC-Wert alleine kann aber in die Irre führen. Denn dort, wo Google die Preise erhöht hat, wurden weniger bezahlte Klicks erzielt, weil zu den höheren Preisen weniger passende Werbung verkauft werden konnte. Auf den eigenen Seiten hingegen konnte Google die Menge der bezahlten Klicks um 25 Prozent steigern. In Summe stieg der Umsatz beider Werbesegmente. Bei den fremden Werbeflächen war dieser Anstieg allerdings geringfügig.

"Es ist immer so, wenn die Leute nur auf einen Wert schauen, vergessen sie die Gesamtsicht", betonte Googles Finanzchef Patrick Pichette, "Es ist ein Mix dieser beiden Dinge (CPC und Menge der Klicks, Anmerkung), die zum Umsatz führen, der auf den (eigenen) Sites sehr stark war in diesem Quartal. Also betrachten sie die Kennzahlen nie isoliert."

Die Analysten hatten jedenfalls leicht bessere Ergebnisse erwartet; doch diese hat der starke Dollar-Kurs verhindert. Hätten sich die Wechselkurse im Jahresverlauf nicht verändert, wäre Googles Umsatz 626 Millionen Dollar höher ausgefallen. Das Unternehmen sichert sich aber auf dem Kapitalmarkt teilweise gegen Währungsschwankungen ab, was diesmal immerhin 148 Millionen Dollar zurückgebracht hat.

Nach Bekanntgabe der Ergebnisse legten Googles Aktien eine Achterbahnfahrt hin. Eine stimmrechtslose Aktie (Typ C) war zum Schluss des regulären Börsenhandels mit 510,66 US-Dollar bepreist gewesen. Weil die Erwartungen der Finanzanalysten nicht erreicht wurden, rasselte das Papier binnen zehn Minuten auf 492,22 Dollar (-3,7%). Doch bald setzte sich die Erkenntnis durch, dass es ja doch ein Rekordquartal war.

In den folgenden eineinviertel Stunden stieg der Preis dann auf 525 Dollar. Weitere zweieinhalb Stunden später ging die Google-C-Aktie mit 517,88 Dollar aus dem nachbörslichen Handel. Das bedeutet ein Plus von 1,4 Prozent gegenüber dem regulären Schlusskurs. Der Kurs der Aktien mit einfachem Stimmrecht (A) verlief ähnlich bei geringfügig höheren Preisen. Eine dritte Aktiengattung mit zehnfachen Stimmrecht (B) wird nicht gehandelt. Seit April 2014 gibt es drei Artien von Google-Aktien als Folge eines Aktiensplits. Der Split erfolgte, weil die Aktien auf einen vierstelligen Preis gestiegen waren. Das erschwerte Kleinanlegern den Kauf.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Google (in US-Dollar)
Quartal Umsatz Nettogewinn
4/03 515,2 Mio. 27,2 Mio.
1/04 653,0 Mio. 63,0 Mio.
2/04 700,2 Mio. 79,1 Mio.
3/04 805,9 Mio. 51,98 Mio.
4/04 1.032 Mio. 204,1 Mio.
1/05 1.256 Mio. 369 Mio.
2/05 1.384 Mio. (890 Mio. ohne TAC) 343 Mio.
3/05 1.578 Mio. (1.048 Mio. ohne TAC) 381,2 Mio.
4/05 1.919 Mio. (1.290 Mio. ohne TAC) 372,2 Mio.
1/06 2.253 Mio. (1.530 Mio. ohne TAC) 592,3 Mio.
2/06 2.456 Mio. (1.671 Mio. ohne TAC) 721,1 Mio.
3/06 2.689 Mio. (1.864 Mio. ohne TAC) 733,4 Mio.
4/06 3.206 Mio. (2.230 Mio. ohne TAC) 1.031 Mio.
1/07 3.663 Mio. (2.530 Mio. ohne TAC) 1.002 Mio.
2/07 3.782 Mio. (2.632 Mio. ohne TAC) 925,1 Mio.
3/07 4.231 Mio. (3.011 Mio. ohne TAC) 1.069 Mio.
4/07 4.827 Mio. (3.380 Mio. ohne TAC) 1.2064 Mio.
1/08 5.186 Mio. (3.696 Mio. ohne TAC) 1.307 Mio.
2/08 5.367 Mio. (3.897 Mio. ohne TAC) 1.247 Mio.
3/08 5.541 Mio. (4.041 Mio. ohne TAC) 1.346 Mio.
4/08 5.701 Mio. (4.221 Mio. ohne TAC) 382 Mio.
1/09 5.508 Mio. (4.068 Mio. ohne TAC) 1.422 Mio.
2/09 5.523 Mio. (4.070 Mio. ohne TAC) 1.485 Mio.
3/09
5.944 Mio. (4,386 Mio. ohne TAC)
1.638 Mio.
4/09
6.673 Mio. (4,963 Mio. ohne TAC) 1.974 Mio.
1/10
6.775 Mio. (5.065 Mio. ohne TAC)
1.955 Mio.
2/10 6.820 Mio. (5.090 Mio. ohne TAC) 1.840 Mio.
3/10
7.286 Mio. (5.458 Mio. ohne TAC)
2.167 Mio.
4/10
8.440 Mio. (6.370 Mio. ohne TAC) 2.543 Mio.
1/11
8.575 Mio. (6.538 Mio. ohne TAC) 1.789 Mio.
2/11
9.026 Mio. (6.901 Mio. ohne TAC)
2.505 Mio.
3/11
9.720 Mio. (7.510 Mio. ohne TAC)
2.730 Mio.
4/11 10.584 Mio. (8.130 Mio. ohne TAC)
2.705 Mio.
1/12 10.645 Mio. (8.135 Mio. ohne TAC)
2.890 Mio.
2/12* 12.214 Mio. (9.614 Mio. ohne TAC)
2.785 Mio.
3/12 14.101 Mio. (11.331 Mio. ohne TAC)
2.180 Mio.
4/12** 14.419 Mio. (11.339 Mio. ohne TAC)
2.886 Mio.
1/13 13.969 Mio. (10.409 Mio. ohne TAC) 3.346 Mio.
2/13 14.105 Mio. (11.095 Mio. ohne TAC) 3.228 Mio.
3/13 14.893 Mio. (11.923 Mio. ohne TAC)
2.970 Mio.
4/13 16.858 Mio. (13.548 Mio. ohne TAC) 3.376 Mio.
1/14*** 15.420 Mio. (12.190 Mio. ohne TAC) 3.452 Mio.
2/14
15.955 Mio. (12.662 Mio. ohne TAC) 3.422 Mio.
3/14
16.523 Mio (13.170 Mio. ohne TAC) 2.813 Mio.
4/14 18.103 Mio (14.480 Mio. ohne TAC)
4.757 Mio.
* Umsatz ab hier inkl. Motorola Mobility
** Umsatz ab hier inkl. Motorola Mobile (ohne Motorola Home)
*** Umsatz ab hier ohne Motorola Mobile, deren Verlust (4/14: Gewinn) aber im Nettoergebnis berücksichtigt ist.


(ds)