Hintergrund: Allianz für mobiles Internet soll für Furore sorgen

Mit einer schlagkräftigen Internet-Allianz wollen die niederländische KPN und die japanische NTT DoCoMo den Konkurrenten in Europa das Fürchten lehren.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Mit einer schlagkräftigen Internet-Allianz wollen die niederländische KPN und ihr japanischer Partner NTT DoCoMo den Konkurrenten in Europa das Fürchten lehren. i-mode heißt der Internet-Dienst, der in Japan so erfolgreich ist, und schon bald in Europa Furore machen könnte. Ins Boot der beiden Telekom-Konzerne hat sich außerdem ein Schwergewicht gesetzt: Telecom Italia Mobile (TIM), eine der größten europäischen Mobilfunkfirmen. Am heutigen Donnerstag kündigten die Unternehmen in einer Absichtserklärung den Aufbau eines Joint Ventures an.

"Das hebt alle Partner in eine neue Gewichtsklasse", freut sich Class Sandrock, oberster Öffentlichkeitsarbeiter von E-Plus, der deutschen Mobilfunktochter von KPN. Bislang werde zwar viel von Übertragungstechniken gesprochen. Aber es komme darauf an, mobile Dienste zu entwickeln. Hierzu gehörten unter anderem Spiele, der Austausch von Nachrichten und Bildern sowie Verkehrs-, Reise- und Finanzinformationen. E-Plus (Düsseldorf) soll für die Vermarktung der neuen Angebote in Deutschland verantwortlich sein.

Die Allianz werde "alle Fähigkeiten und Erfahrungen der Beteiligten kombinieren", hieß es bei KPN. Dabei setzen die Niederländer und Italiener besonders auf NTT DoCoMo und auf i-mode. Anders als WAP in Europa hat sich der japanische Internetdienst mit mehr als 17 Millionen Nutzern als voller Erfolg erwiesen. Mit den Erfahrungen aus i-mode und der neuen Übertragungstechnik GPRS (General Packet Radio System) will das Joint Venture auch WAP zum Durchbruch verhelfen.

Ralf Hallmann, Telekom-Analyst der Berliner Bankgesellschaft, nennt die Bildung der Allianz eine folgerichtige Entscheidung. Dass die Japaner in Europa aktiv werden wollen, haben sie nie verheimlicht. Auch in den USA hat NTT DoCoMo, die neben Vodafone, France Telecom und Deutsche Telekom zu den Großen der Branche zählt, über eine Beteiligung an AT&T Wireless einen Fuß in den dortigen Markt gesetzt. Mitte dieses Jahres will das Unternehmen zudem als weltweit erster Mobilfunkbetreiber mit UMTS-Diensten starten.

Die Umsetzung des Vorhabens in Europa ergebe sich aus der Kooperation zwischen NTT DoCoMo und KPN Mobile, sagt Hallmann. Die Japaner waren im vergangenen Jahr bei der KPN-Mobilfunktochter mit 15 Prozent eingestiegen. An dem neuen Joint Venture wird NTT DoCoMo 25 Prozent halten, der übrige Anteil entfällt auf KPN Mobile. Ob i-mode in Europa aber so erfolgreich sein wird wie in Japan, ist für Experten keineswegs ausgemacht. Hallmann: "Das Tamagochi war in Europa auch nicht unbedingt der Bringer."

Für eine Überraschung halten Beobachter unterdessen die Mitarbeit von TIM in der Internet-Allianz. Nicht auszuschließen ist, dass sich aus der jetzigen Kooperation noch eine engere Zuammenarbeit ergibt. Nach wie vor gilt Telecom Italia aber als möglicher Partner der Deutschen Telekom. Berührungspunkte zwischen KPN/DoCoMo und Telecom Italia gibt es unter anderem in Frankreich. So wird derzeit spekuliert, welches Unternehmen im Zusammenhang der bevorstehenden Vergabe der UMTS-Lizenzen noch bei dem Mobilfunkbetreiber Bouygues Telecom einsteigen könnte. Neben der Deutschen Telekom wurde auch KPN/DoCoMo als Interessent genannt.

Die Italiener scheiterten bislang daran, ihren Anteil an Bouygues Telecom zu erhöhen. Der deutsche Energiekonzern E.ON hält an dem drittgrößten Mobilfunkbetreiber Frankreichs noch ein Paket von 17 Prozent und gilt als verkaufswillig. Erst vor gut einem Jahr hatte sich E.ON von E-Plus getrennt. Der damalige Käufer hieß KPN, doch die Niederländer sind heute hoch verschuldet. (Peter Lessmann, dpa) (jk)