Hohe Verluste bei der Telekom

Die Deutsche Telekom wird für 2001 erstmals seit ihrem Börsengang vor gut fünf Jahren rote Zahlen schreiben.

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  • dpa

Die Deutsche Telekom wird für 2001 erstmals seit ihrem Börsengang vor gut fünf Jahren rote Zahlen schreiben. Eckzahlen zum Geschäftsverlauf legt der Konzern morgen vor. Experten rechnen trotz Verbesserung der operativen Geschäfte unter dem Strich mit Verlusten in einer Größenortdnung von rund 2,5 Milliarden Euro. Ohne Sondererträge soll der Fehlbetrag sogar mehr als 4 Milliarden Euro betragen. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres waren beim Bonner Telefonriesen Verluste von 1 Milliarde Euro aufgelaufen.

Den Aktionären hatte der Telekom-Vorstand im November bereits signalisiert, dass das Unternehmen für 2001 ein negatives Ergebnis erzielen wird. Die Dividendenfähigkeit sei davon aber nicht betroffen, hieß es damals. Ursache für den tiefen Abrutsch in die Verlustzone sind die hohen Abschreibungen auf Firmenwerte, die unter anderem durch den Kauf des US-Mobilfunkbetreibers VoiceStream entstanden sind. Hinzu kommen die Zinsaufwendungen für die UMTS-Mobilfunklizenzen und die Verluste bei der US-Tochter.

Nur mit Erlösen aus Beteiligungsverkäufen hatte die Telekom schon im Geschäftsjahr 2000 ein schwaches Ergebnis im Kerngeschäft kompensieren können. Eingeplant für 2001 hatte das Unternehmen vor allem außerordentliche Erträge aus dem Verkauf des TV-Kabelnetzes an den US-Medienriesen Liberty Media in Höhe von 5,5 Milliarden Euro. Das Geschäft kommt nun nach der Entscheidung des Bundeskartellamtes nicht zu Stande.

Durch das Scheitern sei die Telekom beim Verkauf ihres Kabelnetzes um 12 Monate zurückgeworfen worden, sagte Telekom-Vorstand Gerd Tenzer heute in Bonn bei der Vorstellung des 1. Umweltberichtes. Die Telekom werde aber mit Hochdruck daran arbeiten, einen neuen Käufer zu finden. Zu möglichen Interessenten wollte sich Tenzer aber nicht äußern. Innerhalb der nächsten Tage werde die Telekom mit Liberty Media über eine Aufhebung des Vertrages sprechen. Der Vorstand für Produktion, Technik, Einkauf und Umweltschutz rechnet bis Ende März mit einem Abschluss dieser Gespräche.

Tenzer bekräftigte, dass das Kabelnetz der Telekom weiterhin zum Verkauf stehe: "Wir wollen verkaufen." Ziel bleibe eindeutig der komplette Verkauf des Kabels, was Zwischenlösungen nicht ausschließe. Wenn sich alle die Interessenten bei der Telekom meldeten, die in Presseberichten genannt würden, dann werde das Unternehmen keine Schwierigkeiten haben "das Kabelnetz in angemessener Zeit zu verkaufen".

Mit dem vorläufigen Scheitern des Kabelnetzverkaufes ist das Ziel der Telekom, ihre Schulden bis Ende 2002 auf 50 Milliarden Euro zu verringern, nur noch schwer zu erreichen. Ende vergangenen Jahres stand die größte europäische Telekommunikationsgesellschaft bei ihren Geldgebern mit mehr als 60 Milliarden Euro in der Kreide. Für den Schuldenabbau fest eingeplant hat die Telekom ferner 10 Milliarden Euro aus dem geplanten Börsengang ihrer Tochtergesellschaft T-Mobile. Als mögliche Termine wurden Juni oder November genannt. Inzwischen wird aber wegen der angespannten Lage an den Kapitalmärkten eine erneute Verschiebung nicht ausgeschlossen. (dpa) / (anw)