Hyundai zeigt Plan fĂĽr Frachtschiff mit Nuklearantrieb

Bis 2050 sollen Schiffe klimaneutral sein. Der sĂĽdkoreanische Konzern will das mit einem Atomantrieb erreichen.

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Zeichnung eines atombetriebenen Containerfrachters

Konzept eines atombetriebenen Containerfrachters

(Bild: HD KSOE)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Wird der Containerfrachter der Zukunft von einem Atomreaktor angetrieben? Die sĂĽdkoreanische Werft HD Korea Shipbuilding & Offshore Engineering (KSOE) plant den Bau eines Containerfrachters mit Nuklearantrieb.

HD KSOE hat das Design für das Schiff beim New Nuclear for Maritime Houston Summit in Houston im US-Bundesstaat Texas vorgestellt. Eine grundsätzliche Genehmigung (Approval in Principle, AIP) für das Projekt hat die Tochter des Konzerns HD Hyundai Heavy Industries nach eigenen Angaben bereits vom American Bureau of Shipping (ABS) erhalten.

Die Energie fĂĽr die Maschinen soll ein FlĂĽssigsalzreaktor (Molten Salt Reactor, MSR) liefern. Reaktoren dieses Typs werden mit Thorium betrieben, als KĂĽhlmittel kommt flĂĽssiges Salz zum Einsatz. Ein solcher MSR soll sicherer sein als ein Druck- oder Siedewasserreaktor.

Das Schiff soll eine Kapazität von 15.000 Standardcontainern (Twenty-foot Equivalent Unit, TEU) haben. Damit fällt es in die Klasse der Ultra Large Container Ships (ULCS), die derzeit größte Klasse von Containerfrachtern. Die größten Schiffe dieser Klasse, der MSC-Irina-Typ der Schweizer Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC), können mehr als 24.000 TEU transportieren.

Die ersten Konzepte für ein Atomschiff hat HD KSOE im vergangenen Jahr vorgestellt. Und die Werft ist nicht die einzige, die sich damit beschäftigt. Die staatliche chinesische Werft China State Shipbuilding Corporation (CSSC) etwa hat Ende 2023 ein Konzept für einen atomgetriebenen 24.000-TEU-Containerfrachter gezeigt.

Auch in Europa ist man nicht abgeneigt: Die norwegische Werft Ulstein hat im Jahr 2022 ihr Konzept für ein Atomschiff vorgestellt. Im vergangenen Jahr sagte Rolf Habben Jansen, Chef von Hapag-Lloyd, dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel, dass die deutsche Reederei sich mit dem Thema beschäftige.

Die BefĂĽrworter argumentieren, dass Atomschiffe kein Kohlendioxid und andere Schadstoffe wie Schwefeloxide, Stickoxide, RuĂźpartikel und Feinstaub emittierten. Aktuell erzeugt die Schifffahrt weltweit rund 2,6 Prozent der menschengemachten Kohlendioxidemissionen. Bis 2050 mĂĽssen Schiffe klimaneutral sein.

Laut der Lobbyorganisation World Nuclear Association (WNA) gibt es derzeit etwa 160 Atomschiffe, von denen die meisten zur Kriegsmarine gehören, wie Flugzeugträger und U-Boote. Die einzigen zivilen sind mehrere Atomeisbrecher und ein eisgängiger Frachter, alle unter russischer Flagge.

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Das erste Atomschiff ĂĽberhaupt war das U-Boot USS Nautilus, das 1954 in Dienst gestellt wurde und 1958 unter dem Nordpol hindurch tauchte. Die ersten zivilen Nuklearschiffe kamen in den 1960er Jahren. Insgesamt waren es nur fĂĽnf, darunter die Otto Hahn, die im Juni 1964 in Kiel vom Stapel lief.

Ein Erfolg waren sie nicht: Bau- und Betriebskosten waren zu hoch. Zudem durften die Schiffe viele Häfen nicht anlaufen. Das könnte auch heute passieren, wie das Branchenmagazin The Maritime Executive vor einiger Zeit berichtet hat. Demnach könnten auch Passagen durch den Suez- und den Panamakanal, zwei der weltweit wichtigsten Schifffahrtsstraßen, schwierig werden.



(wpl)