IT-Verband sieht Verschärfung des Fachkräftemangels

Kurzfristig müsse der Zuzug von Fachkräften erleichtert werden, meint der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien. In erster Linie müsse aber das Bildungssystem verbessert werden.

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Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) meint, der Fachkräftemangel in Deutschland entwickle sich zu einer Wachstumsbremse für die Hightech-Industrie. Als Beleg führt er Ergebnisse des quartalsweise durchgeführten Branchenbarometers an, bei der 59 Prozent der 150 befragten ITK-Unternehmen angegeben hätten, dass der Fachkräftemangel ihre Geschäftstätigkeit behindert. Das sei der höchste Wert seit dem Start der Befragung 2001, schreibt der Bitkom in einer Mitteilung.

Der Verband beziffert die Zahl der offenen Stellen in der IT-Branche auf derzeit 20.000. Es würden vor allem Software-Entwickler, IT-Projektmanager und IT-Berater mit Hochschulabschluss gesucht. Um dem Mangel an Fachkräften kurzfristig beizukommen, ist aus Sicht des Verbands eine Reform des Zuwanderungsgesetzes notwendig. Dabei müsse die Einkommensgrenze von derzeit 85.000 Euro für die Erteilung einer dauerhaften Niederlassungserlaubnis von ausländischen Hochqualifizierten halbiert werden.

Um den auch von Bildungsministerin Annette Schavan anlässlich der Vorstellung eines OECD-Berichts geforderten vereinfachten Zuzug von Fachkräften ist in jüngster Zeit ein Streit entbrannt. Die grüne Bildungspolitikerin Priska Hinz hatte Schavans Forderungen als "merkwürdig" bezeichnet. Die Ministerin habe erst vor wenigen Tagen für das neue Zuwanderungsgesetz gestimmt, das die Hürden für Ausländer auf dem deutschen Arbeitsmarkt noch verschärfe. Nun verlange sie Erleichterungen bei der Zuwanderung.

Die SPD-Bildungspolitikerin Ulla Burchardt sieht den Fachkräftemangel als ein von der Wirtschaft hausgemachtes Problem. Unternehmen hätten "über Jahre und Jahrzehnte die Ausbildung und die Weiterbildung stark vernachlässigt". Eine Sichtweise, mit der Bitkom-Sprecher Maurice Shahd nicht einverstanden ist. Er plädierte gegenüber heise online dafür, das Problem differenzierter zu betrachten. Der vereinfachte Zuzug von Fachkräften sei nur ein erster Schritt. In erster Linie müsse die Reform des Bildungssystems vorangetrieben werden und die Wirtschaft ihre Anstrengungen insbesondere in der Weiterbildung verstärken.

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(anw)