Im Test: BMW 745e

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In vielen Plug-in-Hybriden ist der Moment, in dem der Verbrenner eingreifen muss, akustisch ein grausamer. Die E-Stille wird oft ziemlich unschön beendet, im 7er – neuerdings – nicht. Im Vorgänger war noch ein Vierzylinder mit recht ordinärem Klang eingebaut. Nun ist es ein Reihen-Sechszylinder, der zwar nicht so still wie der E-Antrieb ist, aber eine Stimme hat. Er beherrscht viele Tonlagen zwischen Säuseln und Fauchen, ganz in der Tradition dessen, was BMW über viele Jahre massenhaft verteilt hat. Der Verbrennungsmotor mag seine Zukunft hinter sich haben – hier verabschiedet er sich mit erhobenem Haupt.

Auch das Zusammenspiel von E-Motor, Verbrenner und Getriebe ist tadellos. Die Übergänge sind weich und kaum spürbar. Es sei denn, der Fahrer schaltet auf Sport und holt alles raus, was an Potenzial da ist. Im besten Fall mobilisiert der 745e dann 210 kW und 450 Nm vom Verbrenner und 83 kW und 265 Nm vom E-Antrieb. Zusammen leisten sie 290 kW (394 PS) und 600 Nm. Weil die Frage immer mal wieder auftaucht: Leistung wie auch Drehmoment der beiden Maschinen addieren sich im Plug-in-Hybrid nicht automatisch, denn Verbrennungs- und E-Motor liefern ihre Peaks oft bei unterschiedlichen Drehzahlen ab.

Die Fahrleistungen entsprechen dem, was man von knapp 400 PS in einem mindestens 2070 kg schweren Auto erwarten kann: Es geht bei Bedarf heftig voran, auch oberhalb von 170 km/h. BMW nennt 5,2 Sekunden für den Spurt auf Tempo 100. Der 745e verliert dabei nie die Contenance, wirkt stets gelassen, was vom Fahrer bedacht werden sollte: Rasch ist man schneller als gedacht. Er ähnelt damit dem M550d (Test), wobei der 7er das Tempo natürlich noch besser kaschiert.

Dazu trägt auch die gelungene Fahrwerksabstimmung bei. Der 7er filtert nicht alles raus, bietet aber ein beeindruckendes Ansprechverhalten auf kleine Unebenheiten – das exzellente Fahrwerk im Porsche Panamera (Test) war in dieser Hinsicht nur noch um Nuancen besser. Gleichzeitig wirkt der 7er handlicher als eine Mercedes E-Klasse (Test), was er auch seiner präzisen und direkten Lenkung zu verdanken hat. Christian meinte, er ließe sich um die Kurve werfen, dass man seine Größe völlig vergisst. Dem würde ich mich nicht komplett anschließen wollen, nach deutlich mehr als zwei Tonnen fühlt sich dieser 7er aber nicht an.

Weit vorn mit dabei ist BMW auch bei Assistenz und Unterhaltungselektronik. Der Schildererkennung kann man wirklich über den Weg trauen, ihre Trefferquote würde ich ähnlich hoch einschätzen wie die eines aufmerksamen Fahrers – auf dieses Niveau muss ein Assistent erst einmal kommen. Auch die adaptive Geschwindigkeitsregelung, die das Tempo anhand der Schildererkennung und Daten aus dem Navi regelt, funktioniert nahezu tadellos. Der Fahrer kann einstellen, dass das anvisierte Tempo bis zu maximal 15 km/h über dem Limit liegt.

Besser als im vor zwei Jahren gefahrenen 520d Touring (Test) hat im aktuellen Testwagen auch die Gestensteuerung funktioniert. Es bleibt in meinen Augen allerdings eine Spielerei ohne tatsächlichen Mehrwert, denn BMW hat die Bedienung recht gut im Griff. Der Fahrer hat die Wahl zwischen Tasten, Sprache und Berührungsbildschirm, gegen Aufpreis kommt noch die Gestensteuerung hinzu. Die Sprachsteuerung ist hier so verständig, dass das im Vergleich zu dem, was bis heute in einigen Neuwagen in dieser Hinsicht geboten wird, nicht mehr als ein unbeholfenes Tapsen auf fremden Terrain erscheint.