Im tiefen Tal der Kryptowährungen: Ein Besuch in Zug

Seite 3: Ja, aber die Blockchain

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Wenn man den Bitcoin-Projektleiter der Stadt Zug auf die nicht vorhandenen Akzeptanzstellen in seiner Bitcoin-Vorzeigestadt anspricht, zeigt sich dieser gewiss: "Vermutlich nicht in den nächsten paar Jahren, doch bin ich überzeugt, dass in der Zukunft eine Kryptowährung sehr viel mehr Bedeutung haben wird als heute. Ob das dann Bitcoin oder eine andere ist, lassen wir mal dahingestellt.“ Für die Zuger Stadtverwaltung selbst würde es laut Martin Würmli ohnehin erst mit der Blockchain-Technologie so richtig interessant.

"Überall dort wo es um einen Austausch geht, wo etwas dokumentiert werden muss, wo eine Leistung, eine Gegenleistung entstehen, wo etwa eine Vertragserfüllung hochsicher festgehalten werden sollte, sind die Blockchain und Smart Contracts von großem Interesse“, so der Jurist Würmli. Das könne ein "digitales Grundbuchamt“ auf Blockchain-Basis sein, wie es in Honduras realisiert wurde, oder ein Handelsregister, wie es auf der Isle of Man betrieben wird. In Zug überlegt man sich in dieser Hinsicht Projekte wie Parkraumbewirtschaftung oder öffentliche Ausschreibungsverfahren.

Oliver Bussmann, Leiter der "Crypto Valley Association"

(Bild: Tom Sperlich/heise online)

Der einstige Runde Tisch hat sich in Zug derweil zu einer "Crypto Valley Association“ (CVA) gemausert. Initiiert wurde der bemerkenswerte Branchenverband Anfang 2017 von Johann Gevers, Chef der Kryptowährungsfirma Monetas. Die ließ sich, 2013 von Vancouver kommend, laut eigener Aussage in Zug nieder wegen der politischen und wirtschaftlichen Stabilität und Vorteilhaftigkeit. Seitdem wächst das Ökosystem des Kryptotals in und um Zug, unterstützt von den offenen, interessierten lokalen aber auch nationalen Behörden. Schließlich fanden sich als Gründungsmitglieder des CVA zusammen: Bitcoin Suisse, Bussmann Advisory, iprotus, das Zuger Kompetenzzentrum für Finanzen (IFZ) der Uni Luzern, Luxoft, Monetas, Thomson-Reuters und die Großbank UBS. Auch die Beratungsfirma PwC und viele andere sind mittlerweile unter den rund 40 Mitgliedern des CVA.

Auf die Fahnen geschrieben hat man sich eine schnelle Weiterentwicklung des Zuger Crypto Valleys. Und das läuft nicht schlecht: Der Non-profit-Verband sieht eine wachsende Zahl von FinTech Start-Ups, die sich im Crypto Valley niederlassen. Über 20 Jungunternehmen beschäftigen sich alleine mit einer der zahlreichen Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie. Vor allem letzteren will der Verband Hilfestellung zukommen lassen.

Für Oliver Bussmann, den Leiter der CVA, gehen Anspruch und Visionen aber noch weiter:
"Diese Technologien und Geschäftsbereiche sind eine Welle in die Zukunft, die wir reiten sollten“, schwärmt Bussmann. Mit der Gründung der CVA würde mehr als nur eine Region beworben. Man wolle auch die Position der Schweiz als ein führendes Innovationszentrum in diesem Bereich stärken.

Viel Eigenmarketing braucht Bussmann auch nicht, um das breite Interesse an Kryptowährungen und der Blockchain-Technik dahinter voranzutreiben. Das weiß der agile Manager mittleren Alters, der mit warmer Stimme doziert, recht genau. Schließlich war er bis zur Gründung seiner eigenen Beratungsfirma der Group CIO der Schweizer Bank UBS und zuvor CIO bei SAP.