Im tiefen Tal der Kryptowährungen: Ein Besuch in Zug

Seite 4: Maschinen, die Maschinen bezahlen

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Der global vernetzte, ehemalige "Blockchain-Guru“ der Großbank UBS lobt aber auch die Relevanz von Bitcoin & Co. Vor allem wenn es um virtuelle Geldflüsse geht, werden Kryptowährungen, auch für Mikro- und Nanopayments, laut Bussmann immer zwingender. Stichwort Internet of Things (IoT): "Wenn das IoT wächst, kommt es zu enormen Datenströmen zwischen Maschinen und Maschinen und dabei wird es auch um Zahlungsvorgänge gehen. Das heißt, Kryptowährungen werden unumgänglich und damit auch die Blockchain-Technologie.“ Wie die bislang eher bescheiden skalierenden Kryptowährungen diese Transaktionsmengen bewältigen werden? Man darf gespannt sein.

Niklas Nikolajsen, Mitbegründer der Bitcoin Suisse AG

(Bild: Bitcoin Suisse)

Auch CVA-Mitglied Niklas Nikolajsen denkt ans M2M-Netz (Machine to Machine) und sieht dafür Bitcoin & Co. ebenfalls als unabdingbar. "Wenn man an die Welt von Sensoren und Bots denkt, dann braucht man etwas, das ohne Zentralstelle, ohne Zwischenhändler funktioniert, wenn nur noch die Maschinen Werte hin- und her-transferieren.“ Der dänische Computerwissenschaftler Nikolajsen zog 2012 von Dänemark in die Schweiz und wurde nach einigen Finanzberatungs-Jobs in 2013 Mitbegründer der Bitcoin Suisse AG. Die Firma ist zwei Kilometer vom Zuger Stadthaus entfernt im direkt angrenzenden Baar zuhause und betreibt von dort aus eine kleine Kette von Bitcoin-Geldautomaten (ATM) – zehn Stück in der Schweiz und in Liechtenstein. Lizenzen als als Finanz-Intermediär und Anlagenverwalter hat man ebenfalls schon.

Auch Nikolajsen und Bussmann sehen, dass Bitcoin & Co. als Zahlungsmittel für den Alltag bisher kaum Akzeptanz gefunden haben. "Der Einsatz von Kryptowährung im 'Offline-Alltag' lässt heute noch zu wünschen übrig“, sagt Bussmann. "Die Zahlen sprechen für sich, Bitcoin hat derzeit ein tägliches Handelsvolumen von ca. 500 Millionen Dollar. Das ist natürlich nur ein laues Lüftchen im Vergleich zu Fiat-Geld. Aber das Volumen wird stetig ansteigen, wie die letzten zwölf Monate zeigen.“

Nikolajsen prognostiziert: "Noch 2017 werden Banken Bitcoin anbieten und Cryptoassets werden ein normaler Teil des Finanzwesens, eine Reihe von Instituten arbeiten daran.“ Vor gerade mal ein, zwei Jahren war es in der Finanzwelt noch eher verpönt, Bitcoin zu propagieren. Das wird niemals was, war eine gängige Meinung. FinTech- und Kryptowährungs-Firmen bekamen aber wenigstens über die zugrundeliegende Blockchaintechnologie quasi einen Fuß in die Tür. Inzwischen hat sich das Bild gewandelt, "eine nette Anlageklasse“ seien sie, findet Nikolajsen.

Die Finanzbranche arbeitet auch schon fleißig daran, sich die Kryptogeldwelt als Spekulationsfeld zu erschließen. Das Schweizer Unternehmen Crypto Fund AG, ebenfalls in Zug beheimatet, will etwa bis Ende des Jahres einen Indexfonds auf den Markt bringen, der in fünf verschiedene Kryptowährungen investiert. Der Fonds soll allerdings nur professionellen Investoren offenstehen, also Banken, Pensionskassen oder Versicherungen. Derzeit sei man noch im Gespräch mit der Schweizer Finanzaufsicht Finma. In den USA waren die Versuche, einen solchen Fonds an den Start zu bekommen, bislang nicht erfolgreich.

Also kurzgefasst: Maschinen, die sich gegenseitig Nanopayments leisten? Check. Spekulationen mit "Cryptoassets“? Check. Aber einfach nur mal Brötchen bezahlen beim Bäcker? Im Prinzip ja, sagt Radio Eriwan, aber eigentlich eher nein. Dabei gab es durchaus Ansätze, Bitcoin ins normale Leben zu tragen, siehe den Berliner Bitcoinkiez und den Hannoveraner Bitcoinboulevard. Aber läuft man durch Zug, kommt man nicht um den Eindruck herum, dass die Vision einer freien Weltwährung für breite Schichten als Leitmotiv der Szene ausgedient hat. Es geht ums große Geld, nicht um kleine Leute, die eh keinen Nutzen im Kryptogeld erkennen können. Das goldene Kalb, um das man jetzt bevorzugt tanzt, heißt eben Blockchain.