Infineon-Chef verteidigt Jobabbau

"Es gibt Zeiten, in denen man die Kapazitäten anpassen, in denen man mit dem Personal atmen muss", sagte Infineon-Chef Peter Bauer heute auf einer Tagung.

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  • dpa

Infineon-Chef Peter Bauer sieht die Halbleiter-Branche wegen des Preisdrucks und der sich abschwächenden Nachfrage weiter unter Druck und hat den Stellenabbau des Chipkonzerns verteidigt. "Es gibt Zeiten, in denen man die Kapazitäten anpassen, in denen man mit dem Personal atmen muss", sagte Bauer heute auf der Handelsblatt-Jahrestagung "Halbleiter-Industrie 2008" in München. "Das ist in Deutschland zwar nicht so beliebt, aber das lässt sich in der Halbleiterei nicht vermeiden." Zugleich forderte Bauer Unterstützung aus der Politik, um "wettbewerbsfähigere Rahmenbedingungen" für die Branche in Deutschland zu schaffen. Zwar sei absehbar, dass in Deutschland in nächster Zeit keine großen Halbleiter-Fabriken gebaut würden, sagte Bauer. Es gehe aber um Anreize für Investitionen in Forschung und Entwicklung.

Infineon hatte im Juli angekündigt, insgesamt 3000 Stellen bei Infineon streichen zu wollen, davon rund 2000 in Deutschland. Betroffen sind vor allem die Standorte Dresden und München mit je 650 Jobs sowie Regensburg mit 600 Arbeitsplätzen. Bei dem Abbau komme man gut voran, sagte Bauer, nannte aber keine Zahlen. Jetzt gehe man in die Verhandlungen über einen Interessenausgleich. Die Zeitung Die Welt hatte gestern berichtet, bis Ende September hätten sich bereits mehr als 600 Beschäftigte bereit erklärt, das Unternehmen gegen Abfindungen zu verlassen. Bauer sagte, mit Blick auf den Konjunkturabschwung sei Infineon mit der Entscheidung für den Abbau "extrem früh dran" gewesen. Dank der Maßnahmen könne man nun bereits im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2008/09, das mit dem September endet, den Kostendruck reduzieren.

Für die verlustreiche Speicherchip-Tochter Qimonda hofft Bauer weiterhin auf einen Verkauf. "Sicher gibt es Verhandlungen", sagte der Infineon-Chef. Man sei in Gesprächen mit "mehr als einem und weniger als fünf Interessenten", der Verkauf werde durch die Finanzkrise aber nicht leichter. "Es ist momentan schwieriger, mit externem Geld solche Sachen zu finanzieren", sagte Bauer. Infineon will bis zur Hauptversammlung im Frühjahr seinen Anteil an Qimonda von 77,5 auf unter 50 Prozent senken. Neben Finanzinvestoren waren in der Vergangenheit auch die beiden Qimonda-Wettbewerber Elpida aus Japan und Micron Technology aus den USA als Käufer gehandelt worden. Auch sie litten zuletzt aber unter dem Verfall der Speicherchip-Preise.

Qimonda hat Infineon angesichts des drastischen Preiseinbruchs milliardenschwere Verluste beschert. Auch bei der Tochter sollen tausende Arbeitsplätze gestrichen werden. Bis zum Sommer nächsten Jahres sollen 3000 von 14.000 Stellen weltweit wegfallen. (dpa) / (anw)