Intel stellt kompakte PC-Plattformen für die Unterhaltungselektronik vor

Mit dem Chipsatz i854 und einem lüfterlos kühlbaren Celeron-M-Prozessor stärkt Intel seine Produktpalette für die digitale Unterhaltungselektronik.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 54 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Mit dem Chipsatz i854 und einem lüfterlos kühlbaren Celeron-M-Prozessor stärkt Intel seine Produktpalette für die digitale Unterhaltungselektronik. Bereits seit geraumer Zeit bearbeitet der Welt-Chipmarktführer den Markt der Heimelektronik (Consumer Electronics, CE) für das "digitale Zuhause". Intel wittert zunehmend Chancen für seine leistungsfähigen Prozessoren, denn neue Anwendungsmodelle, Gerätetypen und Medienformate benötigen mehr Rechenleistung und flexiblere Hardware-Konfigurationen, als sie mit den bisher aus Kostengründen üblichen Spezial-Chips realisierbar sind. Außerdem will Intel die zunehmende Konvergenz von PCs und Unterhaltungselektronik fördern.

Die x86-PC-Standardtechnik bietet sich wegen der breiten Software-Unterstützung, günstiger Preise und Verfügbarkeit der Bauteile und nicht zuletzt wegen des vorhandenen Know-hows bei vielen Hard- und Software-Entwicklern auch zum Einsatz in der Heimelektronik an, wenn man Kosten, Stromaufnahme, Zuverlässigkeit und leise Kühlung in den Griff bekommt. Mit viel Dokumentation, Entwickler-Support, abgestimmten Komponenten-Bündeln und Treiberpaketen will Intel eigene PC-Komponenten besser positionieren. Außer den x86-Prozessoren selbst, die auch in längerfristig verfügbaren, ungesockelten, Strom sparenden und preiswerteren Embedded-Versionen zu haben sind, will Intel auch Chipsätze, Flash-Speicherchips und Netzwerkadapter verkaufen.

Auf einer eigenen Webseite stellt Intel mittlerweile gleich drei eigene "Entwicklungsplattformen" für CE-Geräte vor, bei der leistungsfähigsten kommt der neue Chipsatz i854 zusammen mit dem schon im letzten Jahr vorgestellten Ultra Low Voltage (ULV) Celeron M 600 MHz (im BGA-Gehäuse für Embedded-Anwendungen) und der ebenfalls schon älteren Mobile-Southbridge ICH4M zum Einsatz. Aus diesen Komponenten sollen sich sehr sparsame, passiv kühlbare, preiswerte und kompakte Mainboards bauen lassen; Intel veröffentlicht dazu eine ganze Reihe von Entwickler-Leitfäden sowie Treiber für das empfohlene Betriebssystem Windows CE 5.0. Als Alternativen erwähnt Intel noch Windows XP Embedded und Linux.

Potenzieller Einsatzbereich der i854-Hardware sind Settop-Boxen, der offenbar eng mit dem Centrino-Chipsatz i855GM verwandte Chipsatz mit integriertem Grafikprozessor kann zwei Displays ansteuern, auch in HDTV-Auflösung und per Zusatzchip ein digitales DVI- oder LVDS-Panel. In dem ULV Celeron M 600 MHz steckt noch der ältere Banias-Kern mit 512 KByte L2-Cache, womit dieser Prozessor allerdings konkurrierende Typen wie VIA C3 oder Transmeta Efficeon in passiv kühlbaren Varianten um 1 GHz Taktfrequenz mindestens ebenbürtig sein dürfte. Der Celeron M unterstützt SpeedStep nicht, soll in der 600-MHz-ULV-Version aber maximal 7 Watt Leistung benötigen. Von der i854-Plattform soll es auch ein Developer-Kit geben.

Auf dem letzten IDF und der CeBIT hatte Intel einen Mini-Rechner gezeigt, der äußerlich an Apples Mac mini erinnert und mit dem kommenden Yonah-Doppelkernprozessor für Mobilgeräte arbeiten soll.

Intels CE-Hardware-Webseite erwähnt zwei weitere Settop-Box-Plattform auf Basis von Embedded-Varianten des älteren ULV-Celeron mit Pentium-III-Kern und mit den Chipsätzen i830M und i815E. Letzterer steckt in einem Digital Set Top Box Reference Design (DSTB) auf einer quadratischen Platine mit einer Kantenlänge von 6,69 Zoll -- das entspricht nicht zufällig genau den 17 Zentimetern, die das von VIA definierte Mini-ITX-Format vorgibt.

Schon im letzten Jahr war auf chinesischen Webseiten ein Intel-Board im Mini-ITX-Format aufgetaucht, allerdings mit einem Celeron ohne L2-Cache und i845GV-Chipsatz ("Shelton"). Dieses System scheint aber weniger auf CE-Geräte als auf Lowcost-Rechner für Schwellen- und Entwicklungsländer zu zielen, die mit Windows XP Starter Edition finanzschwache Käufer locken sollen; solche Computer haben auch VIA und AMD angekündigt, während das MIT noch unter die 100-Dollar-Marke will.

Intels Engagement im CE-Markt endet nicht bei den eigentlichen Hardware-Bauteilen und deren direkter Anwendung, sondern das Unternehmen will auch Standards, Normen und technische Verfahren selbst beeinflussen. Dazu gehört -- neben erheblichen Investitionen in andere Hersteller -- auch die Beteiligung an Normungsgremien: Intel ist beispielsweise beim CE-ATA-Standard ebenso aktiv wie beim HDMI-Kopierschutz HDCP. Außerdem beteiligt sich Intel an der DLNA-Intitiative und betreibt eine Entwickler-Webseite für Digital-Home-Geräte. (ciw)