VIAs pc-1-Initiative soll Entwicklungsländer ans Netz bringen

Durch preiswerte Hardware und Modelle zur gemeinschaftlichen Nutzung dieser Ressourcen will die taiwanische Firma VIA arme Menschen in Entwicklungsländern ans Netz bringen.

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Durch preiswerte Hardware und Modelle zur gemeinschaftlichen Nutzung dieser Ressourcen will die taiwanische Firma VIA arme Menschen in Entwicklungsländern ans Netz bringen. Die pc-1 Empowered Connectivity Initiative knüpft an den vom christlich-religiösen VIA-Chef Wen-Chi Chen bereits vor viereinhalb Jahren formulierten Gedanken des billigen "Information PC" an.

Die Empowered Connectivity Initiative soll der "nächsten Milliarde Menschen" ermöglichen, über das Internet zu kommunizieren -- laut VIA sind immer noch 90 Prozent der Weltbevölkerung der Zugriff auf das Web oder überhaupt der Zugang zu einem PC verwehrt.

Sehr preiswerte x86-Systeme -- sicherlich auf Basis der C3-Prozessoren und Chipsätze aus eigenem Hause -- sollen auch für Arme bezahlbar sein, angedacht sind auch Nutzungsmodelle auf Miet-Basis oder als Dreingabe zu Provider-Verträgen. Unter dem Codenamen "Terra" will VIA konkrete Spezifikationen für Hardware-Modellkonfigurationen erarbeiten, etwa einen "Full-featured Terra PC", eine einfachere "Media Station" oder eine simple "Communication Station". Diese Geräte sollen geringe Leistungsaufnahme, lange Lebensdauer (beispielsweise 5 Jahre), Robustheit (etwa durch lüfterlose Kühlung) und einfache Bedienung kombinieren.

Die Vision zur "Ermächtigung der 'digitalen Habenichtse' durch Technik" schließt auch profitable Geschäftsmodelle ein -- schließlich wird eine nachhaltige Telekommunikationsversorgung nur dann funktionieren, wenn sie nicht oder wenigstens nicht dauerhaft auf Fördermittel angewiesen ist. In diesem Sinne hebt VIA auch schickes Design und Tauglichkeit für Multimedia-Inhalte und Spiele sowie Voice-over-IP hervor. Als potenzielle Vor-Ort-Partner erwähnt VIA neben Kommunikationsfirmen noch Internet-Cafes und lokale, gemeinschaftlich genutzte Computerräume.

Konkrete Hersteller für die Terra-Systeme nennt VIA indes nicht -- deshalb ist unklar, welche Unterstützung die Initiative erfährt. Bisher haben ähnliche Initiativen zur Herstellung simpler und preiswerter Rechner für finanzschwache Einwohner von Entwicklungsländern nur magere Erfolge eingebracht -- meist ist unklar, ob oder wie solche Hersteller-Initiativen in die lokale Wirthschaft armer Länder passen oder wenigstens in die Arbeit von Basisgruppen oder Hilfsorganisationen eingebunden ist. Erst im vergangenen Herbst hatte AMD die 50x15-Initiative (Versorgung von 50 Prozent der Weltbevölkerung bis zum Jahre 2015 mit Geode-GX-Computern) angekündigt, auch Intel hat ein Ultra-Lowcost-Produkt (Codename "Shelton") für einen einfachen chinesischen Netz-Computer hergestellt. HP bietet den Mehrbenutzer-PC 441 nur in Entwicklungsländern an.

Auch Chip-Entwickler wie ZF Microsolutions (früher ZF Linux) oder SiS (mit dem SiS550) hoffen auf einen wachsenden Markt für Billigst-PCs. Doch viele Projekte kämpfen mit großen Schwierigkeiten: Der als Lowcost-Projekt begonnene Simputer endete als preiswerter PDA, das schon 2001 begonnene Solo-Projekt der bibelfesten britischen Firma ExpLAN für einen per Solarstrom betriebenen PC mit ARM-RISC-Prozessor kam bisher offenbar über einen Prototypen nicht hinaus.

Nun plant auch Nicholas Negroponte vom MIT Media Lab einen 100-Dollar-PC für Länder wie China und zielt vor allem auf Systeme für Schulen. Partner sollen unter anderen AMD, Samsung, Google, Motorola und der Satelliten-Betreiber News Corporation sein. Und Vereine wie Digitale Brücke, WCE oder Computer-aid.org sammeln ausgrangierte Rechner und verschicken sie an Arme.

Weitere Projekte aus Entwicklungsländern sind Gratis-Internetzugänge in Brasilien, wo man ohnehin gezielt auf Open-Source-Software setzt. Ansätze zur Koordination der Anstrenungen sollte der Weltgipfel der Informationsgesellschaft (WSIS) im Dezember 2003 liefern.

Nach Prognosen von Forrester Research sollen in fünf Jahren etwa 1,3 Milliarden PCs weltweit im Einsatz sein. Die Verbreitung der PC-Technik in Entwicklungs- und Schwellenländern gehe dabei von den Wirtschafts- und Bildungszentren aus, in ländlichen Gebieten könnten eher Smartphone-ähnliche Geräte erfolgreicher sein. (ciw)