Verkehrsexperte: Neuer US-Präsident kann Rassismus mit Verkehrspolitik bekämpfen

Seite 3: Entscheidende Stichwahlen

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Gleichzeitig fordert Biden, dass öffentliche Aufträge nur für Produktion im Inland vergeben werden. "Das erfordert eine Industriepolitik, die es ermöglicht, dass in Amerika produziert wird", verdeutlicht Gould, "Das ist ehrgeizig, das ist mutig."

Bidens Vorankommen hänge insbesondere vom Ausgang der Senatsstichwahlen am 6. Januar in Georgia ab, unterstreicht Gould. Gewinnen die beiden Amtsinhaber, die Republikaner sind, hat ihre Partei eine Mehrheit von 52 zu 48 Sitzen. Gewinnen die beiden Herausforderer der Demokraten, kommt es zu einem 50-50-Patt – und das ist in Wahrheit eine Demokratenmehrheit, denn Vizepräsidentin Kamala Harris muss mit ihrer Zusatzstimme das Patt brechen.

US-Verkehrsministerin Elaine L. Chao auf dem Automated Vehicles Symposium 2018

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Bidens Verkehrsminister soll Pete Buttigieg werden, der Anfang des Jahres noch selbst US-Präsident werden wollte. Gould, der in der Verkehrsbranche für seinen Mobility Podcast bekannt ist, misst dieser Personalentscheidung nur beschränkt Bedeutung bei: "Die Auswahl des Verkehrsministers hat fast nie mit einer landesweiten Suche nach dem besten Verkehrsexperten mit vielen Vorschlägen zu tun. Sein Job ist, die Pläne des Präsidenten umzusetzen."

Außerdem wird Buttigieg Projekte seiner republikanischen Vorgängerin Elaine Chao fortführen. Darunter fällt die Inclusive Design Challenge des US-Verkehrsministeriums. Dieser Wettbewerb soll innovative Vorschläge zeitigen, die Menschen mit Behinderungen die Nutzung automatisierter Personenkraftwagen erleichtern.

Der große Durchbruch der automatisierten Pkw selbst werde noch einige Zeit auf sich warten lassen, erwartet Gould: "Mit dem Uber-Todesfall hat sich viel geändert." Am 18. März 2018 hatte ein autonomes Uber-Testauto die Fußgängerin Elaine Herzberg in Tempe, Arizona, getötet.

Das hat auch in Washington Spuren hinterlassen, sodass der Gesetzgeber erst einmal auf die Bremse gestiegen ist. Geplant war eigentlich, jedem Hersteller zu gestatten, jährlich bis zu 100.000 (teil)autonome Kfz auf US-Straßen zu bringen, ohne die geltenden Sicherheitsvorschriften für Kfz erfüllen zu müssen. Dieses Gesetz landete nach dem tödlichen Uber-Unfall in der Schublade. Uber selbst hat seine Sparte für selbstfahrende Autos inzwischen abgegeben.

Nächster Schritt der Bundesbehörden wäre die Ausarbeitung bundesweiter Sicherheitsvorschriften für automatisierte Straßenfahrzeuge. "Es ist nicht einfach, bundesweit zu normieren, was ein sicheres automatisiertes Fahrzeug ist, während solche Fahrzeuge erst entwickelt werden", beschreibt Gould die Herausforderung. Änderungen dieser Normen würden schon für herkömmliche Fahrzeuge sieben bis acht Jahre Vorbereitung erfordern, von selbstfahrenden Autos ganz zu schweigen.