Kopf oder Bauch?

Der Auris 1.8 Hybrid kostet trotz hohen technischen Aufwands 150 Euro weniger als der vergleichbare Diesel 1.4 D-4D. Er bietet gegenüber dem Selbstzünder keinen großen Verbrauchsvorteil, aber ein völlig anderes Fahrerlebnis. Würden Sie umsteigen?

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Äußerlich weist nur wenig auf den Hybridantrieb im Auris hin.
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München, 30. Oktober 2013 – Der Auris 1.8 Hybrid kostet trotz hohen technischen Aufwands 150 Euro weniger als der vergleichbare Diesel 1.4 D-4D. Der zweimotorige Kompaktwagen bietet gegenüber dem Selbstzünder keinen entscheidenden Verbrauchsvorteil, aber ein völlig anderes Fahrerlebnis. Würden Sie umsteigen?

Während der teurere Toyota Prius wegen seiner seit 1997 nur weiterentwickelten, aber eigenständigen Karosseriegestaltung bereits mehrheitlich als Hybridauto identifiziert wird, bleibt der Auris Hybrid äußerlich – ein Auris. Lediglich einige dezente Hybrid-Schriftzüge und das blau unterlegte Toyota-Emblem weisen auf den Antrieb hin. Keine Einschränkungen gibt es beim Kofferraum: Weil die Akkus unter den Rücksitzen Platz finden, passen bei allen Steilheck-Auris die gleichen 360 Liter Gepäck. Gleich hoch ist bei allen leider auch die Ladekante.

Kopf oder Bauch? (18 Bilder)

Äußerlich weist nur wenig auf den Hybridantrieb im Auris hin.

Im Hybrid übernimmt ein bekanntes Doppel mit dem gut passenden Namen Synergy Drive die Arbeit. Ein 1,8-Liter-Benziner mit 99 PS verbündet sich mit einem Elektromotor, der es auf 60 Kilowatt respektive 82 PS bringt. Die Systemleistung beträgt aber nicht die durch einfache Addition erwartbaren 181, sondern 136 PS.

Das Cockpit baut sich hoch vor dem Fahrer auf, die Materialqualtät ist zwiespältig. Oben erfreut genarbtes Kunstleder das Auge, in der Mittelkonsole stört Billigplastik. Ansonsten gefällt das Ambiente gerade durch seine im Vergleich zum Prius unspektakuläre Note. Schwer zu durchschauen sind zunächst die Funktionen der Bedienknöpfe auf dem Lenkrad. Anstelle des Drehzahlmessers der einfach motorisierten Modelle klärt ein "Eco-Meter" den Fahrer auf, ob er gerade Energie zurückgewinnt oder Leistung abruft. In diesem Fall glüht die Nadel rot auf.

Per Knopfdruck kann man rein elektrisches Fahren erzwingen, zwei Kilometer mit maximal 50 km/h sollen möglich sein, in der Realität springt die Brennkraftmaschine früher an. Im Alltag am besten bewährt sich der Eco-Modus. Die Fahrleistungen sind zwar ordentlich, der Antrieb normalerweise leise. Hohe Autobahngeschwindigkeit oder kräftige Beschleunigungen erfordern jedoch duldsame Ohren, denn dann tönt der 1,8-Liter-Ottomotor recht angestrengt.

Die stufenlose Übersetzung ist technisch ausgesprochen sinnvoll, weil sie den Verbrennungsmotor öfter und über einen weiteren Übersetzungsbereich im günstigsten Betriebspunkt arbeiten lassen kann. Zudem kann es das Wechselspiel zwischen E- und Brennkraftmaschine gewissermaßen gleitend einregeln. Das technisch vernünftige muss sich aber nicht immer auch sinnvoll anfühlen und so macht es die Diskrepanz zwischen Kopf und Bauch ganz sinnlich erfahrbar. Es ist zwar sinnvoll, wenn der Motor beim Beschleunigen aufheult, als ob die Kupplung kaputt wäre, doch mindert es das Komforterlebnis. Tipp: Den Toyota Auris Hybrid mit Tempomat bestellen, dann pegelt sich der Motor öfter auf bauchgenehme Drehzahlen ein.