Keine Eile bei FSB800-Chipsätzen
Als hätten die Chipsatz-Hersteller geahnt, dass Intel den Pentium 4 mit FSB800 in letzter Minute zurückziehen muss, ist nirgends bei Ali, ATI, SiS und VIA von einem passenden Chipsatz die Rede.
Als hätten die Chipsatz-Hersteller geahnt, dass Intel den Pentium 4 mit FSB800 in letzter Minute zurückziehen muss, ist nirgends bei Ali, ATI, SiS und VIA von einem passenden Chipsatz die Rede. Lediglich Intel selbst hat mit dem Canterwood einen passenden Chipsatz im Angebot, den auch viele Mainboard-Hersteller für ihre neusten High-End-Platinen nutzen.
Zwei andere Gründe mögen jedoch die Chipsatz-Hersteller von der sonst üblichen Ankündigungs-Hektik abhalten: Zum einen hat nicht jeder eine Lizenz für den FSB800, zum anderen lohnt sich der höhere Takt nur bei einem hinreichend schnellen Speicher-Interface. Ein einkanaliges DDR400-Interface schafft nur maximal 3,2 GByte/s, wofür der 4,2 GByte/s schnelle FSB533 noch völlig ausreicht.
Seit ein paar Tagen hat VIA die Nase vorn: Nach jahrelangen Patentstreitigkeiten einigte sich der taiwanische Chiphersteller mit Intel und bekam unter anderem eine FSB800-Lizenz. Danach wurden schnell Details zu neuen Chipsätzen bekannt, die VIA offensichtlich trotz der bisher unklaren Rechtslage entwickelt hat. So soll der PT400 schon in Sample-Stückzahlen zu haben sein, er bietet jedoch außer FSB800 und der Southbridge VT8237 keine Neuigkeiten. Insbesondere bleibt das Speicher-Interface einkanalig. Erst in den PT600 setzt VIA einen zweiten DDR400-Speicherkanal ein, Samples werden etwa für Juni erwartet. Der PT800 soll dann schon in diesem Jahr ein DDR-II-Interface implementieren, deutlich früher als bisher erwartet.
SiS hat mit dem SiS655 einen Chipsatz mit zwei DDR-Kanälen im Angebot. Doch obwohl erste Muster schon auf der CeBIT 2002 gezeigt wurden, waren ein Jahr später weiterhin nur Samples zu bekommen (siehe c't 4/03, S. 160). Die Validierung für DDR400 steht noch aus, zudem fehlt eine FSB800-Lizenz. Immerhin hat SiS vor wenigen Tagen angekündigt, alle benötigten Lizenzen "in a short period of time" zu komplettieren. HyperThreading darf SiS seit Ende letzten Jahres verwenden.
Ali hat sich auf der CeBIT in diesem Jahr zwar zuversichtlich geäußert, bis zum Herbst eine FSB800-Lizenz zu bekommen, spricht aber derzeit vorsichtig vom FSB533+. Der aktuelle Pentium-4-Chipsatz M1681 hat aber nur ein einkanaliges Speicher-Interface, eine zweikanalige Version soll aber in Entwicklung sein.
Bei ATI ist weder ein Zweikanal-Interface noch FSB800 im Gespräch. Die Chipsätze der IGP-Baureihe mit integrierter Grafik kommen derzeit sowieso hauptsächlich in Notebooks zum Einsatz, wo weniger Workstation-Performance gefragt ist als niedriger Stromverbrauch -- selbst der FSB533 ist dort von wenigen Ausnahmen abgesehen noch kein Thema. Folgerichtig hat ATI sich zuerst um eine andere Lizenz gekümmert: Seit einem Monat darf der Grafikspezialist Chipsätze für Intels neuen Mobilprozessor Pentium M herstellen. (jow)