Kia EV6: Elektroauto bekommt größere Batterien und kleineren Preis
Drei Jahre nach dem Start schiebt Kia einen gründlich überarbeiteten EV6 in die Verkaufsräume. Er bekommt größere Batterien und viel Feinschliff im Detail.
Man mag sich nur vorsichtig ausmalen, was unter anderem in Wolfsburg hinter den Kulissen los war, als der Hyundai-Konzern die Plattform e-GMP für Elektroautos vorstellte. Eine Spannungsebene von 800 Volt bedeutet zwar nicht zwangsläufig auch eine hohe Ladeleistung, macht die Sache aber einfacher. Seit 2021 spielen Elektroautos wie der Hyundai Ioniq 5 und der Kia EV6 bei der Ladeleistung ganz vorn mit. Öffentlichkeitswirksam werden die 18 Minuten vermarktet, die es braucht, um die Batterie unter idealen Bedingungen von 10 auf 80 Prozent zu laden. Zahlreiche Tests haben gezeigt, dass dieses Versprechen kein leeres ist. Nun startet der Konzern nach dem überarbeiteten Hyundai Ioniq 5 auch den Verkauf des Kia EV6 in aktualisierter Form.
Äußerlich wird das vor allem an der Front deutlich, die mit ihren neuen Scheinwerfern das Design heftig verändert. Gemessen daran sind die kleinen Retuschen an Stoßfängern vorn und hinten geradezu harmlos. Es gibt sieben Farben, von denen allerdings nur zwei für alle Ausstattungslinien zu haben sind: Rot und Schwarz. Neu ist unter anderem ein mattes Dunkelblau, das Kia nur für die Top-Version gegen einen Aufpreis von 1800 Euro reicht.
Infotainment aktualisiert
Der Innenraum sei nun hochwertiger eingerichtet, schreibt Kia. Auffälliger sind ein neues Lenkrad und eine matte Einfassung in der Mittelkonsole, die bislang schwarz-glänzend war. Wichtiger dürfte für die meisten Kunden aber wohl sein, dass Kia das Infotainmentsystem umfassend modernisiert hat. Der Routenplaner sei weiter verbessert worden, dazu kann ein Fahrerprofil mit verschiedenen Einstellungen im Auto hinterlegt und über einen Fingerabdruck-Sensor aufgerufen werden. Endlich sind Android Auto und Apple CarPlay auch im EV6 kalbellos nutzbar. Die induktive Ladestation bekommt mit 15 Watt etwas mehr Leistung. Mit dem aufpreispflichtigen „Digital Key 2.0“ kann ein Handy oder eine Smartwatch als Schlüssel eingerichtet werden.
Der Stand, den andere über ein großes Update bekommen, über das wir kürzlich berichteten, ist im überarbeiteten EV6 immer dabei. Kia hat vermutlich Rückmeldungen von Kunden ausgewertet und ist zu dem Schluss gekommen, dass Hinweise von Assistenten dezenter ausfallen sollten. Der Warnung für die Übertretung eines Tempolimits muss zwar seit Juli in allen Neuwagen bei jedem Neustart wieder an sein, doch auch bei Kia kürzt man nun den Weg ab, das anzustellen – mit einer Taste im Lenkrad. Der Fahrer muss keine aktive Lenkbewegung mehr ausführen, um den Helfern klarzumachen, dass er die Hände am Steuer hat.
Ladeleistung nochmals angehoben
Die Antriebe lässt Kia unverändert, wobei der hintere besser gekapselt wird, was das Auto nochmals leiser machen soll. Es bleibt mit Heckantrieb bei 125 und 168 kW, der Allradler hat weiterhin 239 kW. Eine GT-Version mit nochmals erheblich mehr Leistung folgt. Überarbeitet hat Kia dafür beide Speicher. Der Kleine legt von 58 auf 63 kWh zu, der große von 77 auf 84 kWh. Unverändert blieb die versprochene Ladezeit im Fenster zwischen 10 und 80 Prozent, was im Umkehrschluss bedeutet, dass Kia die Ladeleistung noch weiter anheben musste. Die Batterie mit 63 kWh nimmt bis zu 195 kW (statt 180) entgegen, bei der großen sind es maximal 258 kW (bislang 240). In 15 Minuten sollen bis zu 343 km Reichweite nachgeladen sein. Auch wenn diese Angabe auf dem WLTP-Verbrauch basiert, ist das noch immer ein beeindruckender Wert, den nicht viele Elektroautos bieten können – in dieser Preisklasse schon gar nicht. Eine Vorkonditionierung der Batterie, die eine hohe Ladeleistung auch außerhalb von optimalen Bedingungen ermöglicht, lässt sich nun auch ohne Zieleingabe im Navigationssystem nutzen.
Beide Batterien haben trotz des höheren Energiegehaltes ein wenig an Gewicht verloren. Mit 369 und 476 kg seien sie etwa einen Kilogramm leichter geworden, schreibt Kia. Die Reichweite liegt zwischen 428 km im Basismodell, 546 km im Allradler und 582 km im EV6 mit großer Batterie, Hinterradantrieb und 168 kW. Ein wenig überholt vom tatsächlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur wurden die Autoren der Pressemitteilung. Mit dem Ladeservice "Kia Charge" ließen sich 99 Prozent der öffentlichen Ladepunkte in Deutschland nutzen, was gut 130.000 wären. Stand Anfang September waren laut Bundesnetzagentur bereits mehr als 145.000 Ladepunkte zugänglich. Unverändert kann die Traktionsbatterie des EV6 auch extern angezapft werden, beispielsweise um den Akku eines E-Bikes aufzuladen.
Preise sinken, jedoch ...
"Kia reduziert den Preis des EV6": Mit dieser hübschen Schlagzeile lässt sich gut werben. Ein bisschen dehnt der Hersteller hier aber die Grundlage. Das neue Basismodell hat mit 44.990 Euro tatsächlich einen niedrigeren Listenpreis, und auch die anderen Versionen sind weniger teuer als bisher. Allerdings hat Kia den Wegfall der Kaufunterstützung im Dezember 2023 nicht für eine offizielle Preissenkung genutzt. Formal blieb der Herstelleranteil der Prämie damit in der Kasse des Konzerns. Nun wird ein Teil davon an die Kunden zurückgegeben. Zusammen mit der umfangreicheren Serienausstattung hat der EV6 Jahrgang 2025 einen geringeren Preis als die 2024er-Version.
Fazit
Kia hat den EV6 im Rahmen dieser Modellpflege deutlich aufgewertet. Das Infotainment war bisher schon nicht das schlechteste auf dem Markt, mit den Neuerungen steigt der Komfort nochmals. Der höhere Energiegehalt und vor allem die nochmals gesteigerte Ladeleistung lassen viele Konkurrenten in diesem Preisbereich blass erscheinen. Die kleinen Detailverbesserungen, zu denen eine auf 1,8 Tonnen angehobene Anhängelast, wirksamere Geräuschdämmung und Assistenten, die versprechen weniger zu nerven, machen diese Generation EV6 fit für die zweite Hälfte seiner Bauzeit.
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(mfz)