LKW-Maut: T-Systems erwartet Exporterfolge

Die Telekom-Firma hat eine neue Tochterfirma namens Satellite Traffic Management gegründet, die die internationale Expansion der deutschen Mauttechnologie vorantreiben soll.

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Von
  • Detlef Borchers

T-Systems hat eine neue Tochterfirma namens Satellite Traffic Management gegründet, die die internationale Expansion der deutschen Mauttechnologie vorantreiben soll. Dies hat Lothar Pauly, CEO von T-Systems, am ersten Tag der Internationalen Pressekonferenz der Deutschen Telekom bekannt gegeben. Pauly zufolge besitzt die neue Tochtergesellschaft mit der Software OBU 2.0 das flexibelste Mautsystem der Welt, dass das Zeug zum Exportschlager hat und den Ruf "Innovation Made in Germany" bestätige. Während Toll Collect wie gehabt für die Technik sorgen soll, werde Satellite Traffic Management die Vermarktung scharf vorantreiben.

In den nächsten 18 Monaten werde das auf starkes internationale Interesse stoßende Mautsystem in einem anderen Land installiert sein, gab sich Pauly zuversichtlich. Nach seinen Angaben bewirbt sich die neue Firma unter anderem in Großbritannien, den Niederlanden und der Slowakei. Dabei werde Satellite Traffic Management pragmatisch vorgehen, betonte Pauly: In den Ländern, die nur 500 bis 800 Autobahnkilometer besitzen, werde man auch Mikrowellensysteme anbieten (wie sie Kapsch in Österreich und Tschechien installiert hat). Die T-Systems-Tochter sei dabei so flexibel wie nie zuvor und könne auch lediglich das Backend-Rechenzentrum als Service anbieten.

Für das deutsche Mautsystem nannte Pauly zwei vordringliche Aufgaben: Erstens müssen alle Ausweichstrecken effektiv bemautet werden. Zweitens sei die Politik in der Pflicht, die Maut auf LKW unter 12 Tonnen auszudehnen, weil die Zulassungszahlen belegen würden, dass die Maut mit kleinen Fahrzeugflotten umgangen wird. Zur Diskussion um die Nutzung von Mautdaten als Fahndungsdaten äußerte sich Pauly nicht.

Die Zukunft von T-Systems zeichnete Pauly in magenta-rosigen Farben. Vor allem die Übernahme der Volkwagen-Tochter Gedas, die noch durch das Kartellamt bewilligt werden muss, und die Verlängerung des Generalvertrages mit DaimlerChrysler stimmten den T-Systems-Chef positiv. Neben dieser Automobil-Achse will Pauly mit IT-Lösungen für die Warenrückverfolgung wachsen, weil die Herkunft von Lebensmitteln für den Verbraucher eine immer größere Rolle spiele.

Im Kampf gegen "Gammelfleisch und Co" seien Online-Datenbanken gefragt, in denen Produzenten ihre Verfahren dokumentieren und Konsumenten sich informieren können. Einen ersten Vertrag dieser Art habe T-Systems mit der EurepGAP, dem offenbar weltgrößten Zusammenschluss von Obst- und Gemüsehändlern unterzeichnet. Ein weiterer Vertrag soll heute mit dem Deutschen Fruchthandelsverband unterzeichnet werden. Ähnlich wie bei der Maut tritt T-Systems dabei unter einem neuen Namen auf. Transparent Goods heißt die neue Tochterfirma.

Von Online-Datenbanken, intelligenten Filtern und Regelwerken erwartet Pauly in der Warenlogistik mit RFID-Chips das große Geschäft. Als "Platinpartner" der Metro Group sei T-Systems bestens aufgestellt, RFID mit seinen "Real Time Enterprise Services" einzuführen. Sogar dem ungeliebten Thema IP-Telefonie gewann Pauly eine positive Deutung ab, weil T-Systems auch hier an der Spitze der Entwicklung marschieren möchte: "Ehe mich andere kannibalisieren, kannibalisiere ich mich lieber ein Stückchen selbst."

Zur satellitengestützten LKW-Maut und weiteren Vorhaben zur elektronischen Verkehrskontrolle siehe auch:

(Detlef Borchers) / (anw)