Ladeinfrastruktur für Elektroautos: Netz wächst schneller als Bestand
In diesem Jahr wurden bislang weniger E-Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum. Wenigstens der Ausbau der Ladeinfrastruktur kommt voran.

Die Vermischung von Begrifflichkeiten gehört zu den kleineren Problemen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur.
(Bild: Franz)
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Die Wirksamkeit staatlicher Lenkungswirkung zeigt sich bei den Absatzzahlen von Elektroautos deutlich. Ziemlich plötzlich beendete die Bundesregierung im Dezember 2023 die Kaufunterstützung für batterieelektrische Autos. Der Markt hat reagiert: In den ersten neun Monaten wurden hierzulande knapp 111.000 neue Elektroauto weniger zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Da der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur weiter vorankommt, verbessert sich für die E-Autofahrer die Chance auf eine freie öffentliche Ladesäule.
Mehr Ladepunkte pro E-Auto
Zum Stichtag am 1. Juli 2024 kamen bundesweit rechnerisch 17,3 batterieelektrische Autos oder Plug-in-Hybride auf eine Ladesäule. Ein Jahr zuvor hatte der Verband der Autoindustrie (VDA) noch einen Wert von rund 21 errechnet. Die genauen Wachstumszahlen zu bestimmen, ist dabei allerdings schwierig, da es im Ladesäulenverzeichnis der Bundesnetzagentur sehr viele Nachmeldungen gibt. Vergleicht man einen Vorjahreswert inklusive tausender Nachmeldungen mit einem aktuellen Wert ohne solche Nachmeldungen, verzerrt dies das Wachstum nach unten. Der VDA hat daher für seine Berechnungen alte Vergleichszahlen ohne die seither erfolgten Nachmeldungen herangezogen, um die Vergleichbarkeit zu verbessern.
Rein rechnerisch am besten mit Ladestationen versorgt sind Elektroautos in den Bundesländern Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Dort kommen laut VDA 11,8, beziehungsweise 11,9 und 12 Elektroautos auf einen Ladepunkt. Ihr gutes Abschneiden in dieser Kategorie verdanken die Länder allerdings auch der Tatsache, dass sie beim Anteil von Elektroautos zu den Schlusslichtern in Deutschland gehören. Die schlechtesten Quoten finden sich im Saarland mit 24,3 E-Autos pro Ladepunkt und Rheinland-Pfalz mit 21,7.
VDA: Hemmnisse beseitigen
Der VDA sieht weiter großen Handlungsbedarf beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Diese sei ein wesentlicher Schlüsselfaktor, um die Menschen zum Umstieg auf E-Mobilität zu bewegen, sagt Verbands-Präsidentin Hildegard Müller. Sie hatte in der Vergangenheit von der Politik mehrfach gefordert, Hemmnisse zu beseitigen, um die Ladeinfrastruktur schneller als bisher auszubauen. Der Bundesnetzagentur zufolge gab es am 1. September 2024 bundesweit 114.794 öffentliche AC- und 31.063 DC-Ladepunkte. Ein Jahr zuvor waren 72.829 AC-Ladepunkte und 21.498 DC-Säulen öffentlich zugänglich.
(mfz)