Macworld: Mac OS X 10.2 kommt nächsten Monat
Auf seiner Eröffnungsrede zur Macworld Expo in New York kündigte Apple-Chef Steve Jobs den Auslieferungsbeginn von Mac OS X 10.2 (Codename Jaguar) für August an.
Auf seiner Eröffnungsrede zur Macworld Expo in New York kündigte Apple-Chef Steve Jobs den Auslieferungsbeginn von Mac OS X 10.2 (Codename Jaguar) für den 24. August an. Die neue Betriebssystemversion bringt deutliche Verbesserungen gegenüber ihrer Vorgängerin 10.1.5 mit: Der Finder wurde überarbeitet, ist dank Multi-Threading schneller und wartet unter anderem mit "aufspringenden Ordnern", einem integrierten Suchfeld in der Werkzeugleiste sowie automatisch wechselnden Desktop-Hintergründen auf.
"Rendezvous" heißt eine laut Apple deutlich verbesserte Netzwerktechnik, die den Kontakt zu anderen Rechnern und Druckern sowie den Aufbau von Heim-Netzwerken wesentlich -- "nothing to set up" -- vereinfachen soll. Jobs führte als Beispiel eine iTunes-Musikbox vor, die andere Clients im Netz via Funknetz mit Musik versorgt: Die Playlist eines Rechners wird dem anderen im Netz automatisch hinzugefügt, die Musik über AirPort gestreamt. "Anwender brauchen keine IP-Adressen mehr zu kennen, um einen Drucker im Netz zu verwenden", warb Marketing-Vize Phil Schiller. Apple gibt Rendezvous als offenen Standard frei, dessen sich auch andere Hersteller bedienen können. Epson, HP und Lexmark hätten die Technik bereits adaptiert, um sie in ihren kabellosen Druckern einzubauen, sagte Jobs. Für die Integration in Virtual Private Network (VPNs) ist ein PPTP-Client vorgesehen. Ein SMB-Browser soll von Windows-Rechnern freigegebene Laufwerke automatisch finden.
Außerdem sind in der neuen Mac-OS-X-Version die verbesserte Such-Software Sherlock 3 mit diversen Kanälen zur themenbasierenden Suche (Musik, Film, Fotos, Yellow Pages, eBay ...) sowie ein Instant-Messenger namens "iChat" enthalten, der kompatibel zu AOLs weit verbreitetem AIM ist. Das Programm ist direkt ins Betriebssystem integriert; Apples Mail-Programm zeigt den Status von iChat-Teilnehmern, den Buddies, an und initiiert nach Erhalt einer entsprechenden E-Mail automatisch einen Chat mit dem Absender. Per "Rendezvous" gewinnt man leicht weitere Buddies, die sich im gleichen Netz befinden, hinzu. Anwender können wahlweise unter ihrem Mac.com-Namen (von Apples eigenem Mail-Dienst) oder unter ihrem AIM-Namen chatten.
"Mail" soll nunmehr lästige Spam abwehren, indem es den typischen Aufbau sowie häufig verwendete Wörter vieler solcher Nachrichten bereits kennt und zusätzlich die Semantik von E-Mails daraufhin überprüft, ob es sich um unerwünschte Werbung handeln könnte. Überdies lernt das Programm dazu, welche Nachrichten der Anwender als Spam bewertet, um in Zukunft ähnliche Mails automatisch auszufiltern und zugehörige E-Mail-Adressen zu blockieren. Das systemweite Adressbuch wurde ebenfalls überarbeitet, nimmt nun neben vCard-Daten auch Chat-Kontakte auf und sucht per LDAP nach Adressen im Internet. Bluetooth zur drahtlosen Anbindung etwa von Handys ist integriert.
Die Grafik-Engine Quartz arbeitet in Mac OS X 10.2 Hardware-beschleunigt, profitiert also von den Nvidia-Chipsätzen moderner Macs, um den Bildschirmaufbau wesentlich flotter zu machen. "Universal Access" soll Behinderten den Umgang mit OS X erleichtern, unter anderem durch eine Vergrößerungsfunktion sowie die Möglichkeit, das System vollständig per Tastatur zu bedienen.
Eine systemweite Handschriftenerkennung namens Inkwell ermöglicht die Eingabe von Texten über ein Grafiktablett. Die Erkennung soll ohne Training auskommen und auch mit anderen Applikatioen zusammenarbeiten. Apples Multimedia-Architektur QuickTime 6 samt AAC-Audio- und MPEG-4-Codecs gehört zum Lieferumfang. Steve Jobs kommentierte augenzwinkernd: "Schluss mit den proprietären Video-Insellösungen. Die ganze Welt arbeitet mit dem MPEG-4-Standard. Von Microsoft mal abgesehen."
Auf der Unix-Seite kommt ein GCC-3-Compiler, das CUPS-Printing-System, das Netzwerkprotokoll IPv6 sowie der VerschIüsselungsstandard IPSec hinzu.
Ein Update von 10.1.5 wird es nicht geben, stattdessen verkauft Apple die neue OS-X-Version auf CD-ROM (mit einem X-Logo im Jaguar-Muster) für rund 160 Euro. Wer ab heute einen neuen Mac kauft, bekommt die Scheibe gegen eine "Handling-Gebühr" von 29 Euro.
Zu den Ereignissen auf der Macworld siehe auch: (se)