Motorrad-Bestseller Kawasaki Z 900 ĂĽberarbeitet: Feilen an Details

Kawasaki bringt 2025 eine neue Z 900, doch die Revolution bleibt aus – zum Glück. Sie erhält überfällige Updates und Verbesserungen an neuralgischen Punkten.

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Kawasaki Z 900

(Bild: Kawasaki)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Wenn ein Motorrad sich seit vielen Jahren unter den Top drei in der Zulassungsstatistik hält und damit das meistverkaufte Modell der Marke ist, müssen die Entwickler sehr behutsam vorgehen, getreu dem Motto "Never change a winning team". Deshalb behält die Z 900 das von Kawasaki "Sugomi" getaufte Design bei und baut quasi das Bike um den Motor herum, der als zentraler Blickfang fungiert. Die Optik des neuen Modells kommt glatter und gefälliger daher, Kawasaki nimmt Abstand vom wild zerklüfteten und von Kanten geprägten Look der Vorgängerin. Sie guckt zwar immer noch böse, hat aber die grimmigen Stirnfalten verloren. Die beiden schräg stehenden LED-Abblendlichter sind kompakter und ein kleines LED-Fernlicht wandert dazwischen und markiert den tiefsten Punkt der neuen, glatten Frontmaske, die von einem kurzen Windschild gekrönt wird.

Auch die Kühler-Blenden zeigen sich mit einer glatten Fläche aus gebürstetem Aluminium samt eingravierten "Z" komplett neu und unterhalb des Tanks präsentiert sich eine Metallplatte über dem Rahmenrohr. Solche Details lassen die Z 900 unauffällig hochwertig erscheinen. Der Tank bunkert zwar weiterhin 17 Liter Sprit, ist aber neu gestaltet, auch wenn er seine buckelige Form behält. Hinten wurde er schmaler, um dem Fahrer einen besseren Knieschluss zu ermöglichen. Beim Sitz zeigen sich die durchdachten Detailarbeiten, denn er ist nun flacher, fällt aber vorne an den Seiten steiler ab, um dem Fahrer mehr Bewegungsfreiheit zu geben.

Kawasaki Z 900 I (8 Bilder)

Kawasaki hat seinen Bestseller Z 900 fĂĽr 2025 grĂĽndlich ĂĽberarbeitet. (Bild:

Kawasaki

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Dabei steigt die Sitzhöhe moderat von 820 auf 830 mm an. Der Soziussitz ist jetzt etwas dicker gepolstert. Das LED-Rücklicht ändert seine bisherige Z-Form und erinnert eher an ein dreidimensionales W. Auch der Kennzeichenträger ist neu gezeichnet. Die Felgen mit den dünnen Speichen, die Schwinge, das Federbein, die Fußrasten, der Vorderradkotflügel und die Form der Auspuffanlage bleiben dagegen unangetastet.

Im Vorfeld spekulierten einige Fachleute auf einen komplett neuen Rahmen aus Aluminium, weil die Z 900 im Vergleich zur Konkurrenz relativ schwer war. Doch Kawasaki hält am Rohrrahmen aus Stahl bei und verstärkt nur den Bereich um den Lenkkopf für mehr Steifigkeit. Der Heckrahmen ragt nun nicht mehr ganz so steil nach oben.

Die Upside-down-Gabel und das hintere Federbein bekommen eine neue Abstimmung, sodass sich für den Fahrer ein mehr vorderrad-orientiertes Gefühl und gleichzeitig ein präziseres Handling ergeben soll. Dazu könnte auch der Fat-Bar-Lenker mit höherer Steifigkeit beitragen. Kawasaki änderte die Fahrwerksgeometrie leicht, so schrumpft der Radstand von 1455 auf 1450 mm, hingegen wächst der Nachlauf von 105 auf 110 mm und der Lenkkopf steht mit 65,3 anstatt 65,5 Grad etwas weniger steil.

Endlich bekommt Kawasakis Bestseller radial montierte Bremszangen, zugeliefert von Nissin. Die beiden Bremsscheiben vorne zeigen kein Wave-Design mehr, bleiben aber bei 300 mm Durchmesser. Hinten gibt es andere Bremsbeläge. Serienmäßig steht das Naked Bike nun auf Dunlop Sportmax Q5A-Reifen. Das Leergewicht der neuen Z 900 steigt nur minimal um ein Kilogramm auf 213. Damit wird der Motor spielend fertig, auch wenn die Höchstleistung um ein PS auf 124 bei 9500/min sinkt und das maximale Drehmoment von 99 auf 97 Nm bei 7700/min. Im Fahrbetrieb dürfte das nicht auffallen, die Differenz liegt im Bereich der Toleranz.

Dennoch hat sich viel im flüssigkeitsgekühlten, 948 cm3 großen Reihenvierzylinder getan: Er verfügt über ein neues Nockenwellenprofil und endlich über ein Ride-by-wire. Die jetzt elektronisch angesteuerten Drosselklappen ermöglichen der die ECU, das Luft-Kraftstoffgemisch stets entsprechend dem vorgewählten Fahrmodus optimal anzupassen. Kawasaki verspricht, dass dadurch der Verbrauch um 16 und die CO₂-Emissionen um 11,3 Prozent sinken.

Die Z 900 erhält eine ganze Reihe von elektronischen Assistenzsystemen, neben den bisherigen Rain-, Road- und Sport-Modi kommt der individuell einstellbare Rider-Modus hinzu. Ganz neu ist das "Kawasaki Cornering Management Function" (KCMF), es überwacht Motor- und Fahrwerksparameter während der gesamten Kurvenfahrt und moduliert Bremskraft und Motorleistung für einen reibungslosen Übergang aus der Beschleunigung zum Bremsen und wieder zurück. Die schräglagensensitive Schlupfregelung in vier Stufen inklusive Abschaltfunktion behält die Z 900. Leicht geänderte Gangübersetzungen sollen sanftere Übergänge des bidirektionalen Quickshifters ermöglichen.

Kawaki Z 900 II (7 Bilder)

Das böse Gesicht bleibt, wirkt aber nicht mehr ganz so zerfurcht. (Bild:

Kawasaki

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Ganz neu ist das fünf Zoll große TFT-Display. Es beherrscht zwei Darstellungsoptionen und lässt sich per Bluetooth und Kawasaki-App mit dem Smartphone verbinden. Es kann unter anderem eine Pfeil-Navigation oder die aktuell gefahrene Schräglage anzeigen. Die Bedienungstasten für das Menü wanderten vom Bereich um das Display an das linke Lenkerende, was die Fahrsicherheit erhöht. Dort sitzen auch die Tasten für den nun serienmäßigen Tempomat.

Test der Z 900 SE als Retrobike

Kawasaki bietet auch 2025 ein SE-Modell der Z 900. Es zeichnet sich durch ein aufgewertetes Fahrwerk aus: vorne eine voll einstellbare, golden eloxierte Gabel von KYB und hinten ein ebenfalls voll einstellbares Federbein namens S46 von Öhlins. Die Verzögerung übernehmen radial montierte M4.32-Bremszangen mit 300-mm-Bremsscheiben, beides von Brembo, der radiale Bremspumpenzylinder stammt von Nissin. Zudem bietet die Z 900 SE serienmäßig einen USB-Ausgang im Cockpit. Zu guter Letzt ist der Sitzbankbezug mit Ziernähten aufgewertet.

Die Preise hat Kawasaki noch nicht bekannt gegeben, bisher startete die Z 900 bei 10.295 Euro und die Z 900 SE bei 11.795 Euro. Die Standard-Version kommt in den drei Lackierungen Schwarz mit grünem Rahmen, Schwarz/Silber mit rotem Rahmen und Schwarz/Grau mit schwarzem Rahmen und die Z 900 SE ausschließlich in Schwarz/Grafit mit grünem Rahmen und grünen Felgen.