Russland und China sichern sich Anteile an bolivianischer Lithium-Förderung

Eine russische und eine chinesische Firma sichern sich Lithium aus Bolivien – eine strategische Investition in den noch wichtigsten Rohstoff für E-Auto-Akkus.

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Lithium-Batterie

Lithium-Batterie von Toyota

(Bild: Toyota)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Pillau
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Für den Bau von zwei Lithium-Fabriken im Department Potosí wollen eine russische und eine chinesische Firma in Bolivien investieren. Einer Mitteilung des bolivianischen Staatskonzerns YLB (Yacimientos de Litio Bolivianos) zufolge planen Uranium One Group, eine Tochter des russischen Nuklearkonzerns Rosatom, und das chinesische Unternehmen Citic Guoan, rund 1,4 Milliarden US-Dollar (ca. 1,29 Mrd. Euro) für die Förderung. Am Rande der Salzpfanne von Uyuni, einer spektakulären Naturlandschaft, wollen die beiden Konzerne mindestens 45.000 Tonnen Lithium pro Jahr produzieren.

Lithium ist heute noch der wichtigste Rohstoff für die Produktion von Elektroauto-Batterien. China investiert seit Jahren strategisch in die Förderung dieses Leichtmetalls und hat dafür bereits Milliarden in Lateinamerika und Afrika investiert. Ziel ist eine möglichst weitgehende Kontrolle über die globalen Vorkommen dieses Vorprodukts, sei es durch Käufe, Joint-Ventures oder Lieferverträge.

Bei anhaltendem Erfolg auf diesem Weg dürfte in rund zwei Jahren circa ein Drittel des weltweit abbaubaren Lithiums in den Händen Chinas liegen. Russland versucht, seiner traditionellen Rolle als Rohstofflieferant auf dem Weltmarkt gerecht zu werden, allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau: Es liegt bei der globalen Produktion rund zehn Plätze hinter China. Im Wettlauf um das Lithium aus Bolivien lag das deutsche Unternehmen ACI Systems dank eines Kooperationsabkommens mit YBL bereits weit vorn. Diesen Vertrag hatte aber 2018 der damalige bolivianische Präsident Evo Morales nach Protesten in der Region Potosí gekündigt.

Dass Lithium der dominierende Rohstoff bei der Produktion von Traktionsbatterien bleibt, ist unwahrscheinlich. Es gilt also keineswegs als ausgemacht, dass die staatsgetriebenen chinesischen Investitionen dauerhaft gewinnbringend sein können. Hersteller und Forscher suchen neue Alternativen für das Material, das teuer in der Gewinnung ist und bei einer globalen Umstellung auf E-Mobilität auch bei hohen Recyclingraten ohnehin zu knapp würde. Allein bis 2030 müsste sich die Produktion nach Schätzungen mindestens verzehnfachen.

Praktisch alle großen Hersteller von Elektroauto-Batterien arbeiten daran, den Lithium-Anteil zu senken. Akkus mit alternativen Materialien sind bereits in der Serienerprobung. So hat der große chinesische Hersteller CATL angekündigt, noch in diesem Jahr Natrium-Ionenzellen in Serie zu bauen. Natrium als aktives Material ist billig und praktisch überall verfügbar. Ein Elektroauto, das mit einer 30 kWh fassenden Natrium-basierten Traktionsbatterie startet, ist der chinesische Kleinstwagen BYD Seagull. Der Hochlauf soll allerdings nach Einschätzung von Prof. Dr. Markus Hölzle vom Zentrum für Solarenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) noch eine Weile in Anspruch nehmen: 2030 sollen erst drei Prozent aller neuen Elektroautos Natrium-basierte Akkus haben.

(fpi)