STMicroelectronics gibt Kyro-Grafikchips auf

In einer knappen Pressemeldung teilt STMicroelectronics den Ausstieg "aus dem PC-Grafikmarkt" mit. ST fertigt bislang die Grafikchips Kyro und Kyro II.

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In einer knappen Pressemeldung teilt STMicroelectronics den Ausstieg "aus dem PC-Grafikmarkt" mit. Das größte europäische Halbleiterunternehmen will diese Sparte, die im letzten Jahr nur mit rund 15 Millionen US-Dollar zum Gesamtumsatz von 6,36 Milliarden US-Dollar beitrug, verkaufen.

Mit dieser Entscheidung hängt die Fertigung der in den Jahren 2000 und 2001 vorgestellten Grafikchips Kyro und Kyro II in der Luft. Die aus der Sparte SGS Thomson des ehemaligen französischen Staatskonzerns Thomson Multimedia hervorgegangene STMicroelectronics fertigt die Kyro-Chips unter Lizenz der Firma PowerVR, die wiederum eine Tochterfirma von Imagination ist. Imagination besitzt auch den Grafikkartenhersteller VideoLogic, neben der französischen Guillemot/Hercules Anbieter von Produkten mit Kyro-Chips. Im Januar hatte die von Guillemot 1999 übernommene Hercules angekündigt, demnächst auch Karten mit ATI-Radeon-Chips zu bestücken.

Als Begründung für den Abschied aus dem PC-Grafikmarkt gibt ST an, man wolle die Forschung und Entwicklung stärker auf strategisch wichtige Märkte konzentrieren und nennt die Bereiche Kommunikation, Automotive, Computer-Peripherie, SmartCards und digitale Heimelektronik -- darunter besonders Settop-Boxen, DVD-Video und digitales Fernsehen. ST wird laut Imagination für seine DVD-Video-Chips weiter zu den Lizenznehmern von PowerVR-Technik gehören.

Imagination betont, dass man bei der Suche nach einem geeigneten Käufer für die ST-Grafiksparte eng mit ST kooperiere. Es hätten sich schon Interessenten gemeldet, mit anderen Chipfirmen spreche man auch über die Lizenzierung künftiger Grafikchip-Entwicklungen von PowerVR. Das Unternehmen hatte unter anderem den Grafikprozessor für Segas Dreamcast-Spielkonsole entwickelt, der bei NEC gefertigt wurde.

Der Grafikchip-Markt konzentriert sich stark. Vorletztes Jahr kaufte Nvidia 3Dfx. Und ATI übernahm mit ArtX die Entwickler des Grafikchips in Nintendos Gamecube sowie im letzten Jahr die ehemalige S3-Sparte für die FireGL-Profi-Grafikkarten. Neben den immer größer werdenden Platzhirschen Nvidia und ATI ist kaum noch Platz für andere -- als Anbieter von teuren Profi-Systemen kann sich noch 3DLabs halten, die im Jahr 2000 mit der ehemaligen Intergraph-Tochter Intense3D fusionierten. Von kleineren Firmen hört man nur noch wenig, obwohl beispielsweise die finnischen Bitboys den Partner Infineon im Rücken haben. Ehemals klangvolle Namen wie NeoMagic, Trident, Chips & Technologies oder Cirrus Logic haben ihr Grafik-Know-how längst verkauft und sich anderen Anwendungen zugewandt. Doch auch die Aufkäufer wurden trotz hoher Investitionen nicht immer glücklich: Intel stieg noch 1998 bei Evans & Sutherland ein, um sich dann 1999 aus dem 3D-Grafikmarkt zurückzuziehen. (ciw)