Studie nennt es "Kipppunkt": Ab 2030 wird sich Elektroantrieb in Lkw durchsetzen
Eine weitere Studie einer Beratungsagentur rechnet mit einem baldigen Durchbruch fĂĽr Elektro-Lastwagen. Es dĂĽrfte schneller gehen als bei den Pkw.
- Florian Pillau
- mit Material der dpa
Elektro-Lastwagen könnten einer Studie zufolge bereits in wenigen Jahren Standard auf deutschen Straßen werden und den Diesel-Laster bis 2040 fast komplett verdrängen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zur Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation in Hannover. Bereits 2030 werde mehr als jeder fünfte Lkw und Bus weltweit batterieelektrisch fahren, erwartet die PwC-Strategieberatung Strategy&, die die Analyse erstellt hat. 2040 könnten es dann bereits 90 Prozent sein. 2030 rechnen die Experten mit einem weltweiten Absatz von 600.000 E-Lastern, zehn Jahren später dann mit 2,7 Millionen pro Jahr.
"Nachdem der Transportsektor lange mit der Umstellung auf Elektro-Lkw gehadert hat, beobachten wir nun einen tiefgreifenden Wandel in der Branche", fasst Strategy& seine Erkenntnisse zusammen. Neue Plattformen für E-Nutzfahrzeuge würden den Weg ebnen für einen breiten Einsatz in verschiedensten Anwendungsszenarien. Bis 2030 werde dabei der "Kipppunkt" erreicht, ab dem sich die Transformation der Branche "deutlich beschleunigen wird", kommentiert die Beratungsagentur ihre Studie. Wichtiger Treiber seien dabei die Vorschriften zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes von Lkw, die ab 2030 in allen wichtigen Weltregionen spürbar verschärft würden.
Sprung bei Reichweite und Ladeleistung
Der Studie zufolge dürfte die Reichweite der E-Laster bis zum Ende des Jahrzehnts einen Sprung um 50 Prozent machen und von 600 auf 900 Kilometer steigen. Die Ladegeschwindigkeit werden sich sogar verdreifachen, die Preise für den elektrischen Antriebsstrang zugleich um zehn Prozent sinken. Im Ergebnis könnten Elektro-Laster und -Busse dann wirtschaftlich sinnvoll im Fernverkehr und auf Linienverbindungen eingesetzt werden und wären in den Gesamtkosten günstiger als Diesel-Fahrzeuge.
Voraussetzung sei allerdings ein konsequenter Ausbau der Ladeinfrastruktur. Dafür seien in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen notwendig – sowohl von öffentlicher Hand, vor allem aber von der Logistikbranche selbst, die verstärkt Ladepunkte in ihren Depots einrichten müsse. Bis 2035 liege der öffentliche Investitionsbedarf in Europa demnach bei 6,1 Milliarden Euro, um 720 Ladeparks zu errichten und damit eine flächendeckende Ladeinfrastruktur zu schaffen. Hinzu kämen noch einmal 28,6 Milliarden Euro, die die Unternehmen selbst für etwa 28.500 eigene Ladepunkte aufbringen müssten.
Auf der IAA Transportation, die heute mit einem Pressetag beginnt, zeigen Hersteller wie Daimler Truck, Scania und Volvo Trucks ihre neuesten elektrischen und wasserstoffbetriebenen Lkw. Insgesamt 1650 Aussteller aus 41 Ländern haben sich angekündigt. Auch der chinesischen E-Auto-Bauer BYD ist mit einem Elektro-Doppeldeckerbus vertreten, Tesla zeigt seinen E-Sattelschlepper Semi-Truck.
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(fpi)