Temperaturabhängig: Weißabgleich und Farbwiedergabe

Seite 3: Welche Methoden gibt es?

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In den alten Tagen der „Film“-Fotokameras benutzte man verschiedene Filmsorten für Tages- oder Kunstlicht (Dia) oder Filter zum Ausgleich der Farben. Digitalkameras besitzen verschiedene Programme. Am einfachsten ist der automatische Weißabgleich zu verwenden – die Kamera macht alles von alleine. Daneben gibt es Voreinstellungen auf bestimmte Lichtarten (Tageslicht, schattig, wolkig, Kunstlicht usw.), eine manuelle Korrektur des Weißabgleichs nach rot-blau oder grün-magenta in der Kamera, sogenannte Weißabgleichsreihen und schließlich den messtechnischen Weißabgleich (siehe unten). Die Ergebnisse einer Weißabgleichsreihe ähneln dem hier gezeigten Bildstreifen der Aufnahmen in verschiedenen Lichtarten – man sucht sich dann das am besten passende Bild heraus.

Voreinstellungen auf bestimmte Lichtarten oder messtechnischer Weißabgleich sind umständlich und fehlerträchtig und eigentlich nur dann notwendig, wenn Sie ausschließlich Bilder im JPEG-Format in der Kamera abspeichern wollen, sei es, um sich die Nachbearbeitung zu sparen oder weil die Kamera kein Raw-Format beherrscht. Bei digitalen Spiegelreflexkameras ist grundsätzlich zum Raw-Format zu raten, manche Kameras bieten auch an, Raw und JPEG gleichzeitig abzuspeichern. Als Einstellung eignet sich dann meistens die Automatik.

Von links oben nach rechts unten: Graukartenmessung auf Sonnenlicht (4000 K), automatische Belichtung (4800 K), automatische Belichtung (5100 K), Graukartenmessung auf Himmelslicht (6000 K)

Stellt man die Kamera auf automatischen Weißabgleich, werden die Farbunterschiede in einem gewissen Maß ausgeglichen, wobei sich selbst zwei verschiedene Kameramodelle ein und desselben Herstellers (Canon 300D und 400D) unterschiedlich verhalten. So fallen bei der (älteren) 300D die Aufnahmen im Glühlampen- und Kerzenlicht deutlich rotstichiger aus.

Wäre der „totale automatische Weißabgleich“ technisch überhaupt machbar? Bei einer Kamera, die nicht mit besonderen Sensoren das Aufnahmelicht messen kann (was für sich gesehen unter manchen Umständen vom Kamerastandort aus nicht möglich wäre), sondern nur den Blick durch das Objektiv, also den eigentlichen Motivinhalt, zur Verfügung hat, ist das höchst fraglich. Wenn ein Mensch am PC das Testbild oder ein bekanntes Motiv vor sich sieht, und weiß, welche Flächen grau und welche farbig sein sollen, fällt es ihm leicht, mit der Pipette ein Grau anzumessen.

Eine Kamera wie die EOS 400D geht davon aus, dass die Welt normalerweise in ein mittleres, eher warmes Tageslicht (um 5200 K) getaucht erscheint. Von dieser Annahme lässt sie sich per Automatik nur begrenzt „weglocken“. Dabei erfasst der Sensor der Kamera einen so weiten Bereich unterschiedlichster Farben, dass man unter allen mit einiger Wahrscheinlichkeit vorkommenden Beleuchtungsverhältnissen ein „farbrichtiges“ Bild herausrechnen kann. Und weil dies üblicherweise per Software geschieht, kann man diesen Vorgang nachträglich und in beliebigen Varianten ausführen, wenn die Kamera die Sensordaten direkt abspeichert (im Raw-Format). Weil hier aber die passende Umsetzung in ein ansprechendes und farbrichtiges Bild noch fehlt, müssen Raw-Dateien auf jeden Fall nachbearbeitet werden – wobei sich ein Konverter wie ACR (Adobe Camera Raw) auch an den von der Kamera gelieferten Daten zur Einstellung des Weißabgleichs etc. orientieren kann, sodass nicht in jedem Fall ein Eingreifen des Benutzers erforderlich ist.

Völlige „Gleichschaltung“ ist nur mit einem „messtechnischen Weißabgleich“ zu erzielen: Dazu fotografiert man eine definierte Graufläche, die alle „Farben“ gleichmäßig reflektiert, und lässt entweder die Kamera ihren Weißabgleich darauf einstellen oder nimmt diesen später in einem Fotoprogramm per Pipette vor. Jegliche Stimmung aber bleibt bei dieser Methode auf der Strecke. Der nachträgliche „gemessene“ Weißabgleich im Raw-Konverter leistet mindestens das Gleiche wie ein Abgleich der Kamera auf ein weißes Objekt. Graukarten aus wetterfestem Material bekommt man (meist mit einer weißen und einer grauen Seite) im Fotofachhandel ab etwa 15 Euro.

Bei einer Testbildreihe, die auf das Grau in der Mitte des Testbildes abgeglichen ist, möchte man zuerst fast nicht glauben, dass sie bei so unterschiedlichem Licht aufgenommen wurde. Bei genauerem Hinsehen fällt allerdings auf, dass die Intensität der Farben nach unten hin deutlich abnimmt, da kommt der Sensor der Kamera doch an seine Grenzen.